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»6 Dritte Periode l283 —1522.
und Schweppermann's Schwager, setzte ihm hart zu; des Königs
Roß stürzte: da ergab sich Friedlich, der nu't eigener Hand über
fünfzig Feinde erlegt hatte, dem Burggrafen von Nürnberg.
Der Gefangene» vom Adel waren 1400. Darunter war auch Hcktor von
Trauttmansdorff , dem in dieser Schlacht 2l Brüder gefallen waren.
Der Erschlagenen von beiden Theilen waren an 5UU0. Ludwig, des Sie-
ges froh, empfing seinen unglücklichen Gegner mit lauter Freude: «Wir sehen
euch gern so bei uns, Vetter!« Friedrich, stolz und gekränkt, schwieg. Die
Gefangennehmung Friedrich's eigneten sich viele zu , die um und neben
ihm gefochten; er that den Ausspruch, musterte die Schilde, und als er auf
den Büffelskopf kam, den Albrecht Rindsmaul im Wappen führte,
sprach er: «Vor diesem Kllhmaul hab' ich mich heute nimmer erwehren
mögen.« — Durch den Aufenthalt der zahlreichen Heere war in der ganzen
Gegend der Mangel so groß geworden, daß Eier die einzige Erquickung
. waren, die Ludwig den Fuhrern seines Heeres reichen konnte. Seinen
Dank ausdrückend, vertheilte er sie mit dem Ausspruche: «Jedem Mann
ein Ei, dem frommen Schweppermann aber zwei,«
Seinen königlichen Gefangenen ließ Ludwig zuerst auf das nabe
Schloß Dornberg, alsdann nach der Felsenburg Trausnitz bringen, welche
bei Nabburg in der obern Pfalz, im Thale an der Pfreimt liegt. Fast
drei Jahre brachte Friedrich auf der Trausnitz in harter und enger
Haft zu.
<. , Eine solche Lage drückte schwer den sonst so lebensfreudigen Geist Fried-
rich's darnieder. Er ließ Bart und Haupthaar wachsen, schnitzte Pfeile,
die er nicht gegen seine Feinde brauchen konnte, deren einige noch heute
übrig sind, während seine edle Gemahlin , die unglückliche Königin E l i -
sabeth, Wallfahrten unternahm, fastete und bethete, und sich um ihre
Augen weinte.
Einen Tagmarsch vom Schlachtfelde entfernt, erhielt Leopold
am andern Morgen, zu Alling, Nachricht von dem, was inzwischen
vorgegangen. Sein erster Gedanke war, eilends auf Ludwig los zu
ziehen," ihm ein Treffen zu bieten, und durch dessen Gewinn den Bru-
der zu befreien; allein Zaghaftigkeit ergriff einen großen Theil seines
Heeres, und viele, die für ihn dachten, aber nicht fühlten wie er, spra-
chen von nichts, als von der großen Ueberlegenheit des Feindes. So
ward Leopold genöthigt, sich nach Basel zurückzuziehen, wo er
sich mehrere Tage hindurch einschloß, ohne ein menschliches Antlitz zu
sehen.
Was seit seines Vater« Tode, vierzehn Jahre hindurch, der heißeste Wunsch
seines Herzens gewesen, wofür er seit acht Jahren gekämpft, lag zerstört
vor seinen Augen. Von der Schlacht bis an seinen Tod sah man ihn nie wie-
der lächeln.
Nach den ersten Wochen stummen Schmerzens bot er alle Fürsten,
Freunde und Feinde seines Hauses, für Friedrich's Befreiung auf,
und versuchte es, nahe uud entfernte Reiche wider Ludwig zu waff-
nen. Die Grafen von Würtemberg, Baden und Hochberg waren ihm
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494