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?s Zweite Periode 1246 —1283.
Am 26. August 1278 geschah die Entscheidungsschlacht bei Stillfried
imMarchfelde.
Ottokar hatte sein Heer, nach den Völkerschaften» in sechs Schlacht-
Haufen getheilt. Es standen nämlich die Böhmen, die Mährer, die Meiß-
ner mit den Thüringern, die Reussen, die Pohlcn mit den Schlesien», end-
lich die Sachsen und Baiern beisammen. Bei den letzteren befand sich der
König selbst in schimmernder Rüstung, die Krone auf dem Helme. Nach
langjähriger eigener Erfahrung theilte Rudolph die Seinen in vier Heer-
säulen. Die erste und zweite bildeten die Ungarn, angefühlt von Mathias
von Trcnczin und dem Grafen Stephan von Schildberg. Die dritte,
bei der sich der Kaiser selbst, Albrecht, sein Sohn, mit der Rennfahnc
des Kreuzes, und Heinrich, Markgraf von Hochberg/ mit dem Reichs-
adler befanden, bestand aus Schwyzern, Zürcher«, Schwaben, Salzburgern,
und den rüstigen Streitern der Steyermark, Kärnthens und Krains. Die
vierte, bestimmt, als Schlacht- und Gcwalthaufen sich überall hinzuwen-
dcn, wo die Noth es erfordern würde, machten die Oesterrcicher aus. Ihr
Banner führte der hundertjährige Ritter Conr ad von Haslau. Ihm
war, zur Wahrung dieses Kleinods, Heinrich von Liechtenstein a»
die Seite gegeben. Die Kumanen sollten auf den beiden äußersten Flügeln
des Feindes das Treffen beginnen, den Feind aus seiner festen Stellung hin-
tcr einem Sumpfe herauslocken, und während der Schlacht allenthalben Ver-
wirrung unter den Scharen Ottokar's verbreiten. Berthold von Ka-
pellen hielt einen Kern wehrhafter Krieger, von der vierten Heersäule,
abgesondert auf einer Anhöhe, zum Rückhalt für unvorhergesehenen Zufall.
Die Losung der Kaiserlichen war Christus; Prag, die der Völ-
ker Ottokar's.
Heinrich Schorl in, ein Schwäbischer von Adel aus dem Gefolge des Bi-
schofs von Basel, ward von seinem unbändigen Pferde mitten unter die feind-
lichen Glieder gerissen. Der Bischof schrie den Seinen zu, tapfer nachzu-
hauen , und so wurde das Treffen bald allgemein.
Zwei Stunden ward von Reiterei und Fußvolk mit abwechselndem
Glücke gestritten.
Die Sonne stand schon hoch, und die Hitze de« Tages zehrte mit an den Kräf-
ten der Streitenden. Nun brachen die Ocsterreicher mit Macht herein, und
trennten mit großem Blutvergießen die Ordnung der Pohlen, Es sank ihr
Banner in der zitternden Hand des Greises Conrad von H a s l a u .
Da erfaßte es He in r ich von L iechtenste in, schwang es hoch empor,
und stürzte sich, einen Herrn von Fa lk cnbcrg an der Seite, in den dich-
testen Haufen der Feinde. Dreizehn vom Hause T r a u t tma nsdor f f sie-
len im harten Kampfe nebe» dem Banner Oesterreichs auf ihre Schilde.
Burggraf F r ied l i ch von N ü r n b e r g , des Kaisers Freund und Gidam,
war Zeuge des uncrmüdbarcn Muthes der Gteyermärkcr und Tiroler. Die
Sachsen wurden von den Schwaben über den Haufen geworfen.
Zwei Mahl gerieth der Kaiser während der Schlacht in Lebensge-
fahr. Zuerst suchte ihn Herbert von Fül len stein, ein Ritter von
riesemuäßiger Größe, wie er esOttokar gelobt, im Schlachtgctüm-
mel auf, und als er ihn an der Spitze der Eeinigen traf, stürzte er mit
gespornten, Rosse und eingelegter Lanze auf ihn los. Der Kaiser wen-
dete sein Pferd, daß Herbert's Stoß vorüberging, und streckte deu
verwegenen Gegner zu Boden. Mehrere, die Gleiches wagten, w»r-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494