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Medizin 867
Conflictus medicus
Aufbau ; Inhalt
der medizinischen Fakultät. Wegen seiner Verdienste ernannte ihn Kaiser Joseph I.
1709 zu seinem Hofleibarzt und zum kaiserlichen Rat. Weinhart starb 1716 in
Innsbruck (vgl. Hye 1970, 70–79).
Der Conflictus medicus ist eine Dissertationsschrift, welche von Weinhart verfasst
wurde und Franz Payr (s.o.) als Grundlage fĂĽr seine Magisterdisputation, welche
1706 in Innsbruck stattfand und bei der Weinhart den Vorsitz fĂĽhrte, diente. Im
Conflictus streiten sich Merophilus („Weinliebhaber“) und Hydroenobibus („Trin-
ker verdünnten Weines“) um den Vorrang ihrer jeweiligen Trinkpräferenz. Diesen
Streit hatten Matthäus Clauß und Hippolytus Guarinonius in der vorigen Epoche
ausgefochten (vgl. hier S. 568–571). Dennoch legitimiert Weinhart sein Unterfan-
gen im Vorwort damit, dass er betont, wie wenig seine Fachkollegen sich bisher
dieses Themas angenommen hätten : […] cum igitur materia […] paucis insuper
authoribus pro rei dignitate fusius tractetur („[…] weil also das Thema […] entspre-
chend seiner Bedeutung ausführlicher nur von wenigen Autoren behandelt wird“).
Gegenüber seinen Vorgängern kann der Verfasser zwar als Neuerung anführen, dass
seine Schrift als ein Streitgespräch angelegt ist, welches bisweilen auch durchaus
szenische Elemente beinhaltet ; diese Grundcharakteristik wird jedoch lediglich am
Ende eines jeden Argumentationsschrittes sichtbar und kann kaum als prägend
angesehen werden.
Die Schrift gliedert sich zunächst in zwei Argumentationsblöcke, die mit Arma
merophili („Waffen des Weinliebhabers“ ; 3–35) und Arma hydroenobibi („Waffen
des Trinkers verdünnten Weines“ ; 35–70) überschrieben sind. Jeder Abschnitt zer-
fällt in zwölf rationes („Gründe“), in denen die Kontrahenten v.a. über Zitate medi-
zinischer Gewährsmänner, aber auch aus der Bibel und der Literatur allgemein, die
Richtigkeit ihrer Anschauung zu beweisen suchen. Dabei scheint Weinhart so etwas
wie ein rudimentäres dramatisches Drehbuch zu verfolgen. Zunächst glaubt man,
der Weinliebhaber werde mit seiner FĂĽlle an Zitaten und seinem Gepolter seinen
Kontrahenten in Grund und Boden reden – wobei Merophilus nicht immer den
Eindruck erweckt, lange ĂĽber seine Argumentation nachgedacht zu haben (12) :
Cum […] abunde constet iam satis aquae admixtum esse, haereticum plane foret Bacchum iam
baptizatum denuo rebaptizare lympha, cum nemo ignoret anabaptistarum haeresim iam olim
sacro Ecclesiae fulmine prostratam et exstinctam esse.
Da […] es nun außer Zweifel steht, dass [der Wein] ohnehin schon zur Genüge Wasser
enthält, wäre es ein schlichtweg häretischer Akt, wenn man Bacchus, der ja schon getauft
ist, noch einmal mit Wasser taufen würde, da doch jeder weiß, dass die Häresie der Wie-
dertäufer schon vor langer Zeit durch den heiligen Blitz der Kirche zu Fall gebracht und
ausgelöscht wurde.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322