Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Radetzkymarsch
Seite - 82 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 82 - in Radetzkymarsch

Bild der Seite - 82 -

Bild der Seite - 82 - in Radetzkymarsch

Text der Seite - 82 -

Herren, daß wir diesmal ein diskreteres –«, er wollte »Begräbnis« sagen, hielt ein, überlegte lange, fand kein Wort, sah zum Plafond, und um seinen Kopf wie um die Köpfe der Zuhörer rauschte eine furchtbare Stille. Endlich schloß der Rittmeister: »– einen diskreteren Vorgang haben werden.« Er atmete einen Augenblick auf, verschluckte ein kleines Backwerk und trank sein Wasser in einem Zug leer. Alle fühlten, daß er den Tod angerufen hatte. Der Tod schwebte über ihnen, und er war ihnen keineswegs vertraut. Im Frieden waren sie geboren und in friedlichen Manövern und Exerzierübungen Offiziere geworden. Damals wußten sie noch nicht, daß jeder von ihnen, ohne Ausnahme, ein paar Jahre später mit dem Tod zusammentreffen sollte. Damals war keiner unter ihnen scharfhörig genug, das große Räderwerk der verborgenen, großen Mühlen zu vernehmen, die schon den großen Krieg zu mahlen begannen. Winterlicher weißer Friede herrschte in der kleinen Garnison. Und schwarz und rot flatterte über ihnen der Tod im Dämmer des Hinterstübchens. »Ich kann’s nicht begreifen!« sagte einer von den Jungen. Alle hatten schon ähnliches gesagt. »Aber ich erzähl’s doch schon zum x-ten Mal!« erwiderte Taittinger. »Die Wandertruppe, damit hat’s angefangen! Mich hat der Teufel geritten, grad zu der Operette hinzugehen, zu dem, wie heißt’s denn, jetzt hab’ ich den Namen auch schon vergessen, also, wie heißt’s denn?« – »Der Rastelbinder!« sagte einer. »Richtig! also mit dem ›Rastelbinder‹ hat’s angefangen! Wie ich grad aus dem Theater komm’, steht der Trotta gottverlassen einsam im Schnee auf dem Platz, ich bin nämlich vor Schluß fortgegangen, das mach’ ich immer so, meine Herren! Ich kann’s nie bis zum End’ aushalten, ‘s geht gut aus, das kann man gleich erkennen, wann der dritte Akt anfangt, und dann weiß ich eh alles, und dann geh’ ich eben, so leis wie möglich, aus dem Saal. Außerdem hab’ ich das Stück schon dreimal gesehn! – na! – Da steht also der arme Trotta mutterseelenallein im Schnee. Ich sag’: ›Ganz nett ist das Stück gewesen.‹ Und erzähl’ noch das merkwürdige Benehmen von Demant! Der hat mich kaum angeschaut, läßt seine Frau im zweiten Akt allein und geht einfach weg und kommt nicht wieder! Er hätt’ mir ja auch die Frau anvertrauen können, aber so einfach fortgehn, das ist beinah ein Skandal, und all das sag’ ich dem Trotta. ›Ja‹, sagt der, ›mit dem Demant hab’ ich schon lang nicht mehr gesprochen … ‹« »Den Trotta und den Demant hat man wochenlang zusammen gesehn!« rief jemand. »Weiß ich natürlich, und deshalb hab’ ich auch dem Trotta von dem kuriosen Benehmen Demants erzählt. Aber ich misch’ mich ja auch nicht weiter in fremde Angelegenheiten, und deshalb frag’ ich den Trotta, ob er noch auf einen Sprung mit mir in die Konditorei kommt. ›Nein‹, sagt er, ›hab’ 82
zurück zum  Buch Radetzkymarsch"
Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Radetzkymarsch