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Dritte Periode
Burg erbaute; Ernst aber nahm seinen beständigen Wohnsitz zu Grätz.
So theilte sich die Leopoldiuische Linie in zwei Nebenlinien, in die
Tirolische und Steyermärkische.
Mit den Besitzungen in der Schweiz erbte Friedrich IV. zugleich
die Helvetische Fehde,
in der sein Vater das Leben, und sein Bruder, Leopold IV., mehrere
Ortschaften verloren hatte. Seine Lage war um so gefahrvoller, da zu
dieser Zeit der Bund der Schweizer stark, die Macht Oesterreichs aber
getheilt war.
Wenn nun gleich Friedrich, durch die früheren Unfälle vorsichtig
gemacht, mit den Eidgenossen (1442) einen fünfzigjährigen Waffenstill,
stand abschloß; so wollte es doch sein widriges Geschick, daß ihm, aller
Verträge ungeachtet, mitten im Frieden, beinahe das ganze reiche Be-
sitzthmn Habsburgs in Heluetien geraubt ward. Die Veranlassung dazu
gab seine Anhänglichkeit an den Römischen Papst, Johann XXIII.,
zur Zeit des Kostnitzer Conciliums. Durch eine getheilte Wahl waren
damals drei Päpste zu gleicher Zeit,
nämlich Gregor XII. zu Nimini in Italic«, Benedict XIII. in Spa-
nien und Johann XXIII. zu Rom.
Durch diese Spaltung der allgemeinen Kirche begünstigt, breitete
sich in Böhmen die Irrlehre des Johann Huß immer weiter aus; die
Kirchenzucht gerieth, aus Mangel der Aufsicht, mehr und mehr in Ver-
fall. Um diesen Uebeln zu steuern, veranstaltete Kaiser Sigismund
mit dem Papste Johann XXUl. eine allgemeine Kirchenversammlung
zu Kostnitz(Constanz),
wobei, nebst dcm Kaiser und dem Papste Johann, 29 Eardinäle, 4 Pa-
triarchen, über zu« Erzbischöfe und Bischöfe nebst vielen Prälaten, 564
Professoren, 1600 Fürsten, Grafen, Herren und Ritter erschienen.
Das Concilium wurde 1414 eröffnet, und dauerte 4 Jahre. Gleich
Anfangs wurde die Wahl der drei Päpste als ungültig erklärt, welche
daher ihre Würde ablegen sollten; aber Johann XXIII. faßte den
Entschluß, heimlich aus Kostuitz zu entfliehen, nnd Herzog Friedrich,
welcher ihm früher, mit Genehmigung des Kaisers, seinen Schutz ver-
sprochen, uud dafür den Titel eines Gcneral-Capitäns der Römischen
Kirche erhalten hatte, glaubte, diese Flucht begünstigen zu müssen.
Er hictt in dieser Absicht ei» glänzendes Turnier mit dem Schwager des
Kaisers, dem Grafen Ulrich von Ci l lcy. Während alles dem präch-
tigen Schauspiele zuströmte, entfloh Johann, in fremde Kleidung ge-
hüllt, und nur von einem Knaben begleitet, zu Pferde aus der Stadt, fand
zu Ermatingen den verabredeten Kahn, fuhr den Bodensee und den Rhein
hinab, und erreichte die Oesterreichische Stadt Schaffhausen. Bis zur Nach-
richt von I 0 hann's Rettung hatte der Herzog den Ritterkampf verlängert,
überließ dann seinem Gegner den Sieg, und eilte ebenfalls fort aus Kostnitz.
Hierüber wald Friedrich gebannt und geächtet (1415), und alle
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494