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Radetzkymarsch
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so durch den Kopf, aber es scheint mir selbst zu phantastisch. Ich meine, in Ihrem Falle ist es vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich. An Ihrer Stelle würde ich direkt hingehn, direkt zum Alten, zum Kaiser, meine ich. Denn es handelt sich ja nicht ums Geld allein. Die Gefahr besteht doch, verzeihen Sie, daß ich so offen rede, daß Ihr Sohn aus der Armee, aus der Armee« – »fliegt« wollte Skowronnek sagen. Aber er sagte: »ausscheiden muß!« Nachdem Skowronnek dieses Wort ausgesprochen hatte, schämte er sich sofort. Und er fügte hinzu: »Es ist vielleicht doch eine kindische Idee. Und während ich sie ausdrücke, kommt es mir vor, daß wir zwei Knaben sind, die unmögliche Dinge überlegen. Ja, so alt sind wir geworden, und wir haben schweren Kummer, und dennoch ist etwas Übermütiges in meiner Idee. Entschuldigen Sie!« Der einfachen Seele Herrn von Trottas erschien der Einfall Doktor Skowronneks gar nicht kindisch. Immer, bei jedem Akt, den er aufsetzte oder unterzeichnete, bei jeder geringfügigen Anweisung, die er dem Kommissär oder auch nur dem Gendarmeriewachtmeister Slama erteilte, stand er unmittelbar unter dem ausgestreckten Zepter des Kaisers. Und es war ganz selbstverständlich, daß der Kaiser mit Carl Joseph gesprochen hatte. Der Held von Solferino hatte Blut für den Kaiser vergossen, Carl Joseph auch, in einem gewissen Sinne, indem er nämlich gegen die turbulenten und verdächtigen »Individuen« und »Elemente« gekämpft hatte. Nach den einfachen Begriffen Herrn von Trottas war es nicht ein Mißbrauch der kaiserlichen Gnade, wenn der Diener Seiner Majestät vertrauensselig zu Franz Joseph ging wie ein Kind in der Not zu seinem Vater. Und Doktor Skowronnek erschrak und begann, an der Vernunft des Bezirkshauptmanns zu zweifeln, als der Alte ausrief: »Ausgezeichnete Idee, Herr Doktor, das Einfachste von der Welt!« »So einfach ist sie nicht!« sagte Skowronnek. »Sie haben nicht viel Zeit. In zwei Tagen läßt sich keine Privataudienz ermöglichen.« Der Bezirkshauptmann gab ihm recht. Und sie beschlossen, daß Herr von Trotta zuerst zu Winternigg gehen müsse. »Auch im Falle einer Absage!« sagte der Bezirkshauptmann. »Auch im Falle einer Absage!« wiederholte Doktor Skowronnek. Und der Bezirkshauptmann machte sich sofort auf den Weg zu Herrn von Winternigg. Er fuhr im Fiaker. Es war Mittagszeit. Er hatte selbst nichts gegessen. Er hielt vor dem Kaffeehaus und nahm einen Cognac. Er überlegte, daß er ein höchst unpassendes Unternehmen begann. Er wird den alten Winternigg beim Essen stören. Aber er hat keine Zeit. Heute nachmittag muß es entschieden sein. Übermorgen ist er beim Kaiser. Und er läßt noch einmal halten. Er steigt vor der Post aus und schreibt mit fester Hand ein Telegramm 240
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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