- Ennsrechen bei Hieflau
- Plan der ehemaligen Konstruktion des Ennsrechen
- Hochöfen, Hammerwerke und Holzkohlenmeiler prägten das Ortsbild von Hieflau 3
- Hochöfen, Hammerwerke und Holzkohlenmeiler prägten das Ortsbild von Hieflau 4
- Reste der ehemaligen Zeugschmiede
- Köhlerzentrum auf der Lend
- Montanmuseum Hieflau 7
- Montanmuseum Hieflau 8
- Montanmuseum Hieflau 9
- Montanmuseum Hieflau 10
- Hieflau 11
- Pfarrkirche Johannes der Täufer 12
- Pfarrkirche Johannes der Täufer 13
- Hieflau 14
- Soldatenfriedhof Wandau 15
- Soldatenfriedhof Wandau 16
- Soldatenfriedhof Wandau 17
- Actaeonella gigantea
Hieflau#
Es ist wieder an der Zeit, Peter Rosegger zu Wort kommen zu lassen:
Die aus den Donaulanden kommende Rudolfsbahn durchzieht von Hieflau bis Admont, der Enns entlang aufwärts die großartige, über vier Stunden lange Schlucht, das Gesäuse, die einzig ist in ihrer Art. Ich habe sie durchwandert, noch in jenen Tagen, da die Älpler gelacht haben über das tolle Projekt, durch das Gesäuse die Eisenbahn zu bauen. Man hat's auch kaum für menschenmöglich halten mögen. Die Herrlichkeit war fast schrecklich - einsam schritt man zwischen den hohen dräuenden Bergen des Tamischbachturms, des Hochtors, des Buchsteins und des Reichensteins an der sausenden Enns, die sich milchweiß, wallend wie Schaumwein, tosend durch das Gefelse bricht - ein rasendes Wasser. Und als ich nach Jahren wiederum kam in die Wildnis, die mit steinernem Ernste so lange der menschlichen Kultur getrotzt hat, da glitt ich in einem Glassalon, auf rotsamtenem Sitze ruhend, unter den Füßen einen hellblumigen englischen Teppich, vor mir einen venezianischen Wandspiegel - durch die schauerlichen Felsenschluchten. Ich kam mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch, der sich beschwerte, dass mit dem Eisenbahnfahren die ganze Muße, das Land zu beschauen, verloren gegangen sei, während man heute an den schönsten Gegenden vorüberfliegt.
"Station Hieflau!", rief der Schaffner. Wir dehnten uns auf unseren Sitzpolstern und fuhren weiter. "Ganz recht", sagte ich, "an den schönsten Gegenden fliegt man vorüber. Doch ist unser Zug hier drei Minuten stillgestanden; wir hätten aussteigen und eine Partie nach Eisenerz und dem Leopoldsteiner See machen können. Dass wir hier sitzen bleiben, wer trägt die Schuld?"
"Pah!", entgegnete mein Sitznachbar, "wer wird hier aussteigen! Will man Gebirgswelt sehen, so muss man in die Schweiz." Glückliche Reise!, dachte ich und sah zum Fenster hinaus. Hätte im Schwätzen selbst schier vergessen auf das großartige Gesäuse, durch das der Zug brauste.
Die Gemeinde Hieflau#
Eingebettet zwischen den imposanten Gipfeln der Gesäuseberge, der Eisenerzer Alpen und der Hochschwabgruppe liegt der malerische Ort Hieflau direkt an der Enns und an der Steirischen Eisenstraße. Ein Wanderführer aus dem 19. Jh., "Die eherne Mark", lobt den Ort schon 1892 in höchsten Tönen als Refugium für Erholungsuchende: "Die Umgebung Hieflaus ist ungewöhnlich reich an Spazierwegen und Ausflugszielen, welche bei verhältnismäßig geringer Anstrengung eine Reihe der großartigsten und wechselvollsten Landschaftsbilder entlocken." Auch heute ziehen die Nebelfreiheit, die riesigen Mischwälder, die glasklaren Bäche und die vorzügliche Luftqualität viele Gäste an, die im Sommer wie im Winter in der Region ihren Urlaub genießen.Sehenswürdigkeiten wie das "Köhlerzentrum Hieflau" in dem Kohlenmeiler und Holzrechen zum Teil rekonstruiert wurden, oder die "Zeugschmiederuine" geben Zeugnis von der Vergangenheit des Ortes und versetzen den Betrachter in eine Zeit zurück, wo Holzkohle erzeugt und dann in den Hochöfen zum Schmelzen von Eisenerz verwendet wurde.
Der Rechen von Hieflau#
Der Name Hieflau, wahrscheinlich von "Heuhiefl" und "Au" (an der Enns), weiß noch nichts von Eisen und Holzverarbeitung, dennoch war der Ort bei seiner ersten Nennung 1466 bereits eine aufstrebende Industriesiedlung. Andrä Pauer baute mit Willen des Landesfürsten Kaiser Friedrich III. einen Hammer an der Enns und wurde 1450 damit belehnt. Dieses denkwürdige Datum ist zugleich auch der eigentliche Beginn des Industrieortes Hieflau. Die für das Werk benötigte Holzkohle wurde in der Hieflauer Lend erzeugt. Das Holz schlägerte man in den landesfürstlichen Wäldern im oberen Ennstal und triftete es bis Hieflau. Zum Auffangen der Baumstämme wurde 1502 von Kaiser Maximilian I. der Bau eines Rechens verordnet, dessen Reste noch heute zu sehen sind. Cirka 1512 schließlich wurde an der Enns ein großer Holzrechen von Hans von Gasteiger errichtet, der das für die Holzkohlenversorgung der 19 Eisenerzer Radwerke notwendige Holz auffing und so den großen Kohlplatz mit geeignetem Kohlholz versorgte.
Als Industriedenkmal von einzigartigem Wert bildet der Ennsrechen heute eine Attraktion für jeden Besucher. S-förmig zieht sich der Rechen von einem Ennsufer zum anderen. Die Rechenzähne ragen mehr oder weniger gut erhalten aus dem Wasser, einst fasste der ganze Rechen bis zu 9550 m3 Holz. Über 27.000 m3 Holz wurden in einem Jahr hier aufgefangen und zu Hieflauer Holzkohle verkohlt, die für ihre Qualität weit und breit bekannt war.
Die Hieflauer Köhlerei#
Die Hieflauer Köhler waren in ihrem Fach Spezialisten. Sie verstanden es in besonderer Weise, ihre Meiler zu dämmen und beste Holzkohle von hoher Festigkeit zu erzeugen. Für den Hüttenbetrieb gab es keine bessere Kohle als die Hieflauer und so erzeugte Hieflau in seiner besten Zeit jährlich 40.000 Fass Holzkohle (1 Fass entspricht rund 3 Hektoliter). Sehr viele Arbeiter waren notwendig, die riesigen Holzkohlemengen herzustellen. Zur Erzeugung von einer Tonne Eisen benötigte man acht Tonnen Holzkohle, zu deren Herstellung wurden ungefähr 30 Tonnen Holz verbraucht. Diese Menge entspricht etwa fünf Hektar Wald. Von Köhlern, die meist auch Holzknechte waren, wurde der Wald geschlägert und das Holz zur Kohlstätte gebracht, wo dann der Meiler gebaut werden konnte. Holzscheiter wurden um eine Stange kegelförmig aufgestellt, dann deckte der Köhler den ganzen Stoß mit Lehm zu. Die Lehmdecke wurde mit Belüftungslöchern versehen, damit der zur Verkohlung notwendige Sauerstoff eindringen konnte. War der Meiler einmal angezündet, musste der Köhler Tag und Nacht darauf achten, dass das Feuer, das nur glosen durfte, nicht ausging. Es durften aber auch keine offenen Flammen entstehen, sonst wäre das Holz zu Asche verbrannt. Der Köhler arbeitete die fertige Kohle heraus, während das Feuer sich langsam durch die ganze Länge des Meilers fraß. Ein großer Meiler brannte bis zu drei Wochen. In dieser Zeit lebte der Köhler an der Kohlstätte in einer kleinen Hütte, dem "Duck", wo er nicht einmal aufrecht stehen konnte. Zur Blütezeit wurden in Hieflau 22 Kohlenmeiler mit je 600 Festmeter Holz betrieben. Durch die Errichtung von Koks-Hochöfen verlor die Holzkohle aber an Bedeutung, das endgültige Aus für die Kohleerzeugung in Hieflau kam 1908. Mit dem Abbruch des Holztriftrechens in diesem Jahr ging eine vier Jahrhunderte andauernde Ära zu Ende.
Im "Köhlerzentrum Hieflau" hat der Betrachter dennoch die Möglichkeit, einen Blick in vergangene Zeiten zu tun. Auf der ehemaligen "Lend" wurden Holzkohlenmeiler nachgebildet. Im Innern eines rekonstruierten Holzkohlenmeilers erfährt der Besucher auf Wandbildern einiges über die Kunst der Köhlerei. In einem Steinkastengebäude des ehemaligen Holztriftrechens schließlich ist das "Montanmuseum Hieflau" untergebracht. Hier zeigen viele originale und teilweise nachgebaute Exponate den Werdegang von der Holzbringung bis zur Holzkohleerzeugung sowie die Verhüttung des Erzes in Hieflau.
© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl