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Rechtswissenschaft 1059
lebendige
Darstellung
dabei nach Möglichkeit den Prozessakten selbst, von denen er die wichtigsten auch
als Anhang beigibt.
Zu Beginn werden Vorwürfe gegen Biener anlässlich des Verlustes im Herzogtum Würt-
temberg eroberter Gebiete und des Verbleibs von Geldmitteln während der Auseinander-
setzungen behandelt (§§
1–4). Danach wendet sich di Pauli einem bei Biener gefundenen
lat. Epigramm sowie einigen deutschen Schmähgedichten zu, die gegen ihn verwendet
wurden (§§
5–7). In §
8 werden die Ereignisse kurz vor dem Prozess geschildert, während
§
9 den Verkauf der Tiroler Rechte im Unterengadin an Graubünden, für den Biener ver-
antwortlich gemacht wurde, und §
10 seine Rolle in einem Inzestprozess gegen Georg Fug-
ger behandelt. Außerdem wurde Biener wegen Unregelmäßigkeiten beim Verkauf einiger
weiterer Herrschaften belangt (§§ 11–12). Weiters sagte man ihm nach, Claudia de’ Me-
dici durch gezielte Falschinformationen beeinflusst und Briefe an sie abgefangen zu haben
(§§
13–16). Die §§
17–20 befassen sich mit Vorwürfen, die persönliche Geschäfte Bieners
betreffen, etwa den Erwerb der Herrschaft Neunegg oder den Kauf eines Weinbergs. Die
§§
21–22 rekapitulieren bereits behandelte Themen. In den §§
23–24 geht es um Bieners
Entlohnung durch Claudia de’ Medici. Die Darstellung schließt mit der Urteilsverkün-
dung, einer Anklage gegen Bieners Sohn (§§
25–27) und Bieners Exekution (§§
28–29).
Die Inquisitio ist zum größten Teil in indirekter Rede verfasst. Di Pauli gelingt es
trotz der notwendigen Kürzungen, nicht nur den Ablauf des Prozesses wiederzuge-
ben, sondern auch die Stimmung während der Verhöre zu vermitteln. Als Beispiel
diene ein Passus, in dem es um den Vorwurf geht, Biener habe auf der Basis eines
panegyrischen Epigramms ein Schmähgedicht gegen Claudia de’ Medici verfasst.
Das Original, das als Inschrift auf einem Bildnis der Erzherzogin angebracht war,
lautete folgendermaßen (S. 18) :
„Austriaco-Medicaea, tuos sic, Claudia, vultus / reddidit artificis ingeniosa manus. / Si dotes
animi potuisset pingere, toto / pulchrior in mundo nulla tabella foret.“ Fatetur se scripsisse hanc
antithesin : „Si sordes animi potuisset pingere pictor, / foedior in mundo nulla tabella foret.“
Bienerius ait se imaginem hanc numquam vidisse, de ea tantum a Domino Malaspina, Do-
mino Gravenegg et infinitis aliis audiisse, sed hoc se scripsisse sine ulla reflexione ad personam
Serenissimae Claudiae, sed solum ad plagium poetae. Si illud voluisset, necesse fuisset etiam no-
men Serenissimae exprimere, ita ut suum distichum corresponderet toti imaginis epigrammati ;
se autem respondisse tantum in abstracto ad ultimum distichum poetae, partim ut eius plagium
exploderet, partim ut ipsi monstraret, qua facilitate vera poetica hyperbolica eius adulatio in-
verti posset ; hinc se suprascriptionem posuisse „antithesis“, non „antihypothesis“.
„Claudia von Österreich und Medici, deine Züge hat die begabte Hand des Künstlers so
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322