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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
1. Zensur und Förderung
Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1935–42)
Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums 1935. Hg. RSK. [=LSUS35] – Berlin: Reichs-
druckerei [03.1936] [Stand v. Okt. 1935; 144 S.]
• Quellen
Aigner71 – Barbian93/95/10 – Bolbecher/Kaiser00 – Brenner63 – Bücherverbrennung83 – Dahm83 –
Dahm93 – Faustmann90 – Graf91 – Hall85 – Handbuch-RSK42 – Nassen87 – RKKRecht43 – Sieben-
haar83
• Archive
– BAB/BAK (R 56V/72, fol. 142–160)
Nach den im Zusammenhang mit den Bücherverbrennungen entstandenen Schwarzen Listen, die
als Anregungen für die „Reinigung“ der Büchereien zu betrachten waren, markiert die Liste 1 den
Beginn der unter Joseph Goebbels zentralisierten Zensur in Deutschland, sie war Ausgangspunkt ver-
schiedenster exekutiver Maßnahmen. Ihre rechtliche Basis war die am 25.4.1935 erlassene „Verord-
nung über schädliches und unerwünschtes Schrifttum“, nach der die „Verbreitung“ der genannten
Bücher durch öffentliche Büchereien und jegliche Form des Buchhandels verboten war.57 Da durch
die berufsständische Erfassung aller Schriftsteller seitens der RSK bereits die Spaltung des literari-
schen Systems in Deutschland vollzogen war, betraf die in einer Auflage von 13.000 erschienene,58
aber nur für den Dienstgebrauch gedachte Liste in erster Linie jene AutorInnen, die nicht emigrier-
ten und versuchten, im Deutschen Reich ihr Auskommen zu sichern.
Die äußerst fehlerhafte und überhastet erstellte Liste (zu den Indizierungskriterien siehe bes.
Aigner71) enthält 3601 Einzeltitel und 524 Gesamtverbote (Aigner71, 984), sie diente als Instrument
der zweiten großen Beschlagnahmungswelle am 2.4.1936
– einen Tag, bevor Hitler Goebbels die Zen-
surhoheit zugestand
– und vieler weiterer Aktionen v. a. in schwer kontrollierbaren Antiquariaten, Leih-
büchereien, Verlagen und Sortimentsbuchhandlungen (Graf91, 113). Generelle Verlagsverbote werden
noch vermieden, gehäufte Einzelverbote betreffen aber die Wiener Unternehmen Psychoanalytischer
Verlag, Verlag für Literatur und Politik und Wiener Volksbuchhandlung, die systematische Erfassung
der verfemten ÖsterreicherInnen erfolgte erst nach dem „Anschluss“ in der Liste des schädlichen und
unerwünschten Schrifttums 1938 (ersch. Ende 1939); vorbereitende Funktion hatten zwei aus dem Um-
kreis des österreichischen KdK stammenden schwarze Listen: Jene der hinsichtlich des „Verbrennungs-
todes […] äußerst stiefmütterlich behandelten“ Österreicher (Wache33) und die Liste Graz35.
Indizierte lebende oder verstorbene, Österreich zugezählte Personen (v. a. nach Bolbecher/Kaiser00,
sie verwerten die LSUS nicht):
Sämtl. Schriften: Bruno Adler – Max Adler – Frank Arnau – Raoul Auernheimer – Ludwig Bauer –
Vicki Baum – Richard Arnold Bermann – Hugo Bettauer – Franz Blei – Max Brod – Ferdinand
57 In der Fassung vom 15.4.1940 wurde präzisiert: Es war verboten, die angeführten Werke „zu verlegen, zu
verkaufen, zu verteilen, zu verleihen, zu vermieten, auszustellen, anzupreisen, anzubieten oder vorrätig zu
halten“.
58 Brenner63, 52.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271