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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Einleitung
Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“
Die österreichische Bundesregierung75 verbot
– am 26. Mai 1933 die Kommunistische Partei und ihre Vereine (Bund der proletarisch
revolutionären Schriftsteller Österreichs),
– am 19.
Juni 1933 jene der NSDAP (Kampfbund für deutsche Kultur
– Ring
– nationaler Schriftsteller Österreichs – Kulturgemeinschaft bzw. NS-Kulturgemeinde – der
in Salzburg illegal und informell existierende Reichsverband Deutscher Schriftsteller Ös-
terreichs wurde nach dem Juliputsch von Deutschland aus aufgelöst und der Allgemeine
Schriftstellerverein Berlin, Landesgruppe Wien stellte – veranlasst durch die Machtergrei-
fung in Deutschland und polizeiliche Überwachung in Österreich
– seine Tätigkeit ein).
– und am 12.
Februar 1934 jene der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Arbeiterbühne
Graz
– Vereinigung sozialistischer Schriftsteller).
Zusätzlich wurde im Sinne der berufsständischen Vereinheitlichung der Studentenschaft der
Katholisch-deutsche Germanistenverein aufgelöst und in die philosophische Fachschaft der Ger-
manisten übergeführt, der Deutsch-Akademische Verein der Germanisten in Graz wurde zwar
verboten und sein Eigentum eingezogen, existierte aber nach 1938 weiter. Der mit dem Mo-
nopolanspruch des „autoritären Ständestaats“ konkurrierende, als Dachorganisation tätige
Gesamtverband schaffender Künstler Österreichs wurde zur Auflösung gezwungen.
Insgesamt waren elf literarische Vereine von politisch motivierten Auflösungen betroffen. Ein
anderer Teil wurde wirtschaftlich und politisch unter Druck gesetzt, eventuell gezwungen, einen
Vertreter der Einheitspartei Vaterländische Front oder des privilegierten Verbands katholischer deut-
scher Schriftsteller (siehe dort ausführlicher) in den Vorstand aufzunehmen (z. B. Wiener Zweig-
verein der Deutschen Schillerstiftung
– Österreichischer Kulturbund
– Österreichischer P.E.N.-Club
–
Steirischer Schriftstellerbund
– siehe auch Österreichischer Arbeiter-Schriftsteller-Verband).
Eine Reihe von Vereinen unterlag polizeilicher Überwachung (Wiener Kulturklub
– Karl-
Kraus-Gesellschaft
– Bund der proletarisch revolutionären Schriftsteller Österreichs
– Kampfbund
für deutsche Kultur – Deutsche Bühne – Kulturgemeinschaft – Vereinigung der bodenständigen
Künstler Österreichs
– Allgemeiner Schriftsteller-Verein Berlin, Landesgruppe Wien).
Fallweise gingen verbotene Vereine in den Untergrund (wie z. B. die Kulturgemeinschaft
oder die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller).
Aus strategischen Gründen lud man Kulturfunktionäre der Vaterländischen Front, wie
Guido Zernatto, Rudolf Henz oder Viktor Winkler-Hermaden, zu Lesungen ein. Häufig
verfolgte man eine Anpassungspolitik einerseits gegenüber dem Ständestaat wie die berühmte
liberale Concordia, anderseits gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland, weil Mit-
glieder Absatzprobleme auf dem dominanten Markt fürchteten (siehe Schutzverband deut-
scher Schriftsteller Österreichs und Reichsverband Deutscher Schriftsteller).
75 Siehe dazu Drobesch91, 219–301.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271