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Anhang zur dritten Periode.
Katholiken, die ihre Kriegsgefangenen warm, in Tonnen / füllten den lee-
ren Raum mit Pcch, Harz, Schwefel, Hanf und andern brennbaren Ma-
terien an, und stellten diese Schlachtopfer auf die Mauern der Vtlldt Prag,
Da wurden sie angezündet, die Nacht zu erleuchten, wie einst bei der ersten
Verfolgung der Christen Nero gethan hatte.
Bald darauf eroberte Zizka auch die beiden königlichen Schlösser
zu Prag, und bekam da die vier ersten Kanonen, die seit der Erfindung
des Schießpulvers nach Böhmen gekommen waren, in seine Gewalt.
Die Einigkeit der Hussiten dauerte nicht lange. Die sogenannten
Eallrtiner (Kelchner), wozu vorzüglich die Prager gehörten, waren ge-
müßigter als die Taboriten. Zu den Ersteren gehörten auch viele an-
gesehene Landherren, welche zwar Anhänger der Hussitischen Lehre, aber
doch dem Luremburgischen Hause zugethan waren, und die zerstörende
Wuth Zizka's und seines Haufens, der auf völlige Losreißung vom
heiligen Stuhle und auf Vernichtung der ganzen geistlichen Gewalt drang,
gern gehemmt gesehen hätten. Seit dem Eintritte dieser Spaltung wü-
theten die Taboriten nicht bloß gegen die Katholischen, sondern unter-
nahmen auch verheerende Züge gegen die Hussitischen Städte, welche es
nicht mit ihnen halten wollten.
Leichenhügel und Brandstätten bezeichneten ihren Weg. Zu Prachatitz ließ
Zizka, der sich jetzt Johann vom^Kelch, Hauptmann in der Hoffnung
Gottes der Taboriten nannte, nachdem er die Mauern erstiegen, die noch
übrigen Einwohner in die Sakristei der Stadtkirche sperren, rings umher
Stroh anhäufen, und die Unglücklichen virbrennen. In Kommotau, das
auch mit Sturm eingenommen wurde, schleppten die Taboritischen Weiber
die Frauen — die Männer waren sämmtlich bei der Vertheidigung der Stadt
umgekommen — in ein Gebäude, das sie in Flammen aufgehen ließen.
Alle Städte bis auf die der »wahren« Gläubigen sollten vertilgt,
alle Bücher, außer der Bibel, als Werke des Antichrists vernichtet, alle
Gotteshäuser und Altäre, weil man sie zu den heiligen Handlungen
nicht brauche, sollten niedergerissen werden, und statt der Disciplin geist-
licher Vorsteher sollte jeder gehalten seyn, alle Abweichungen vom gött-
lichen Gesetze, wo er sie sehe, zu verfolgen, und mit dem Tode zu be-
strafen.
^ Schon in seiner Jugend, bei einem raschen Ritte, hatte der men-
Mnfeindliche Zizka durch einen von ihm ausgebogenen, aber ge-
waltsam zurückschnellenden Baumast das rechte Auge verloren; jetzt,
bei der Belagerung der Burg Raby, wurde der mit Blut befleckte
Befehlshaber der Hussitischen Rotten auch des linken Auges beraubt.
Als er die Beschaffenheit des Ortes und die Schwächen der Burg
auskundschaftete, schoß der Ritter Koczowsky von der Warte einen
Pfeil auf ihn ab. Er traf den Baum, unter den sich der spähende
Zizka gestellt hatte, und ein Splitter durchfuhr Zizka's noch ge-
sundes Auge, so daß er von diesem Tage an völlig blind war. Aber
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494