Page - 176 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Image of the Page - 176 -
Text of the Page - 176 -
Anhang zur dritten Periode.
Bruder zum Verbrechen, und weigerte sich, ihn zu entrichten. Erkämpfte
hierauf durch vierzehn Jahre gegen die Deutschen, und erfocht manchen
blutigen Sieg. Endlich bezwang ihn Otto der Große durch einen
persönlichen Angriff auf seine Hauptstadt. Boleslaw mußte zur fer-
nern Abtragung des Tributs sich verstehen, ward Christ, und blieb seit
dieser Zeit dem Kaiser getreu. Mit Otto schlug er (9Z5) die Ungarn
bei Augsburg, überwand sie auch in Böhmen mit Deutscher Hilfe, und
brachte Mähren wieder unter seine Herrschaft. Durch die Wohlthat und
die christliche Gesinnung des Deutschen Königs erschüttert, bereuete V o»
leslaw die Ermordung seines Bruders, und wurde in den spätern
Jahren seines Lebens ein eifriger Beförderer des Christenthums.
Sein zweiter Sohn, Samo, — nachdem er zu Augsburg Mönch geworden,
Christian«« genannt, — wurde, um das Jahr 99l), der erste Schrift-
steller Böhmens. Von ihm haben wir das Leben seiner Großmutter Lub-
mi l la und seines Ohms, des heiligen Wenzel, der in der Nacht nach
eben dem Gastmahle durch den eigenen Bruder gefallen war, das man zur
Feier der Geburt S am o's gegeben hatte.
Boleslaw II . , der Fromme (967—1000), der älteste Sohn
und Nachfolger Boleslaw's I., stiftete (973) ein Visthum zu Prag,
welchem zuerst Dietmar aus Sachsen, hernach aber der heilige Adal,
bert, ein geborner Böhme, vorstand. Er beförderte Cultur und Auf-
klärung durch Gründung mehrerer Venedl'ctine»Stifter, von denen das
zu Brzesnow bei Prag (99z) noch jetzt besteht. Seine Schwester, D o-
brawka, die Gemahlin des Herzogs Mieczislaw von Pohlen, be-
kehrte diesen und den größten Theil seines Volkes zum Christenthume.
Glücklich focht Boleslaw ll. gegen die Ungarn, die er aus Mähren
hinausschlug. Später unterstützte er den Pohlm'schen Prinzen Wladis«
law, Sohn seiner Schwester, in einem Erbstreite gegen den älteren
Bruder, Boleslaw ChroHry, und eroberte Krakau. Dieß hatte
einen langen Krieg zur Folge, der auch unter den Söhnen und Nachfol-
gern Boleslaw's II. fortwährte, und in welchem Boleslaw
Chryb ry nicht nur Krakau wieder eroberte, sondern auch Mähren und
Böhmen einnahm, ohne jedoch diese Länder behaupten zu können; denn
die Böhmischen Herzoge, Boleslaw III., Iaromir und Udal-
rich (1000—1037), genossen den mächtigen Beistand des Deutschen Kö-
nigs, Heinrich's II . , des Heiligen. Diese enge Verbindung Böh-
mens mit Deutschland machte, daß der Böhmische Herzog Udalrich
von den Deutscheu Reichsfürsten zur Deutschen Königswahl eingeladen
wurde, und nach Heinrich's II. Tode, bei der Wahl König Con-
r ad's l l . , zum ersten Male das Churrecht ausübte, welches hernach
immer bei Böhmen blieb.
Brzetislaw, der Böhmische Achilles genannt, Udal-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494