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Radetzkymarsch
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Hauses, den aschgrauen Wochentagen, den gähnenden Sonntagen, den qualvollen Reitstunden, den blöden Manövern und seiner eigenen Betrübnis über all diese Schalheit. Durch das Schluchzen und Stöhnen des Leutnants brach gewaltig der schmetternde Ruf dieser lebendigen Erde, und während der Doktor nach einem Wort suchte, um Trotta zu beruhigen, überschwemmte das Mitleid sein Herz, flackerte die Liebe in ihm mit tausend Feuerzungen auf. Weit hinter ihm lag schon die Gleichgültigkeit, in der er die letzten Tage zugebracht hatte. Da erklangen drei harte Schläge der Wanduhr. Trotta war auf einmal still. Man hörte das Echo der drei Glocken, es ertrank langsam im Summen der Gaslampe. Der Leutnant begann mit einer ruhigen Stimme: »Du sollst wissen, wie dumm diese ganze Geschichte ist! Der Taittinger langweilt mich wie uns alle. Ich sag’ ihm also, daß ich ein Rendezvous hab’, an jenem Abend vor dem Theater. Dann kommt deine Frau allein. Ich muß sie begleiten. Und grad wie wir am Kasino vorbeigehn, treten sie alle auf die Straße.« Der Doktor nahm die Hände von den Schultern Trottas und begann wieder seine Wanderung. Er ging beinahe lautlos, mit sanften und horchenden Schritten. »Ich muß dir noch sagen«, fuhr der Leutnant fort, »daß ich sofort geahnt hab’, es wird was Schlimmes passieren. Ich hab’ auch kaum noch ein nettes Wort zu deiner Frau sagen können. Und wie ich dann vor eurem Garten gestanden bin, vor deiner Villa, hat die Laterne gebrannt; ich erinnere mich, da hab’ ich im Schnee auf dem Weg vom Gartentor zur Haustür deutlich die Spuren deiner Schritte sehn können, und da hab’ ich eine merkwürdige Idee gehabt, eine verrückte Idee … « »Ja?« sagte der Doktor und blieb stehen. »Eine komische Idee: Ich hab’ einen Moment gedacht, deine Spuren sind so was wie Wächter, ich kann’s nicht ausdrücken, ich hab’ halt gedacht, sie schaun aus dem Schnee herauf zu deiner Frau und mir.« Doktor Demant setzte sich wieder, sah Trotta genau an und sagte langsam: »Vielleicht liebst du meine Frau und weißt es nur selber nicht?« »Ich hab’ keine Schuld an der ganzen Sache!« sagte Trotta. »Nein, du hast keine Schuld!« bestätigte der Regimentsarzt. »Aber immer ist es so, als hätt’ ich Schuld!« sagte Carl Joseph. »Du weißt, ich hab’ dir erzählt, wie das mit der Frau Slama gewesen ist!« Er blieb still. Dann flüsterte er: »Ich hab’ Angst, ich hab’ Angst, überall!« Der Regimentsarzt breitete die Arme aus, hob die Schultern und sagte: »Du bist 94
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Ă–sterreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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