Römerzeit#
Die Bevölkerung aus dem Gebiet des heutigen Österreich kam erwiesenermaßen 186 v. Chr. mit den Römern in Kontakt, als Kelten aus dem Alpenraum in Norditalien eine Stadt gründen wollten und von den Römern zur Rückkehr gezwungen wurden. Die als Folge 181 v. Chr. errichtete römische Kolonie Aquileia war für die wirtschaftliche und kulturelle Durchdringung des österreichischen Raums während der ganzen Römerzeit wichtig. Seit 170 v. Chr. bestand zwischen Rom und dem Regnum Noricum ein "hospitium publicum" (staatliche Gastfreundschaft), der diplomatische Verkehr und der Handel wurden sichergestellt, der Einfluss der Großmacht wuchs kontinuierlich (Noreia). 15 v. Chr. wurden die Gebiete des heutigen Tirols und Vorarlbergs in schweren Kämpfen erobert (Rätien), während das Regnum Noricum bis zur Donau weitgehend friedlich besetzt wurde. Ein von Carnuntum aus gegen die Markomannen unternommener Feldzug musste 6 n. Chr. wegen eines Aufstands in Pannonien abgebrochen werden. Das Wiener Becken, das ursprünglich zu Noricum gehörte, wurde bald aus strategischen Gründen Pannonien angegliedert. Erst unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) erhielten Rätien und Noricum den Rang einer Provinz. Der Bereich nördlich der Donau blieb zunächst keltisch, ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden germanische Siedlungen.
Der Ausbau der römischen Grenzverteidigung (Limes) an der Donau erfolgte erst ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. In Carnuntum und Vindobona war je eine Legion mit 6000 Mann Fußtruppen stationiert, kleinere Kastelle für 500 oder 1000 Mann Fußtruppen oder Reiterei gab es in Linz, Wallsee, Mauer, Pöchlarn, Mautern, Traismauer, Zwentendorf, Tulln, Zeiselmauer, Klosterneuburg, Wien, Schwechat und Carnuntum. Dazu kamen noch Kleinkastelle und Wachttürme. Ein System von dem Römischen Reich vorgelagerten germanischen Klientelstaaten sollte ebenfalls die Sicherheit an den Grenzen gewährleisten. Die ersten Kastelle mit Gräben, Erdwällen, Holzbefestigungen und Holzinnenbauten wurden ab 100 n. Chr. durch Anlagen mit Steinmauern ersetzt. Die einheimische Bevölkerung übernahm bereitwillig die römische Kultur (= Romanisierung), die Siedlungen Aguntum, Aelium Cetium (St. Pölten), Brigantium (Bregenz), Carnuntum, Flavia Solva, Iuvavum (Salzburg), Ovilava (Wels), Teurnia und Virunum wurden zu autonomen Städten erhoben (Lauriacum erst unter Caracalla 212).
Zu Beginn des 5. Jahrhunderts zogen immer wieder germanische Gruppen plündernd durch Österreich, so wurde damals Flavia Solva zerstört. 433 wurden Teile Pannoniens an die Hunnen abgetreten, was eine kurze Ruhephase brachte. Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts gehörte Rätien zum Machtbereich der Alemannen. In der unsicheren Zeit nach dem Tod Attilas 453 entfaltete im norischen Raum der heilige Severin seine vielfältige Tätigkeit im religiösen, sozialen und politischen Bereich (Favianis, Vita Severini).
Weiterführendes#
- Wiener Zeitung: Kaiser Tiberius oder: Freispruch für ein Scheusal (Essay)
- Caligula - Wahnsinniger Herrscher am römischen Kaiserthron? (Essay von Zentner E.)
- Nero - Kluger Politiker, Schöngeist und er soll Rom zerstört haben? Wahrhafter Repräsentant des Cäsarenwahns? (Essay von Zentner E.)
- Tiberius - Kaiser und Tyrann? Unter ihm wurde Jesus von Nazareth gekreuzigt (Essay von Zentner E.)
- Der römische Limes in Österreich (Geschichte)
- Iuvavum - Römersteine im bayerisch-österreichischen Grenzraum (Geschichte)
- Römisches Österreich (Heimatlexikon)
- Überblickskarte
- Carnuntum (AEIOU)
- Römische Provinz Noricum (AEIOU)
- Die Römische Bersteinstraße im Mittelburgenland (AEIOU)
Literatur#
- G. Alföldy, Noricum, 1974
- G. Winkler, Noricum und Rom, 1977
- A. Lippert (Hg.), Reclams Archäologieführer Österreich und Südtirol, 1985
- M. Kandler und H. Vetters, Der römische Limes in Österreich, 1986
- K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit, 1986
- P. Pleyel, Das römische Österreich. Fundstätten und Museen, 1994
- H. Wolfram, Grenzen und Räume, 1995
- S. Vollmann, Die Römer in Österreich, 2014
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