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736 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Charakteristik
Francesco Triangi
Concinnatio Namen latinisierte (Mittenwald wird zu Mediosylva, Guttenstein zu Petrobonus)
oder durch klassische Namen ersetzte (Max Emanuel wird zu Achilles, Leopold I.
zu Aeneas). Die allzu durchsichtige Verbrämung, die große Ähnlichkeiten mit den
Tarnstrategien kontemporärer allegorischer Romane aufweist (vgl. z.B. Barclays Ar-
genis), konnte das Werk jedoch nicht vor der Missgunst der Mächtigen bewahren.
Die Epitome bettet die eigentliche Darstellung der kriegerischen Ereignisse (§§
10–33) in zwei Rahmenhandlungen ein, die am Schluss nicht geschlossen wer-
den. Die erste (§§ 1–8) thematisiert die Intentionen des Autors, die zweite (§ 9)
den Hintergrund der Auseinandersetzungen, den Spanischen Erbfolgekrieg. Das
Werk ist durchsetzt von Verspartien, Zitaten und moralischen Betrachtungen. Die
Grundtendenz des Werks ist anti-bayerisch, wenngleich auch auf Tiroler Seite nicht
mit Kritik gespart wird ; es enthält auch eine Apologie der Jesuiten, die der Kollabo-
ration mit den Bayern verdächtigt wurden.
Während die bisher besprochenen Zeithistoriker ihr Handwerk mehr oder we-
niger als Privatpersonen betrieben, soll im Folgenden das Wirken eines offiziellen
Hofgeschichtsschreibers betrachtet werden. Francesco Guglielmo Triangi (1677–
1765, vgl. Anonymus 1829, 76 ; Bampi 1883) studierte Philosophie in Innsbruck
und Rechte in Wien. 1700 wurde er, wie sein Vater Ascensio (s.o.) vor ihm, in den
Rat der oberösterreichischen Regierung in Innsbruck aufgenommen, zunächst aber
nur als Titular-Rat ohne Gehalt.
1700 ließ er auch sein erstes Werk drucken, die Concinnatio historico-politica de
et pro arcanis imperantium („Historisch-politische Zusammenstellung über die und
zugunsten der Geheimnisse der Herrschenden“ ; Wien 1700). Die kurze Schrift des
erst 23-jährigen Autors, die dem Wiener Hofkanzler Graf Julius Bucelleni gewid-
met ist, erhebt den Anspruch, durch Erörterung der „Geheimnisse“ einer guten und
einer schlechten Herrschaft einen Weg zur Besserung jeder beliebigen Herrschaft zu
eröffnen und dadurch den Untertanen zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen.
Im ersten Teil (1–22) stellt Triangi allgemeine Betrachtungen an. Er betont die allumfas-
sende Bedeutung der Politik, beklagt die verdorbenen politischen Gepflogenheiten seiner
Zeit und formuliert sein politisches Credo, wonach das Geheimnis guten Regierens letzt-
lich in der Mäßigung liege. Der zweite Teil (22–71) charakterisiert knapp und recht ober-
flächlich einzelne Staaten Europas und Asiens. In einem Zwischenstück mahnt der Autor
zu Gerechtigkeit, zur Vermeidung innerer Zwietracht zwischen Herrscher und Adel sowie
zu gesunder Expansionslust (71–75). Damit leitet er zu den Meistern der Expansion, den
Römern, über, deren Geschichte und Einrichtungen er erörtert, um daraus eine Lehre für
die Herrschenden seiner Gegenwart zu ziehen (75–117). In einem letzten staatstheoreti-
schen Abschnitt diskutiert er die Frage, ob Monarchie oder Republik den Bürgern mehr
Freiheit gewähre. Triangi schließt die Concinnatio mit einem Lob des maßvollen, mächti-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322