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Radetzkymarsch
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Was den Leutnant Trotta betraf, so brachte er seine Bitte um die Entlassung aus der Armee beim Offiziersrapport vor. Er bekam sofort einen Urlaub. Auf dem Exerzierplatz verabschiedete er sich von den Kameraden. Sie wußten nicht, was sie ihm sagen sollten. Sie standen im lockeren Kreis um ihn, bis endlich Zoglauer die Abschiedsformel fand. Sie war höchst einfach. Sie hieß: »Alles Gute!«, und jeder wiederholte sie. Der Leutnant fuhr bei Chojnicki vor. »Bei mir ist immer Platz!« sagte Chojnicki. »Ich werde Sie übrigens abholen!« Eine Sekunde lang dachte Trotta an Frau von Taußig. Chojnicki erriet es und sagte: »Sie ist bei ihrem Mann. Sein Anfall wird diesmal lange dauern. Vielleicht bleibt er immer dort. Und er hat recht. Ich beneide ihn. Ich hab’ sie übrigens besucht. Sie ist alt geworden, lieber Freund, sie ist alt geworden!« Am nächsten Morgen, zehn Uhr vormittags, trat Leutnant Trotta in die Bezirkshauptmannschaft. Der Vater saß im Amt. Sobald man die Tür aufgemacht hatte, sah man ihn sofort. Er saß der Tür gegenüber, neben dem Fenster. Durch die grünen Jalousien zeichnete die Sonne schmale Streifen auf den dunkelroten Teppich. Eine Fliege summte, eine Wanduhr tickte. Es war kühl, schattig und sommerlich still, wie einst in den Ferien. Dennoch ruhte heute auf den Gegenständen dieses Zimmers ein unbestimmter, neuer Glanz. Man wußte nicht, woher er kam. Der Bezirkshauptmann erhob sich. Er selbst verbreitete den neuen Schimmer. Das reine Silber seines Bartes färbte das grüngedämpfte Licht des Tages und den rötlichen Glanz des Teppichs. Es atmete die leuchtende Milde eines unbekannten, vielleicht eines jenseitigen Tags, der schon mitten im irdischen Leben Herrn von Trottas anbrach, wie die Morgen dieser Welt zu grauen beginnen, während die Sterne der Nacht noch leuchten. Vor vielen Jahren, wenn man aus Mährisch-Weißkirchen zu den Ferien gekommen war, war der Backenbartdes Vaters noch eine kleine, schwarze, zweigeteilte Wolke gewesen. Der Bezirkshauptmann blieb am Schreibtisch stehen. Er ließ den Sohn herankommen, legte den Zwicker auf die Akten und breitete die Arme aus. Sie küßten sich flüchtig. »Setz dich!« sagte der Alte und wies auf den Lehnstuhl, auf dem Carl Joseph als Kadettenschüler gesessen hatte, an den Sonntagen, von neun bis zwölf, die Mütze auf den Knien und die leuchtenden, schneeweißen Handschuhe auf der Mütze. »Vater!« begann Carl Joseph. »Ich verlasse die Armee.« Er wartete. Er fühlte sofort, daß er nichts erklären konnte, solange er saß. Er stand also auf, stellte sich dem Vater gegenüber, an das andere Ende des Schreibtisches, und sah auf den silbernen Backenbart. »Nach diesem Unglück«, sagte der Vater, »das uns vorgestern getroffen hat, 269
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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