Palfau#
In einer Talweitung des Salzatales am Fuß des Gamssteins gelegen, erstreckt sich Palfau als Streusiedlung am linken Salzaufer, knapp nach der Einmündung des Mendlingbaches.
Die erste urkundliche Erwähnung des Namens "Palfau" finden wir in einem Admonter Urbarfragment von 1280. 17 Untertanen zählte das Stift zu der Zeit in "palfawe". In den nächsten knapp 600 Jahren sollte das Gemeindegebiet unter der Herrschaft Admonts stehen, wobei das Ennstal unterhalb des Gesäuses und das Salzatal der Herrschaft Gallenstein unterstellt waren. Erst 1848, mit der so genannten Bauernbefreiung, endete die Grunduntertänigkeit. Stattdessen entstanden freie Gemeinden mit gewählten Bürgermeistern, ein System, das jahrhundertelang lebensbestimmend war, ging zu Ende und die Besitzer wurden freie Eigentümer von Grund und Boden.
Mit grundherrschaftlichen Rechten hatte auch ein langwieriger Grenzstreit zwischen Admont und der Kartause Gaming zu tun, der um die heutige Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich entbrannte. Diese Grenze, die heute zwei Bundesländer trennt, war vom Mittelalter bis 1848 mit einer Staatsgrenze vergleichbar. Ein Schranken auf der Höhe des Hammerherrenhauses Staudinger trennte die Steiermark von "Österreich". Wenn man die Grenze überschreiten wollte, musste man eine Abgabe entrichten.
Der Holzreichtum, die Nähe zum steirischen Erzberg und die günstige Lage Palfaus an drei Gebirgstälern verhalfen der Gemeinde mit dem Anwachsen der Eisenproduktion und des Eisenhandels zu einem beachtlichen Aufschwung. In der Mendling wurde um 1544 ein Hammerwerk errichtet und durch die intensive Holzgewinnung kam es zum Zuzug von zahlreichen Holzknechten. Bis zum 19. Jh. waren es vor allem die Holz- und Brennstoffversorgung der Region, die die meisten Menschen beschäftigten. Waldarbeiter und Köhler fanden hier ihr Auslangen.
Eng verbunden mit der Holzarbeit war der Holztransport. Der Wassertransport war lange Zeit die einzige Möglichkeit, Holz mit geringen Transportkosten über große Entfernungen zu bringen. In Palfau wurden so die Salza und der Mendlingbach zu bedeutenden Verkehrsadern. Bis vor etwa 50 Jahren gehörte der Anblick von Flößern auf der Salza zu einem gewohnten Bild. Erst 1952 stellten die Bundesforste die Flößerei ein, weil sie unrentabel geworden war. Die letzte Floßfahrt auf der Salz fand am 1. Juni 1980 anlässlich der Feier "800 Jahre Steiermark" statt.
Die "Wacht"#
Das ehemalige Gasthaus "Zur Wacht" erinnert an Zeiten, als die Palfauer mit feindlichen Überfällen rechnen mussten und dementsprechend Vorkehrungen trafen.Als 1683 die Türken vor Wien standen, ließ der Abt von Admont in der Frenz und in Mendling hölzerne Verhaue bauen, eine "Wacht" mit Blockhaus als Schutz vor dem möglichen Feind. Als 1741 die Franzosen das Land bedrohten, wurde die Wacht neuerlich besetzt. 140 bewaffnete Untertanen hielten die Stellung, die zu einer kleinen Wehranlage mit einem mächtigen schmiedeeisernen Tor ausgebaut worden war. Das Gasthaus "Zur Wacht" diente als Kaserne. 1859 schließlich wurde das Tor abgetragen. Palfau benötigte keine Verteidigungsanlage mehr.
Sagen aus Palfau #
Noch immer nicht erlöstAls einst die Haustochter aus dem Hebenstreithofe bei Palfau von der Christmette allein nach Hause ging und zur Salzabrücke kam, sah sie dort eine in schwarze Schleier gehüllte gespenstische Frau sitzen. Schon wollte das Mädchen vor Angst umkehren, doch die geheimnisvolle Frau winkte ihr zu und sagte freundlich: "Liebes Mädchen, fürchte dich nicht! Hier unter der Brücke sitzt auf einer großen Kiste ein schwarzes Hündchen und hat einen goldenen Schlüssel im Maule. Wenn du ihm diesen wegnimmst, so will ich dich sehr reich machen, denn dann bin ich erlöst."
Das Mädchen stieg hinab und sah unten wirklich das Hündchen mit dem Schlüssel im Maul auf der Kiste sitzen. Zögernd näherte es sich dem Tiere, doch dieses rollte sofort die glühenden Augen und begann so fürchterlich zu bellen und zu wüten, dass das Mädchen schleunigst die Flucht ergriff. Als sie wieder oben auf der Brücke war und an der Frau vorbeigehen wollte, hörte sie diese heftig weinen und jammernd rufen: Nun muss ich wohl hundert und vielleicht noch mehr Jahre unerlöst warten. Erst muss an dieser Stelle ein großer Baum heranwachsen und aus seinem Holz muss eine Wiege gemacht werden. Wenn das erste Kind, das in die Wiege gelegt wird, groß geworden ist, dann wird es mich vielleicht erlösen. Doch muss dieser Mensch in der Christnacht dem Hunde furchtlos den Schlüssel entreißen."
Mit diesen Worten verschwand die Frau in der Dunkelheit, der Hund bellte nochmals laut, dann war Stille ringsum, und das Mädchen eilte, so schnell es konnte, nach Hause.
Nördlich von Palfau erhebt sich der 1736 m hohe Gamsstein, dessen Kamm die Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich bildet. Eine Felswand des Gamssteins heißt "Frauenmauer", weil, wie die Sage erzählt, dort vor langen Zeiten schöne Bergfrauen gewohnt haben.
Ein Hirtenjunge kam eines Tages mit seiner Schafherde zu dieser Felswand und erblickte dort drei schöne Bergfrauen. Sie nickten ihm freundlich zu und baten ihn schließlich, ihnen das jüngste weiße Lämmchen zu verkaufen. Der Junge wollte es zunächst nicht hergeben, doch als die Frauen ihn mit weiteren Bitten bestürmten, gab er nach und überließ ihnen das weiße Lamm. Plötzlich öffnete sich mit lautem Krach ein weites Felsentor, und der Hirte sah im Innern des Berges einen prachtvollen Saal, wohl von tausend Karfunkelsteinen erhellt. In der Mitte standen ein goldener, weiß gedeckter Tisch und vier goldene Stühle. Auf dem Tisch aber lag in einer Kristallschale ein lieblich duftender Lammbraten. Die drei Frauen luden den Hirten freundlich ein, an ihrem Mahle teilzunehmen, was sich dieser nicht zweimal sagen ließ. Doch bevor er zugriff, warnten sie ihn, beim Essen ja kein Knöchelchen zu zerbeißen. Der Junge ließ sich den saftigen Braten gut schmecken, blickte dabei aber neugierig umher, und knacks, schon war ein Knöchelchen aus Unachtsamkeit zerbissen. In diesem Augenblick blendete ein greller Blitz so seine Augen, dass er sie schließen musste, und vom furchtbaren Donnerschlag erbebte der ganze Berg. Als der Junge vor Schreck halb gelähmt die Augen nach einer Weile wieder öffnete, war von der ganzen Herrlichkeit nichts mehr zu sehen. Er selbst stand mit seiner Herde wieder vor der düsteren Felsenmauer, zählte dann seine Schafe, und siehe, auch das weiße Lämmchen war dabei, doch hüpfte es nur auf drei Beinen, denn das linke Vorderbein war gebrochen.
Als der Hirte gegen Abend mit seiner Herde ins Dorf kam, sah er überall nur fremde Leute, die ihn verwundert betrachteten und zu seiner Erzählung nur ungläubig die Köpfe schüttelten. Eine alte Frau erinnerte sich schließlich, dass ihr die Großmutter einst erzählt habe, dass vor vielen Jahren ein Hirtenjunge mit seiner Schafherde auf dem Gamsstein verschwunden sei.
Beim toten Mann
Am Fuße des Akogels südlich von Palfau heißt eine Stelle "Beim toten Mann". Alte Leute erzählen, dass sich dort früher zu nächtlicher Stunde öfter ein Mann ohne Kopf gezeigt habe. Es soll dies, wie die Sage berichtet, der Geist eines erschlagenen Holzknechts gewesen sein, der im Grabe keine Ruhe finden konnte, so lang sein Mörder noch ungestraft unter den Lebenden weilte. Eines Tages verschwand ein braver Holzknecht aus Palfau spurlos und niemand wusste, was mit ihm geschehen war. Viele Jahre später arbeiteten mehrere Holzknechte am Fuße des Akogels. Es war ein recht heißer Tag, als sie Mittagsrast hielten, ging der Vorarbeiter zur nahen Quelle, füllte seinen Filzhut mit dem köstlichen Nass und trug es zu seinen Kameraden. Als einige getrunken hatten, bemerkten sie, dass im Hute ein merkwürdiges Knöchelchen lag. Kopfschüttelnd betrachteten sie es, und einer nach dem ändern nahm es in die Hand. Zuletzt kam es in die Hände des alten, mürrischen Holzknechts, und siehe da, große, frische Blutstropfen rannen heraus, sodass die Hände des Alten ganz blutig wurden. Der Holzknecht erbleichte, und als die übrigen Männer drohend von ihm Aufklärung forderten, gestand er schließlich zitternd, dass er vor Jahren den verschollenen Kameraden im Streite erschlagen und die Leiche heimlich vergraben habe. Kaum hatte der Alte das Geständnis gemacht, fiel er auch schon um und war tot. Seither hat sich der Mann ohne Kopf nie mehr gezeigt; die Stelle aber, wo er erschlagen wurde, heißt noch heute "Beim toten Mann".
Vom Raffelmandl
In der Umgebung von Palfau gibt es eine recht merkwürdige, gespenstische Gestalt, die im Volksmunde "Raffelmandl" heißt. Es treibt sich zumeist in den Wäldern herum, zeigt sich bald als Zwerglein, manchmal auch als Riese, besonders dann, wenn es irgendwie gereizt wird. Wenn es arme Waldleute anspricht und sie fragt, wie es ihnen gehe, so klagen diese gewöhnlich über ihre Armut oder über die harte Arbeit in den Holzschlägen. Das Raffelmandl beschenkt dann häufig die armen Leute mit irgend einem wertlosen Gegenstand und verschwindet wieder. Die Beschenkten ärgern sich gewöhnlich sehr über die wertlose Gabe und werfen sie meistens weg.
Ein armer Holzknecht, den das Raffelmandl mit einem gewöhnlichen Fichtenzapfen beschenkte, steckte diesen gedankenlos in seine Tasche und eilte nach Hause, um zu seiner Frau und zu seinem kleinen Kinde zu kommen. Um dem Kleinen eine Freude zu machen, griff er in die Tasche nach dem Fichtenzapfen. Er wunderte sich aber sehr, dass der Zapfen auf einmal so schwer war, und als er ihn näher betrachtete, konnte er mit größter Freude feststellen, dass er aus purem Golde war.
Es soll auch vorgekommen sein, dass ein unguter und unzufriedenen Mensch, erbost über das wertlose Geschenk, dieses dem Raffelmandl ins Gesicht schleuderte und es überdies bedrohte. Da wurde aus dem Zwerglein ein unheimlicher Riese, der mit gierigen Händen nach dem Manne griff und ihn in den nächsten Abgrund schleuderte, wo der Mann mit zerschmetterten Armen liegen blieb.
So ist das Raffelmandl eine gar zwielichtige Person - bald gutmütig und belohnt brave Menschen, bald grausam und rachsüchtig.
Die Wasserlochklamm#
Im Gemeindegebiet Palfau liegt die größte Wasser führende Höhle der Steiermark. Ein wahres Naturereignis - die Wasserlochklamm. Das Quellwasser legt in dieser Klamm auf 900 m fast im freien Fall eine Höhendifferenz von 300 m zurück. Dank neu errichteter Stege ist die Klamm gut erreichbar und ein Besuch wird zum Naturschauspiel.
© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl