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Weißenbach an der Enns#

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Die Geschichte der heute selbstständigen Marktgemeinde Weißenbach ist eng mit der von St. Gallen verbunden, da sie einst ein Ortsteil dieser Gemeinde war. Weißenbach liegt an der Mündung des Spitzenbaches in die Enns. Am 9. Jänner 1277 gab König Rudolf I. die Erlaubnis zum Bau einer Brücke über die Enns. Damit war eine wichtige Verbindung nach Altenmarkt und damit zur alten Eisenstraße hergestellt.

Die genaue Entstehung des Ortes Weißenbach an der Enns ist nicht bekannt, wohl aber sind erste Nennungen aus dem 12. Jahrhundert nachweisbar.

Drei Wirtschaftszweige waren es hauptsächlich, denen der Ort und die Gegend um Weißenbach ihren Aufstieg verdankten. Die Eisenindustrie mit den Hammerwerken, damit verbunden die Flößerei ennsabwärts und die Salzgewinnung.

Flößer brachten nicht nur Holz aus den riesigen Wäldern zu beiden Seiten des Ennsflusses und der Salza, sondern auch Eisen in rohem (Raueisen) und halb fertigem Zustand talwärts. Der Verkehr auf der Enns wuchs ständig an, sodass 1440 und 1456 eine genaue Regelung der Floßfahrt und eine Ordnung für die Ladestätten in Weißenbach und Reifling notwendig wurden. Als im 16. Jahrhundert die Eisenindustrie dieses Gebietes ihren Höhepunkt erreichte, sind nach einem 10-jährigen Durchschnitt ca. 3500 Flöße und 350 Schiffe mit 150.000 Zentner Eisenware beladen ennsabwärts geführt worden. Noch im Jahre 1900, als hier die Eisenindustrie längst der Vergangenheit angehörte, wurden noch 1200 Floße gezählt.

Bereits im 13. Jahrhundert findet sich die erste Eisenhammerstätte des Gebietes urkundlich erwähnt. Nach und nach wuchs die Zahl der Hammerstätten auf 26 an. Das Gebiet gehörte zur Herrschaft Gallenstein.

Aber nicht nur das aus Innerberg hierher gebrachte Eisen war von Bedeutung, sondern auch die Weißenbacher Salinen, die für das Kloster Admont namhafte Einkünfte abwarfen und die ihre Erzeugnisse nicht nur nach Admont, sondern auch mit dem Floß ennsabwärts verfrachteten. Im Jahre 1542 wurde die schon mehrere Jahrhunderte bestehende Saline zu Weißenbach auf landesfürstlichen Befehl gesperrt. Als die Salzquellen 1648 noch einmal hervorbrachen, mussten sie so "verschlagen und verdeckt" werden, dass eine weitere Salzgewinnung unmöglich war. Der Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn (Amstetten Selzthal und Weißenbach war die erste Haltestelle auf steirischem Boden), welche 1872 fertig gestellt wurde, war für Weißenbach ebenso wichtig wie der Bau der Zellstofffabrik zu dieser Zeit. Beides brachte dem Ort einen bedeutenden Aufschwung.

Die Zellstofffabrik des Industriellen Alexander von Peez wurde am 3. Mai 1912 durch einen Brand fast völlig zerstört. 1913, im Besitze der Theresienthaler Papierfabrik, konnte sie neu aufgebaut werden und sie wurde später von der Neusiedler AG übernommen, ausgebaut und um eine Hefefabrik erweitert. In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg waren dann das Koch- und das Kesselhaus neu errichtet worden. Bis zur Schließung der Zellstofffabrik im Jahre 1980 war der überwiegende Teil der Bevölkerung von Weißenbach in dieser Fabrik beschäftigt.

Kulturmeile Breitau#

Heute bietet sich der im Naturpark "Steirische Eisenwurzen" gelegene Ort dem Besucher als Kulturlandschaft an, die in der "Kulturmeile Breitau" präsentiert wird. Die Breitau, die durch landschaftliche Schönheit besticht, liegt zwischen dem Spitzenbach und dem Laussatal und stellt die Verbindung zwischen dem Naturpark Eisenwurzen und Oberösterreich dar.

In dieser bäuerlichen Kulturmeile sollen in erster Linie die Arbeit der Bauern, ihre Kultur und Geschichte dargestellt werden. Bäuerliche Betriebe zeigen ihre Höfe und deren Geschichte, die bäuerliche Arbeitswelt und spezielle, auf die einzelnen Höfe abgestimmte Angebote. Landwirtschaft, Tourismus und Kultur sind in der "Kulturmeile Breitau" auf besondere Art aufeinander abgestimmt.

Weißenbach, verwurzelt in der "Steirischen Eisenstraße" an der steirisch-ober-österreichen Landesgrenze gelegen, positioniert sich heute, nach einer Vergangenheit als Montan- und Industrieort, als "Naturort", in dem die für die Region so typische Kulturlandschaft auf besondere Art gepflegt wird.

Sage von der Entstehung der Dreifaltigkeitskapelle beim Spitzenberger#

Einmal fand ein Hirtenbub auf der waldigen Anhöhe beim Spitzenberger am Stamm eines Fichtenbaumes aufgehängt ein Bild mit einer Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Der fromme Hirte kam öfters zu diesem Bild und hielt davor seine Andacht. Das sprach sich herum und so fanden sich immer mehr Leute an dieser Stelle ein. Als durch einen furchtbaren Sturm die Bäume ringsherum entwurzelt und beschädigt wurden, die Fichte mit dem Bild aber verschont blieb, hielt man dies für ein Zeichen des besonderen himmlischen Schutzes. Nach einem weiteren Windbruch ließ man die Bäume putzen und nahm dabei das Bild herab, das in ein nahes Bauemhaus zur Aufbewahrung gebracht wurde.
Doch siehe, am nächsten Tag hing es wieder am gleichen Baum. Hierauf nahm man es wieder herab und sperrte es in einem Kasten ein. Wiederum verschwand es und war am folgenden Morgen am gleichen Baum zu sehen. Da ließ nun ein Müller von Weißenbach an der Enns über dem Baum mit dem Bild eine einfache Kapelle erbauen, die sich bald vieler frommer Besucher erfreute und zur Andachtsstätte wurde. Als sich auch wunderbare Dinge ereigneten, Kranke und Lahme vor dem Dreifaltigkeitsbild in der Kapelle Heilung fanden, nahm die Zahl der Besucher und auch die Andacht immer mehr zu. Auch während eines neuerlichen gewaltigen Sturmes blieb die Kapelle wunderbar verschont, während ringsherum die Bäume entwurzelt wurden.
Einmal drangen ausgelassene Burschen in die Kapelle ein und wollten sie verunehren, wurden aber durch eine drohende Erscheinung, die von dem Bild ausging, so in Schrecken gebracht, dass sie davon abließen und davoneilten. Das wurde alsbald bekannt und so kamen immer mehr Besucher zu dieser kleinen Andachtsstätte. Als bei einer Hochwassergefahr der Ort durch den Schutz der Hl. Dreifaltigkeit von der Überschwemmung verschont blieb, gelobte die Bevölkerung, eine neue, große und schöne Kapelle zu erbauen. Alle Bauern, Handwerker und Arbeiter halfen mit und so ist die heutige Kapelle mit dem viel verehrten Bild der Heiligen Dreifaltigkeit zur Andachtsstätte geworden, zu der die Gläubigen ihre Anliegen bringen, gerne darin beten und an bestimmten Tagen des Jahres in Prozessionen kommen und Gottesdienst feiern. Weil das Dreifaltigkeitsbild in der Kapelle eine getreue Wiedergabe des Gnadenbildes vom Sonntagberg in Niederösterreich ist, heißt man sie auch die Dreifaltigkeitskapelle oder Sonntagbergkapelle beim Spitzenberger in Weißenbach an der Enns.


© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl