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Radetzkymarsch
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Solferino, teils andern den Untergang bereitete, teils mitgezogen ward von denen, die untergingen, und in jedem Falle zu jenen unseligen Wesen gehörte, auf die eine böse Macht ein böses Auge geworfen hatte. Er ging auf und ab in der stillen Gasse, sein Schritt hallte vor den beleuchteten und verhüllten Fenstern des Cafés wider, in dem die Musik spielte, Karten auf die Tische klatschten und statt der alten »Nachtigall« irgendeine neue sang und tanzte: die alten Lieder und die alten Tänze. Heute saß gewiß keiner der Kameraden dort. Auf jeden Fall wollte Trotta nicht nachsehen. Denn die Schande des Hauptmanns Jedlicek lag auch auf ihm, obwohl ihm der Dienst bei der Armee seit langem verhaßt war. Die Schande des Hauptmanns lag auf dem ganzen Bataillon. Die militärische Erziehung Leutnant Trottas war stark genug, um es ihm wenig begreiflich erscheinen zu lassen, daß sich die Offiziere des Bataillons nach diesem Fall Jedlicek noch in der Garnison in Uniform auf die Straße wagten. Ja, dieser Jedlicek! Groß, stark und heiter war er, ein guter Kamerad, und sehr viel Geld brauchte er. Alles nahm er auf seine breiten Schultern, Zoglauer liebte ihn, die Mannschaft liebte ihn. Allen war er stärker erschienen als der Sumpf und die Grenze. Und er war ein Spion gewesen! Aus dem Kaffeehaus tönte die Musik, scholl Stimmengewirr und Tassenklirren und versank immer wieder im nächtlichen Chor der unermüdlichen Frösche. Der Frühling war da! Chojnicki aber kam nicht! Der einzige, der mit seinem Geld hätte helfen können. Es waren längst keine sechstausend mehr, sondern siebentausendzweihundertfünfzig! Nächste Woche genau um dieselbe Stunde zu bezahlen! Wenn er nicht bezahlte, ließ sich gewiß irgendein Zusammenhang zwischen ihm und dem Hauptmann Jedlicek herstellen. Er war sein Freund gewesen! Aber alle waren schließlich seine Freunde gewesen. Dennoch konnte man just bei diesem unseligen Leutnant Trotta auf alles gefaßt sein! Das Schicksal, sein Schicksal! Vor vierzehn Tagen noch um diese Zeit war er ein froher und freier junger Mann in Zivil gewesen. Um diese Stunde hatte er den Maler Moser getroffen und einen Schnaps getrunken! Und heute beneidete er den Professor Moser. Er hörte um die Ecke bekannte Schritte, die Kameraden kehrten heim. Alle kamen sie, die im Hotel Brodnitzer wohnten, in einem stummen Rudel gingen sie einher. Er trat ihnen entgegen. »Ah, du bist nicht weg!« sagte Winter. »Du weißt also schon! Furchtbar! Entsetzlich!« Sie gingen, einer hinter dem andern, ohne ein Wort und jeder bemüht, möglichst leise zu sein, die Treppe hinauf. Sie stahlen sich fast die Treppe hinauf. »Alle auf Nummer neun!« kommandierte Oberleutnant Hruba. Er bewohnte Nummer neun, das geräumigste Zimmer im Hotel. Sie traten alle, die Köpfe gesenkt, in das Zimmer Hrubas. »Wir müssen was unternehmen!« begann Hruba. »Ihr habt den Zoglauer gesehen! Er ist verzweifelt! Er wird sich erschießen! Wir müssen was 229
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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