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Vordernberg#

"Vor dem Berg"

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Der Erzberg ist es, der dem Gebiet, zu dem auch Vordernberg gehört, den Charakter, das Brot und den Namen gibt. Denn ursprünglich wurde das ganze Erzgebiet Eisenerz genannt. 1150 wurde der Erzbezirk das erste Mal erwähnt Wir finden 1230 die Schreibweise "EISENAERZE", 1265 "EISENAERTZ". Als "vor dem Berg" bezeichnete man die vor dem Präbichl gelegene Siedlung, im Ansatz zum Teil dahinter wurde der Innerberg "Inner dem Berg" genannt (heute Eisenerz). Es wurde auch von den "beiden Eisenerzen" gesprochen. 

Vordernberg selbst entstand aus einer bäuerlichen Siedlung am Südhang des Präbichls. Die ersten Spuren von Eisengewinnung sind erst gegen Ende des ersten Jahrtausends nach Christus nachweisbar. Ein Schmelzofen aus dieser Zeit konnte 1929 auf der "Feistawiese" ausgegraben werden, der zunächst irrtümlich in die Römerzeit datiert wurde.

Sicher ist jedoch, dass sich schließlich die Gegend um die heutige Laurentikirche als Stätte einer intensiven Eisenerzeugung herausbildete.

Zu Beginn des 14. Jh. setzte sich eine rechtliche und wirtschaftliche Trennung zwischen Vordernberg und Innerberg durch. 1453 verfügte Kaiser Friedrich III. die endgültige Trennung, indem er Vordernberg Marktwappen und Marktrecht verlieh. Zudem festigte sich die seit langem übliche Lieferung des Innerberger Eisens nach Norden und jene des Vordernberger Eisens nach Leoben.

Zugleich erfolgte die Verlegung der gesamten Eisenerzeugung ins heutige Vordernberg. Da die Wohnsiedlung im Wesentlichen aber bei der Laurentikirche verblieb, entstand zunächst eine Zweiteilung des Ortes. Später "wanderte" der Ort talwärts, um sich schließlich um den großen schmiedeeisernen Brunnen des heutigen Hauptplatzes zu gruppieren. Das religiöse Zentrum hingegen verblieb bei der Laurentikirche und der später erbauten Kirche Maria Himmelfahrt, der heutigen Pfarrkirche.

Laurentikirche#

Laurentikirche - um die Jahrhundertwende
Laurentikirche - um die Jahrhundertwende
Um viele Orte und Plätze ranken sich geheimnisvolle Geschichten: Ein Schloss sei hier versunken oder gar eine Kirche. Durchaus nicht immer ist solches Gerede reines Hirngespinst, eine abgekommene Kirche, eine verlassene Burg lebt oft in der Erinnerung der Bevölkerung weiter, selbst wenn keine Grundmauern mehr stehen.

Der Theologe Karl Bracher berichtet, dass sich in der Bevölkerung von Vordernberg lange die Mär einer "versunkenen Kirche" hielt. Sie soll in der Nähe des heutigen Gotteshauses gestanden sein. Auch sollen noch 1940 im Garten des Böheimgütls beim Umgraben Menschenknochen freigelegt worden sein. Hier könnte man also den Friedhof zur "verschwundenen" Kirche vermuten. Bracher führt weiter aus, dass eine Kirche der allerersten Siedlung am Präbichl dem hl. Laurentius geweiht gewesen sein könnte.

In der Laurentikirche von Vordernberg sieht man hinter der Kanzel ein Fresko mit dem Martyrium des hl. Laurentius, der, auf dem Rost liegend, an den Tyrannen scherzend die Worte richtet: "Reverte et manduca" (Wende mich und iss!).

Der Heilige wäre also ein passender Patron für die Feuerstätten des Windofenbetriebs im Dorf "Prebichl" gewesen. Nachdem diese Siedlung aufgelöst worden war, die Eisenerzeugung erfolgte nun mit Wasserrädern am Vordernbergbach, verlegte man den Heiligen aus Pietät gleich mit.

Laurentikirche - heute
Laurentikirche - heute

Allerdings stand in Vordernberg schon eine Kirche, die 1388 der hl. Elisabeth geweiht worden war. So nahm man Laurentius, den Bauernpatron, als Mitpatron neben der hl. Elisabeth auf. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte trat Elisabeth immer mehr in den Hintergrund, bis sie schließlich im 16. Jh. gänzlich von Laurentius verdrängt wurde.

Die neue Siedlung um das Gotteshaus der hl. Elisabeth entstand um 1250, wohl zugleich mit dem Kirchenbau. Die Heilige Elisabeth von Thüringen starb 1231, wurde aber schon 1235 heiliggesprochen. Die Pfarrchronik berichtet, dass eine Königin von Portugal diese Kirche habe erbauen lassen.

Als 1644 die Kirche durch Feuer zerstört wurde, sahen die Vordernberger es wohl als glückliche Fügung an, dass gerade der königliche portugiesische Gesandte in Leoben weilte und baten um Audienz. Schließlich könne der portugiesische Hof unter diesen Voraussetzungen ein Scherflein zum Wiederaufbau beitragen. Jedoch, der portugiesische Gesandte schickte die Vordernberger Abordnung wieder heim, da sie keine Dokumente vorweisen konnte, die eine solche Gründung bestätigte.

Dabei ist es durchaus glaubhaft, dass ausgerechnet die Königin von Portugal die Stifterin war.

Nicht nur, dass sich im Presbyterium ein portugiesisches Wappen befindet, spricht dafür, sondern auch der Umstand, dass die Königin Elisabeth von Portugal die Großtante der hl. Elisabeth von Thüringen war und zudem den gleichen Taufnamen hatte. Als "Mittelsmann" könnte nach Prof. Bracher der Onkel der beiden, Patriach Bertold von Aquilea, fungiert haben, seines Zeichens Gewerke in Oberzeiring und vielleicht auch in Vordernberg, und möglicherweise Interesse daran gehabt haben, dass Vordernberg ein Gotteshaus erhielt, das von seiner königlichen Großnichte errichtet und seiner heiligen Nichte geweiht werde.

Skandal!#

Im August des Jahres 1629 sorgte eine pikante Angelegenheit für große Aufregung im Markte Vordernberg. Als der Richter Sulzpacher, der als Marktrichter auch die Funktion eines Bürgermeisters innehatte, die Ratsstube betrat, forderte er, wie es der Brauch war, alle Anwesenden zum Sitzen auf. Niemand reagierte jedoch auf seine Aufforderung, alle blieben anklagend stehen. Der Marktschreiber trat vor und verlas vor der ganzen Ratsversammlung feierlich eine Klageschrift. Es sei bekannt geworden, dass der Richter Sulzpacher neben seiner Frau noch mit der Witwe Malierin verkehre! Und damit nicht genug, mit dieser habe er noch dazu zwei "Bankerte", zwei ledige Kinder. Mit sofortiger Wirkung sei der Richter deshalb seines Amtes enthoben und er habe im Rathaus im Arrest zu bleiben.

Sulzpacher, der als Marktrichter die Ratsstube betreten hatte, wurde nun als Gefangener abgeführt. Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Kinder auf seinen Namen getauft worden waren und er schon in Bruck/Mur als Bigamist verurteilt worden war. Diese Nachricht war in einer Zeit ohne Internet, Radio oder Fernsehen noch nicht bis Vordernberg durchgedrungen. So begnügte man sich schließlich damit, ihm eine Wallfahrt nach Mariazell aufzubrummen sowie eine saftige Geldstrafe. Dass diese von ursprünglich 2000 Gulden auf 1000 Gulden und später auf 300 Gulden herabgesetzt worden war, mag auch damit zusammenhängen, dass der Marktrichter prominente Fürsprecher hatte. So verwies niemand Geringerer als der Pfarrer von Trofaiach auf die Scheinheiligkeit des Vorgehens. Bei ähnlichen Fällen, wie bei dem Richter von Cilli, beim Marktschreiber von Knittelfeld und beim Radgewerken Oswald Pengg. hätte der Rat einfach die Augen zugedrückt. An diesen Fällen wäre man auch "vorübergegangen", also brauchte man jetzt mit Sulzpacher nicht so hart verfahren. Der Rat aber blieb unbeugsam, das Urteil wurde sogar in Graz bestätigt: Strafe und Amtsenthebung für den untreuen Marktrichter. Sein Amt war er nun los, wie er danach seine privaten Verwicklungen geordnet hat, darüber ist der Nachwelt nichts hinterlassen...

Drei große Söhne des Ortes#

Erzherzog Johann:#

Erzherzog Johann
Erzherzog Johann
Im Jahre 1815/16 bereiste Erzherzog Johann England, das Land, von dem die sog. "Industrielle Revolution" ihren Ausgang nahm. Sein Interesse galt in erster Linie den Industrieanlagen. Er studierte die technischen Fortschritte, besuchte Fabriksanlagen, staunte über die Eisenbahn und machte sich einen Eindruck von der Aufbruchsstimmung im Land, wohl aber auch vom proletarischen Elend. Diese Reise beeinflusste maßgeblich Erzherzog Johanns Tätigkeit in der Steiermark.

Zu Beginn des 19. Jh. befand sich die Vordernberger Eisenindustrie in einer schweren Krise, deren Ursache sowohl in der Rückständigkeit der Roheisenerzeugung lag als auch in der strengen Trennung der einzelnen Radwerke auf engstem Raum. Diese Situation erforderte einen "starken Mann" und die Vordernberger Radmeister hatten tatsächlich das Glück, das EHJ 1822 das Radwerk II ankaufte, 1837 auch das Radwerk V und in der Radmeister Communität die Führung übernahm. Johann ging systematisch an die Arbeit. Er richtete an die Markt- und Amtsstellen sowie an die Radmeister eine Reihe von Fragen, deren Beantwortung er verwertete.

Es gelang ihm schon bald, die konkurenzierenden Radmeister zu einem gemeinsamen Abbau am Erzberg zu bewegen. Nur ein Radmeister, der reiche Besitzer des Radwerkes VII Franz von Fridau, schloss sich nicht an. Er meinte, dass "er allein Eisen genug für 1000 Jahre habe".

Der Erzherzog organisierte auch den Erztransport nach Vordernberg. Musste bis dahin das Erz mit Pferdefuhrwerken sehr mühsam über den Präbichl gebracht werden, sorgten nun Förderbahnen und Aufzüge des vom Erzberg nach Vordernberg berufenen Johann Dulnig für den Transport. Zusammen mit der Erzanlage des "Laurenzi-Röst", heute eine beeindruckende, burgähnliche Ruine, die nahe der Laurentius-Kirche steht, trug die Dulnig'sche Anlage wesentlich zum neuerlichen Aufschwung der Vordernberger Eisenindustrie bei.

Überhaupt sind die raschen Fortschritte, die die Steiermark im 19. Jh. im Bereich des Montanwesens und der Industrie erzielen konnte, ohne Erzherzog Johann schwer vorstellbar.

Peter Tunner:#

Peter Tunner
Peter Tunner
Erzherzog Johann war davon überzeugt, dass Technik und Industrie auf einem wissenschaftlichen Fundament stehen müssten. Diese Ansicht hat ihn schon 1811 zur Gründung des Joanneums, der Keimzelle der Technischen Universität Graz, bewogen. Bereits 1814 sollte eine Lehrkanzel für Eisenhüttenwesen entstehen, aber es konnte kein geeigneter Lehrer gefunden werden. Nachdem man sich für Vordernberg als Standort der neu zu schaffenden Montanlehranstalt entschieden hatte, gelang es Erzherzog Johann 1833 Peter Tunner als Professor zu gewinnen, einen ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet der Berg- und Hüttenkunde. Trotz seines jugendlichen Alters von 24 Jahren hatte Tunner bereits zwei Betriebe geleitet und den Ruf eines jungen, dynamischen Hüttenmeisters. Vor Antritt seines Lehramtes unternahm Peter Tunner mehrere Studienreisen, unter anderem nach England, Frankreich und Preußen, um das Hüttenwesen im In- und Ausland kennen zu lernen.

Die Vordernberger berg- und hüttenmännische Lehranstalt wurde 1840 eröffnet. Bis zum Jahre 1849, als sie nach Leoben verlegt wurde, fand der Lehrbetrieb im Haus Hauptstraße 110 statt, dem sog. "Raithaus".

Die eigentliche Ausbildung dauerte nach vier Jahren Vorbildung in Graz, Wien oder Prag in Vordernberg noch zwei Jahre, abwechselnd Berg- und Hüttenkurse. In den acht Jahren, da diese Schule bestand, hatten 124 Hörer aus der gesamten Monarchie die Schule besucht.

Um den Unterricht praktisch zu gestalten, veranlasste Peter Tunner den Bau einer Lehrfrischhütte, wo im Frischherd aus Roheisen Stahlluppe erzeugt werden konnte. Der letzte Frischunterricht fand hier im Studienjahr 1854/55 statt, zumal das aufkommende Puddelverfahren das Frischen immer mehr verdrängte. 1849, als die Montanlehranstalt in Leoben weitergeführt wurde, verließ auch Peter Tunner Vordernberg. Er sollte in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich die Eisen- und Stahlindustrie Innerösterreichs prägen und fördern, als akademischer Lehrer, als Ratgeber von Hammerherren, als Autor fachspezifischer Bücher und schließlich als Landtags- und Reichsratsabgeordneter.

Kleine Geschichte der Eisenerzeugung#

Schon sehr früh begannen die Menschen Metall zu bearbeiten, zunächst Gold, Silber und Kupfer, das vor allem für Schmuck und schöne Waffen verwendet wurde, dann Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, aus dem schon Gebrauchsgegenstände hergestellt werden konnten.

Als man nach vielen Versuchen gelernt hatte, Eisen bei hohen Temperaturen aus dem Erz zu schmelzen, setzte sich dieses Metall schließlich bereits ca. 1000 v. Chr. durch.

Das berühmte "ferrum Noricum", das norische Eisen, ein Werkstoff von hoher Qualität, dürfte zum Teil auch aus den Schmelzöfen des Trofaiacher Raumes stammen. Die Öfen auf der Feista-Wiese am Präbichl hingegen, die 1929 ausgegraben wurden, stammen frühestens aus dem späten ersten Jahrtausend nach Christus. Sehr wahrscheinlich haben bereits die Slawen in unserem Gebiet Eisen geschmolzen, bevor die bairischen Zuwanderer diese Tradition fortsetzen konnten.

Zunächst wurde das in der Natur abgebaute Eisenerz in "Rennöfen" oder "Windöfen" geschmolzen. In diesen etwa zwei Meter hohen Öfen wurde das Eisenerz mit Holzkohle oder Kohle eingeschmolzen und "ausgerennt". "Windöfen" heißen sie auch, weil sie oft an windigen Hängen standen, um durch den natürlichen Luftzug eine gute Verbrennung zu gewährleisten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Name Präbichl, auf dem man slawische Schmelzöfen vermutet, vom slawischen Ausdruck für "windige Höhe" herrührt. Sicherlich half man der Natur aber schon damals bei Bedarf mit einfachen Blasebälgen nach, die von Menschen getreten wurden.

Als der Eisenbedarf im Mittelalter in den Burgen, in den Städten, aber auch bei den Bauern anstieg, verlegte man die Öfen an Bäche und Flüsse, um den Blasebalg mit einem Wasserrad antreiben zu können. In solchen "Radwerken" konnten immerhin schon 400 bis 500 kg Eisen pro Tag erzeugt werden. Noch rann das Eisen aber nicht flüssig heraus, sondern wurde als teigiges "Stuck" oder "Luppe" gewonnen, das besten Stahl enthielt.

Der riesige Holzkohlebedarf für solche "Stucköfen", der den Waldbestand bedrohte, und steigende Nachfrage nach Eisen zwangen im 18. Jh. zu einem neuen Verfahren.

Im "Flossofen" wurde nun erstmals flüssiges Roheisen in der heute bekannten Form abgestochen. Das Eisen, das aus dem Ofen "floss" und sodann zur "Flossi (Platte) erstarrte, war aufgrund seines viel zu hohen Kohlenstoffgehaltes aber sehr spröde. Um nun daraus den begehrten Stahl zu erzeugen, musste es erst  "gefrischt" werden. Dabei wurden die "Flossen" nochmals mit Holzkohle in kleine"' offenen Herden teigig eingeschmolzen.

In der Steiermark wurde das Roheisen eigentlich noch im ganzen 19. Jh. fast ausschließlich mit Holzkohle erzeugt, bis unsere Wälder endgültig überforde waren. 

Auf den Holzkohlehochofen folgte der Kokshochofen, in der Stahlerzeugung auf den "Frischherd" der "Puddelofen", in dem durch ständiges Rühren (englisch = "puddle") des teigigen Eisens Stahl erzeugt wurde. Die Kokshochöfen erzeugten schließlich Roheisenmengen, die von den vielen Puddelöfen, bei denen händisch gerührt wurde, nicht mehr verarbeitet werden konnten. In dieser Situation erfand der Engländer Sir Henry Bessemer einen Behälter, in dem nur durch das Einblasen von heißer Luft das Eisen zu Stahl "gefrischt" wurde. Solche "Bessemerbirnen", die es seit 1863 in der Steiermark gab, lieferten in 20 Minuten bis zu 30 Tonnen Stahl, der im großen Hammer verkleinert wurde und dann im Walzwerk beliebig geformt wurde. Eines der ersten und wichtigsten Erzeugnisse dieser Art war die Eisenbahnschiene. Im Prinzip änderte sich seit Bessemer an der Stahlerzeugung nichts mehr.

Heute sorgt der Elektrostahlofen und der LD-Ofen für die moderne Massenstahlerzeugung. Beim LD-Verfahren, benannt nach der an der Entwicklung beteiligten Werke Linz und Donawitz, wird nun statt Luft nur mehr Sauerstoff in die LD-Birne eingeblasen.

Vom "Rennofen" zum Großhochofen, die Geschichte der Eisenerzeugung ist zugleich eine Geschichte unserer Zivilisation und die "Steirische Eisenstraße" ein «ntrurn der Eisengeschichte von europäischer Bedeutung.

Viktor Zack:#

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Wohl jedem, der in der Steiermark eine Schule besucht hat, ist das "Steirische Verbuch" ein Begriff, mancher mag sich noch an das eine oder andere Lied daraus erinnern. Vieles in diesem Liederbuch wurde aus dem "Liederbuch für die Volksschulen" des Vordernbergers Viktor Zack von 1921 übernommen. So fanden manche Lieder und Jodler, die der Volksliedforscher Zack von Jägern, Holzknechten oder Fuhrleuten hörte und aufmerksam niederschrieb, den Weg in unser heutiges Liedgut.

Zack hat es meisterlich verstanden, die meistens recht scheuen Mütterchen, Bauern-dirnen, Hammerschmiede und Bauern wie auch die Jäger und Holzknechte zum Singen zu bewegen und dann auch die schwierigsten mehrstimmigen Jodler aufs Notenpapier zu setzen. So hat er oft, sozusagen im letzten Augenblick, den Volksliedschatz alter Leute festgehalten, den diese sonst ins Grab mitgenommen hätten. Auf diese Weise fand sich in seinem Volksschulliederbuch bemerkenswert oft der Hinweis, dass das Lied oder der Jodler aus Vordernberg stammt. Wer hätte wohl gedacht, dass so bekannte Lieder wie "Wia lustig is' in Winter, was wird's in Summa gebn" oder "Mir san holt die lustigen Hammerschmiedgeselln" in Vordernberg ihren Ursprung haben?

Viktor Zack wurde 1854 als Sohn eines Schneidermeisters in Vordernberg im Haus Hauptstraße 81 geboren. Bereits früh zeigte sich seine außergewöhnliche musikalische Begabung. Das Orgelspiel lernte er beinahe von selbst, sodass es dem Pfarrer gelang, ihm einen Freiplatz als Sängerknabe in Admont zu verschaffen. Im Stift Seitenstätten, danach in Graz absolvierte er sechs Klassen Gymnasium mit Vorzug. Da sein Vater aber erblindete, hieß es für den Jüngling rasch zu einem Verdienst zu kommen, deshalb sattelte Zack auf die Lehrerbildungsanstalt um und wirkte schließlich in seiner Heimat als Volksschullehrer. "Vater Zack", wie er von den Schulkindern genannt wurde, versuchte mit viel Liebe den Kinder das Liedgut ihrer Heimat näher zu bringen.

Viktor v. Geramb, Professor für Volkskunde, berichtete von der Begegnung mit alten Leuten, die bei Zack in die Schule gegangen waren, dass Ihre Augen leuchteten, sobald man die Rede auf Zack brachte: "Ja, in seinen Schulstunden war's immer voll Singen und Sonnenschein und gelernt hat man auch etwas Tüchtiges!"

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer, als Volksliedforscher und -Sammler, war Zack auch in der Sängerbundbewegung tätig. Obwohl er nie studiert hatte, wurde er 1888 zum künstlerischen Leiter des "Akademischen Gesangsvereins" in Graz ernannt und schließlich spät, aber doch mit dem Professorentitel ehrenhalber ausgezeichnet.

In Vordernberg erinnern die "Viktor-Zack-Straße" und eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus an ihn, viel mehr noch aber die unzähligen Lieder, die er dem Vergessen entrissen hat.

Die Radwerke#

14 Radwerke waren einst in Vordernberg in Betrieb. Sie erhielten ihren Namen nach ihrer Nummerierung bachabwärts: Oben begann es mit dem Radwerk I, außerhalb des Ortes in Richtung Trofaiach stand das letzte Radwerk XIV Die Radwerke sind nach den Wasserrädern benannt, die die Blasebälge der Schmelzöfen bewegten, bis die Erfindung der Dampfmaschine Bäche und überflüssig machte.

Jedes dieser Radwerke war ein selbstständiger Wirtschaftsbetrieb, bestehend aus dem Ofen mit der zugehörigen Schmelzkohle, dem Erz- und Kohlelager, einer Wagenremise mit Pferdestall, Arbeiterwohnungen und schließlich dem Wohnhaus des Radmeisters selbst bzw. seines Verwalters (Verwesers). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das Radwerk l, das einzige mit allen Nebengebäuden erhaltene Radwerk des Alpenraumes.

Zur Blütezeit der Radwerke waren besonders die Gewerkenhäuser wahre Schmuckstücke im Ortsbild von Vordernberg. Einen Eindruck dieser frühen Gewerkenherrlichkeit geben uns noch heute das "Steyrerhaus", Hauptstraße 92, einst Verweserhaus zum Radwerk IV, das "Leobnerhaus" mit dem Wappen der Stadt und schönen Fenstergittern oder der "Eisenhof", das frühere Wohnhaus zum Radwerk XII. Nicht zu vergessen das "Meranhaus" des Erzherzog Johann oder die "Radsherrenburg" selbst, Sitz der Radmeister-Communität.

Das Meranhaus, in dem der Erzherzog mit Anna Plochl wohnte, gehörte zu den Radwerken II und V. Zur Zeit der Reformation soll es ein evangelisches Bethaus gewesen sein. Kirchen durften die Protestanten zu dieser Zeit ja keine errichten. Eine Inschrift, die darauf hinwies, angebracht vom früheren Besitzer Stampfer, wurde später aber übertüncht. Erhalten ist hingegen eine Inschrift, die davon erzählt, dass gerade in dem Moment, als der Gewerke Stampfer an der Ergiebigkeit seiner Gruben zweifelte, ihm ein Knappe Erzstücke von neuen Fundorten gebracht habe. Zum Zeichen der Dankbarkeit ließ er sie über dem Portal seines Hauses anbringen.

Jeder Radmeister besaß am Erzberg Anteile, wo durch seine Knappen das Erz abgebaut wurde. Anfangs wurde das Erz auf dem Rücken, später mit schweren Wagen auf der Erzstraße, ab 1845 auf der Erzförderbahn zum Radwerk gebracht.

Das Herzstück jedes Radwerkes war sein Ofen. Im Hochofenmuseum im Radwerk IV, dessen Innenräume sich um den gewaltigen acht Meter hohen Ofenstock gruppieren, lässt sich nachvollziehen, wie beeindruckt ein Reisender, Kajetan Franz von Leitner, einst war, als er 1798 von einem Schmelzofen des Radwerkes VII stand: 

Als wir in die Schmelzhütte getreten waren, erstaunte ich über die Größe und Solidität des Ofens. Er schien mir jenen Streittürmen ähnlich, welche man an den Ringmauern alter Städte sieht. Seine klafterdicken Mauern waren aus feuerfestem Steine gebaut und mit starken eisernen Schließen versehen, seine vier Seiten erstreckten sich in jeder Richtung auf vier Klafter. Vier Blasebälge, durch zwei große Wasserräder getrieben, schickten einen unaufhörlichen Sturmwind in den Bauch des Ofens. Hier waren alle Elemente im Streit; eines strebte das andere zu zerstören, aber das Feuer, von der Luft unterstützt, blieb Sieger über Wasser und Erde. Jenes verdunstete oder verrann durch eine zur Flucht ihm geöffnete Röhre, diese wurde, von dem Sieger ganz durchdrungen, aufgelöst. Es war ein schreckliches Reich des Feuers, welches aber von unübersteiglichen Mauern beschränkt wurde. Wie ein eroberungssüchtiger Fürst strebte das verzehrende Element seine Grenzen nach allen Seiten zu erweitern; doch vereitelten die mächtigeren Nachbarn mit ruhiger Festigkeit seine ungleichen Versuche. Ich wurde mit tiefer Achtung vor den erhabenen Kräften des Menschen erfüllt, welche ihn lehren, den Elementen zu gebieten und alle zu seinem Vorteil, seiner Bequemlichkeit zu benützen. Lebhaft empfand ich die Pflicht, diese Fähigkeiten immer mehr auszubilden und auf die wichtigsten Angelegenheiten des Lebens anzuwenden.


© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl