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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Seite - 872 -
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872 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epistola ad medicos Germaniae Aufbau ; Inhalt humor radicalis Oh ihr kranken Gesunden ! Ihr setzt alles daran, euren Gesundheitszustand zu verschlech- tern, um ihn zu verbessern – dabei fehlt euch doch gar nichts ! Durch diese Heilmittel glaubt ihr ein jugendliches Alter gewährleisten zu können – in Wirklichkeit aber bricht das Alter dadurch schon in die Jugendzeit ein ! Dieses Messer in der Hand eines Wahnsinnigen verkürzt euch mehr und mehr den Lebensfaden ! Derselbe Autor wendet sich in einer Art offenem Brief, welcher den Titel Epistola ad medicos Germaniae de mala et bona educatione infantium et puerorum („Brief an die Ärzte Deutschlands über die schlechte und gute Erziehung der Kleinkinder und Knaben“ ; München 1701) trägt, an die Ärzte Deutschlands, um ihnen seine Auffassung von einer angemessenen Erziehung für die Jugend nahe zu bringen. Der Brief wurde anlässlich einer Promotion im Juni 1701 in Innsbruck vorgetragen und umfasst 18 Blatt. Das Thema dieser Schrift ist für Tirol nicht neu : So hatte etwa Giulio Alessandrini bereits 1586 mit seinem hexametrischen Lehrgedicht Paedotro- phia eine ähnliche Abhandlung verfasst (vgl. hier S.  261–264). Hauptanliegen des Verfassers ist es, seine These zu stützen, derzufolge verweich- lichte Menschen eine geringere Lebenserwartung hätten als abgehärtete. Sein Fazit ist, dass die Jugend in Deutschland falsch erzogen werde und man diesem Trend in medizinischer wie pädagogischer Hinsicht entgegenwirken müsse. Dies legt er auf beachtlichem stilistisch-rhetorischem Niveau dar. Er bedient sich eines gewählten und souveränen Ausdrucks, einer flüssigen Syntax, bemüht sich um variatio und verwendet bisweilen auch Sprachspielereien (Bl. A2r) : Qua corpus enervatur, animus effaeminatur, qua non quidem ad militiam, sed mollitiem ani- mus, non ad gubernandas regiones, sed ad gubernandos spadones praeparatur. Durch diese [Erziehung] wird der Körper geschwächt, der Geist verweiblicht ; sie zielt nicht auf die Wehrhaftigkeit, sondern auf die Weichheit ab ; sie bereitet nicht darauf vor, Länder, sondern Entmannte zu regieren. Auch dieser Schrift liegt das oben angesprochene Prinzip des humor radicalis zu- grunde : Dieser würde bei verweichlichten Körpern, bei denen die Poren größer seien, leichter entfliehen als bei Körpern, die abgehärtet und deren Poren somit verengt seien. Die Natur selbst belege diese Theorie (Bl. A3v) : Intinge lanam et panum spissum eidem humori vel spiritui, expone ambas has substantias iis- dem solaribus radiis : experieris aqueum vel spirituosum humorem multo breviore tempore ex lana discussum quam ex panno.
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
2
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
728
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
  2. Dichtung (Martin Korenjak) 620
  3. Theater (Stefan Tilg) 660
  4. Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
  5. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
  6. Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
  7. Brief (Wolfgang Kofler) 788
  8. Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
  9. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
  10. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
  11. Medizin (Lukas Oberrauch) 862
  12. Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
  13. Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
  14. Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
  15. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
  16. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
  17. Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
  18. Brief (Wolfgang Kofler) 989
  19. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
  20. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
  21. Medizin (Lav Šubarić) 1046
  22. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
  23. Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
  24. Dichtung (Stefan Tilg) 1079
  25. Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
  26. Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
  27. Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
  28. Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
  29. Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
  30. Index nominum (Johanna Luggin) 1271
  31. Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
  32. Index rerum (Johanna Luggin) 1310
  33. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322
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