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Radetzkymarsch
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ihn erschlagen!« rief einer. »Ich auch«, ein zweiter. »Und ich«, ein dritter. »Es ist eben nicht so leicht!« rief Lippowitz dazwischen. »Dieser Blutsauger, der Jud«, sagte jemand – und alle wurden starr, weil sie sich erinnerten, daß Lippowitz’ Vater auch Jude war. »Ja, ich habe plötzlich«, begann Trotta wieder – und es verwunderte ihn höchlichst, daß er in diesem Augenblick an den toten Max Demant denken mußte und an dessen Großvater, den weißbärtigen König unter den Schankwirten –, »ich hab’ plötzlich ein Kreuz hinter ihm gesehen!« Einer lachte. Ein anderer sagte kühl: »Bist besoffen gewesen!« »Also Schluß!« befahl endlich Hruba. »Das alles wird morgen dem Zoglauer gemeldet!« Trotta sah ein Gesicht nach dem andern an; müde, schlaffe, aufgeregte, aber noch in der Müdigkeit und in der Aufregung aufreizend heitere Gesichter. Wenn der Demant jetzt lebte, dachte Trotta. Man könnte mit ihm reden, mit dem Enkel des weißbärtigen Königs der Schankwirte! Er versuchte, unbemerkt hinauszugehen. Er ging in sein Zimmer. Am nächsten Morgen meldete er den Vorfall. Er berichtete in der Sprache der Armee, in der er seit seiner Knabenzeit zu melden und zu erzählen gewohnt war, in der Sprache der Armee, die seine Muttersprache war. Aber er fühlte wohl, daß er nicht alles und nicht einmal das Wichtige gesagt hatte und daß zwischen seinem Erlebnis und dem Bericht, den er erstattete, ein weiter und rätselhafter Abstand lag, gleichsam ein ganzes merkwürdiges Land. Er vergaß auch nicht, den Schatten des Kreuzes zu melden, den er gesehen zu haben glaubte. Und der Major lächelte genau so, wie Trotta es erwartet hatte, und fragte: »Wieviel hatten Sie getrunken?« »Eine halbe Flasche!« sagte Trotta. »Na also!« bemerkte Zoglauer. Er hatte nur einen Augenblick gelächelt, der geplagte Major Zoglauer. Es war eine ernste Geschichte. Die ernsten Geschichten häuften sich leider. Eine peinliche Sache, jedenfalls höheren Orts zu vermelden. Man konnte warten. »Haben Sie das Geld?« fragte der Major. »Nein!« sagte der Leutnant. Und sie sahen einander einen Augenblick ratlos an, mit leeren, starren Augen, mit den armen Augen von Menschen, die sich nicht einmal gestehen durften, daß sie ratlos waren. Es stand nicht alles im Reglement, man konnte die Büchl von vorn nach hinten und wieder von hinten nach vorn durchblättern, es stand nicht alles drin! War der Leutnant im Recht gewesen? Hatte er zu früh nach dem Säbel gegriffen? War der Mann im Recht, der ein Vermögen verliehen hatte und es zurückforderte? Und wenn der Major auch alle seine Herren zusammenrief und sich mit ihnen beriet: Wer hätte einen Rat gewußt? Wer durfte klüger sein als der Kommandant des Bataillons? Und waswar nur los 231
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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