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Hrttte Periode 1283—t523.
ckenheiti M a r i m i l i a n's leuchtet nicht bloß a>is seinen Thaten, sondern auch
aus seinen Zeitvertreiben hervor. Schneelawinen donnerten auf der Jagd
mehrmals über ihn hinweg. Steinböcke, die keinen Ausweg mehr hatten,
und seine eigenen Hunde drohten ihn oft in den Abgrund zu reißen. Bei
Verfolgung der Gemsen fand er einst, in seiner Jugend, an der Martins-
wand in Tirol keine Möglichkeit der Ruckkehr mehr. In einer Höhe von
neunzig Klaftern auf schroffen Fclsenspitzen schwebend, daß seine um Hilfe
rufende Stimme kaum mehr vernommen wurde, gab ihn alles schon für ver-
loren, und der Priester zeigte ihm von fern, zum letzten Troste, das hei-
ligste Sacrament. Zwei Tage schwebte der kühne Jäger, des Hungertodes
gewärtig, zwischen Himmel und Erde, da zeigte sich ihm plötzlich ein Unbe-
kannter, der ihn rettend von der Höhe herab brachte, und sich dann, ohne
seinen Lohn abzuwarten, dem Auge Maximil ian's entzog. Der Vorse:
hung für seine wunderbare Rettung dankend, eilte der Prinz nach Innsbruck
zurück, in die Arme des tiefbekümmcrten Erzherzogs Sigismund.
Der feurige Geist und die raschen Thaten Maximi l ian 's rissen auch andere
mit sich fort; sie trachteten, ihn bewundernd, durch ähnliche Thaten ihm
gleich zu komme». Im Jahre 151Z schloß Max im i l i an , zum Schutze der
Niederlande, ein Bllndniß mit England, und das vereinigte Heer unternahm die
Belagerung von Teroucnne. Während zwischen den Deutschen und Englän-
dern ein schlechtes Einverständniß herrschte, rückte der Herzog von Longue-
vi l le mit Uebermacht zum Entsatze heran. Da eilte Max imi l ian von
Brüssel in das Lager, mit geschlossenem Helm und in gemeiner Ritters-
tracht. Auf einmal trat er aus dem Gezelte seines Fcldhauptmanns her-
vor. Alles drängte sich, überrascht, mit lautem Zurufe um ihn. Er, mit
seinem unbeschreiblichen Feuer, sprach so z» den Kriegern- »Dort ist Guinc-
gate, dort ist der Feind, dort habe ich, ein zwanzigjähriger Jüngling, über
ihn gesiegt l Grau bin ich wohl geworden, aber mein Alter soll mich nicht
hindern, euch gleichwohl ein Beispiel der Tapferkeit zu seyn!« Das ganze
Heer theilte seine Begeisterung, und folgte ihm, mit dem Entschlüsse zu
siegen, gegen den Feind, Die Franzosen wurden so rasch und mit solchem
Nachdrucke angegriffen, daß sie nicht so sehr die Schwerter zur Gegenwehr,
als die Sporne zur Flucht brauchten. Die Schlacht von Guinegate heißt da-
her noch heute die Spornschlacht. Bald darauf endigte ein ehrenvoller Friede
den kurzen Krieg.
Der außerordentlichen keutseligkeit Max imi l ia n's' war in einem hohen Grade
Würde und Hoheit beigemischt. Als ihn die Aufrührer z» Brügge aus einem
in den andern Verwahrungsort überbringen wollten, fielen sie, statt der
frechen Anrede, die sie sich vorgenommen, erschüttert vor ihm auf die Kniee.
Ihr Rath beschloß darauf, ihn nur vor den Hauptleuten, nie vor einem
Nürgerausschusse, noch viel weniger jemals vor dem Volke, sprechen z» las-
sen. Sein Hofnarr, Kunz von der Rosen, aus Kaufbeuern, gelangte,
in fremde Gewänder gehüllt, glücklich durch alle Wachen zu ihm, und bat
ihn fußfällig, mit ihm die Kleider zu wechseln, und so, wie es bereits ver-
anstaltet war, nach Middelburg zu entfliehen. «Ei» sicheres Mittel mag
das seyn,« sprach Max im i l i an , »aber es ist kein anständiges.« — »So
lebe denn wohl, mein König,« erwiederte der Hofnarr mit Thränen, »dem
treuer Kunz hat also dießmal seinen Hals umsonst zu Markte getragen. Du
bist einmal zu fromm für diese Schelme von Empörern!« — Als ihn die
Aufrührer entließen, ging er voll Würde durch ihre Reihen, und sprach zu
der, vor der Hauptkirche zusammenströmenden Menge, mit stillem Vorwürfe:
«So haben wir denn endlich Frieden!« — Auf die ängstlichen Fragen, ob
Kaiser Friedrich's heranziehende Völker den Vertrag halten würden, ant-
wortete er kurz und kräftig: »Ihr habt mein Wort, und das ist wohl genug
nach dem, was geschehen ist; aber ich bin nicht der einzige Fürst von Oester-
reich, und die Unbilbe an mir hat zu allen um Rache gerufen.«
In der innern Staatsverwaltung war Mar imi l ian I . der Stif-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494