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Radetzkymarsch
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Auf seinem winzigen Schädel ringelten sich deutlich ein paar graue Löckchen. »Guten Abend!« sagte er und machte eine kleine Verbeugung. Gleichzeitig flitzte an der weißen Tür sein Schatten empor und sank sofort wieder zusammen. »Wo ist mein Bursche?« fragte Trotta – »und was wünschen Sie?« »Sie sind diesmal nicht nach Wien gefahren!« begann Kapturak. »Ich fahre überhaupt nicht nach Wien!« sagte Trotta. »Sie haben diese Woche kein Geld benötigt!« sagte Kapturak. »Ich habe heute Ihren Besuch erwartet. Ich hab’ mich erkundigen wollen. Ich komme eben von Herrn Hauptmann Jedlicek. Er ist nicht zu Hause!« »Er ist nicht zu Hause!« wiederholte Trotta gleichgültig. »Ja«, sagte Kapturak. »Er ist nicht zu Hause, es ist was mit ihm passiert!« Trotta hörte wohl, daß etwas mit dem Hauptmann Jedlicek passiert sei. Aber er fragte nicht. Er war erstens nicht neugierig. (Er war heute nicht neugierig.) Zweitens schien es ihm, daß mit ihm selbst ungeheuer viel passiert sei, zu viel, und daß ihn alle andern wenig kümmern dürften; drittens hatte er durchaus keine Lust, sich von Kapturak etwas erzählen zu lassen. Er war ergrimmt über die Anwesenheit Kapturaks. Er hatte nur nicht die Kraft, irgendwas gegen den kleinen Mann zu unternehmen. Eine sehr vage Erinnerung an die sechstausend Kronen, die er dem Besucher schuldig war, tauchte immer wieder in ihm auf; eine peinliche Erinnerung: Er versuchte, sie zurückzudrängen. Das Geld, versuchte er sich im stillen einzureden, hat nichts mit seinem Besuch zu tun. Es sind zwei verschiedene Leute: Der eine, dem ich Geld schuldig bin, ist nicht hier; der andere, der hier im Zimmer steht, will mir nur etwas Gleichgültiges über Jedlicek erzählen. Er starrte auf Kapturak. Für ein paar Augenblicke schien es dem Leutnant, daß sein Gast zerfließe und sich aus undeutlichen, grauen Flecken wieder zusammensetze. Trotta wartete, bis Kapturak völlig hergestellt war. Es bedurfte einiger Mühe, um den Augenblick schnell auszunutzen; denn die Gefahr bestand, daß der kleine, graue Mann sofort wiederum zerging und sich auflöste. Kapturak trat einen Schritt näher, als wüßte er, daß er dem Leutnant nicht deutlich sichtbar war, und wiederholte etwas lauter: »Mit dem Hauptmann ist was passiert!« »Was ist denn mit ihm schließlich passiert?« fragte Trotta verträumt wie aus dem Schlaf. Kapturak kam noch einen Schritt näher an den Tisch und flüsterte, die gewölbten Hände vor dem Mund, so daß sein Flüstern wie ein Rauschen 225
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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