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https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Deutsche Listen 1933–1938
a. Verbotslisten
Einleitung
Das Jahr 1933 ist in Deutschland geprägt von einem Buchverbots- und Beschlagnahmewesen, das
sich als „ein durch die territoriale und kompetenzmäßige Zersplitterung der staatlichen Indizierung
[…] verwirrtes Knäuel privater, organisationsspezifischer, gerichtlicher, polizeilicher und behörd-
licher Maßnahmen und Aktionen“ darstellt.31 Anfangs agierte man auf der Basis der schwammigen
Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, die unmittelbar nach dem Reichs-
tagsbrand am 28.2.1933 verabschiedet worden war.32 Nach unzähligen Beschlagnahmungen, den
Bücherverbrennungen vom 10.5.1933 und den ersten Verbotslisten des Jahres
– zumeist unter der
Verantwortung des Kampfbunds für deutsche Kultur (KdK) und der Volksbibliothekare (→LHerr-
mann33, Schwarze Liste33) – versuchte Joseph Goebbels mit der Amtlichen Anordnung der RSK
über schädliches und unerwünschtes Schrifttum vom 24.4.193533 die reichsweite Schrifttumskont-
rolle und Verbotspraxis in seiner Hand zu konzentrieren und ließ in vielfacher Kooperation die ver-
bindlichen Verzeichnisse erstellen: Beschlagnahmungen bedurften von nun an der Genehmigung
der am 1.11.1933 von ihm gegründeten Reichsschrifttumskammer (RSK) bzw. ab 1.4.1938 seines
Ministeriums (des RMVP, Abt. VIII Schrifttum).34 Dem Geheimen Staatspolizeiamt (Gestapa)
bzw. der Gestapo – nach der Machtübernahme selbsttätig hochaktiv – sollten nun lediglich die
Rolle der Exekution zu fallen, erst am 3.4.1936 bestätigte Hitler diese Machtverschiebung,35 die bis
dahin praktizierten Verbote verschiedenster Institutionen wurden nicht angetastet. Seit Juli 1936
wurden einschlägige Anträge auf einer vom RMVP, Abt. Schrifttum geleiteten „Verbotskonferenz“
entschieden.36
Die Anordnung Goebbels’ zielte auf die Erstellung zweier Listen: Eine enthalte jene Schriften,
„die das nationalsozialistische Kulturwollen gefährden“ (§ 1), sie durften nicht vertrieben werden und
mussten aus Buchhandel und Büchereien entfernt werden (Liste des schädlichen und unerwünschten
Schrifttums, LSUS35–42). Die zweite enthalte jene Werke, die lediglich nicht in die Hände Jugend-
licher geraten sollten (Liste der für Jugendliche und Büchereien ungeeigneten Druckschriften, LJB43, sie
kam erst 1939 zu Stande). Voraussetzung für die Anordnung war die knapp zuvor am 10.4. erfolgte
Aufhebung des aus der Weimarer Republik stammenden Gesetzes zur Bewahrung der Jugend vor
Schmutz- und Schundschriften von 1926. Trotz der bereits seit 1934 durch die Schrifttumsabteilung
des RMVP vorbereiteten Grundliste37 wurde die LSUS35 erst Anfang März 1936 verteilt,38 sie ist
äußerst fehlerhaft, zuständig war der Leiter des Sonderreferats „Überwachung“ der RSK, Karl Hein-
31 Dahm83, 43.
32 Vgl. Barbian95, 249–257.
33 Börsenblatt 30.4.1935.
34 RKKRecht43, II, Nr. 61.
35 Graf91, 115
– Barbian10, 253.
36 Bücherverbrennung83, 259.
37 Graf91, 113.
38 Aigner71.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271