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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945
Einleitung
Die folgende erstmalige handbuchartige Bestandsaufnahme wäre nicht möglich ohne die
geschichtlich privilegierte Besonderheit, dass unmittelbar nach der Besetzung Österreichs
im Jahre 1938 eine Institution geschaffen wurde, die die Aufgabe hatte, das unterhalb der
Parteien der zivilgesellschaftlichen Selbstorganisation entspringende und – trotz der Ein-
schränkungen der Vereinsautonomie durch den autoritären „Ständestaat“ – noch immer
vielfältige Vereinswesen zu zerschlagen bzw. politisch gleichzuschalten. Der von Hitler zum
Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich einge-
setzte saarländische Gauleiter Josef Bürckel schuf zu diesem Zweck unmittelbar nach der
Okkupation Österreichs am 18.3.1938 die Dienststelle des Stillhaltekommissars für Vereine,
Organisationen und Verbände [Stiko], die binnen Monaten eine Bestandsaufnahme der in
Österreich existierenden Vereine vornahm. Die Dienststelle Josef Bürckels vollzog dieses
destruktive Vorhaben mit bürokratischer Präzision und Effizienz, sie hatte binnen weniger
Wochen alle anderen Machtinstanzen überflügelt, war „die zentrale ‚Behörde‘ für Maßnah-
men im Vereinssektor“67 und es gelang ihr damit etwas, „was im ‚Altreich‘ nicht gelungen
war: die totale Erfassung und Kontrolle aller Vereine und Organisationen, der Raub großer
Vermögensbestände und die ideologische Ausrichtung der übrig gebliebenen Vereine nach
den Vorgaben der NSDAP.“68 Der Stiko war sowohl verwaltungsmäßig als auch politisch
„eine neuartige Institution, die nicht an Vorbilder anknüpfen konnte“, ein Modell, das
danach in anderen von Deutschland besetzten Gebieten, im Sudetenland, dem Elsass, in
Lothringen, Luxemburg und den Niederlanden zur Anwendung kam.69
Diese totale Bestandsaufnahme (Akten im Österreichischen Staatsarchiv, Archiv der Repu-
blik 04 Stiko)70 musste für die vorliegende Untersuchung ergänzt werden, da sie jene Vereine
nicht erfasst, die einerseits vor 1938 ihre Tätigkeit eingestellt hatten und andererseits jene, die
nach 1938 während des Nationalsozialismus gegründet worden sind. Daher wurden neben
den Stiko-Akten die Eigenangaben jener Schriftsteller, die weiterhin publizieren wollten, her-
angezogen: Sie hatten in den Fragebögen zur Aufnahme in die monopolistische Reichsschrift-
tumskammer (RSK) und/oder die NSDAP die Zugehörigkeit bei literarischen Vereinen anzu-
67 Pawlowsky/Leisch/Klösch04, 13.
68 Pawlowsky/Leisch/Klösch04, 14.
69 Pawlowsky/Leisch/Klösch04, 79.
70 Die Bestandsaufnahme ist nach Hauptgruppen geordnet, sie spiegelt nur den Status von Anfang 1938 wider,
nur in seltenen Fällen wird Vorgeschichte eingebracht. Zentral sind für unsere Fragestellung die Gruppen
16 (Kulturelle Vereine) und 37 (Kulturkammer). Durch inhaltliche Überschneidungen finden sich auch in
anderen Gruppen (z. B. katholische, jüdische, wissenschaftliche und Arbeiter-Vereine (Gruppen 26/27, 31,
36 und 7) literarische Vereinsakten.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271