Page - 198 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Image of the Page - 198 -
Text of the Page - 198 -
Anhang zur dritten Periode.
in sich begriff. Obgleich die Slawischen Geschichtschreiber die Regenten
der Mährer Könige nennen; so werden sie doch von den Deutschen ge-
wöhnlich nur als Herzoge aufgeführt. Carl der Große kämpfte
mit Glück gegen Samoslaw, den Beherrscher der Mährer, und
Ludwig der Fromme legte dem Mährischen Herzoge Mogemir
(Moymar), welcher in der Felsenburg Dowina, am Einflüsse der March
in die Donau, seinen Sitz hatte, Tribut auf. Nadislaw (Rastizcs),
der Neffe und Nachfolger Mogemir's, sah die Theilung des Fränki-
schen Reiches für den günstigsten Zeitpunct an, sich von dem Carolingi-
schen Könige, Ludwig dem Deutschen, unabhängig zu machen.
Er schloß Bündnisse mit mehreren Slawischen Fürsten, und kämpfte
lange mit wechselndem Glücke. Im Jahre 864, nach einer blutigen
Schlacht, von Carlmann, dem ältesten Sohne Ludwig's, znm
Frieden genöthigt, schloß Radislaw später einen neuen Bund gegen
die Deutschen. Allein er ward (870) von Carlmann gefangen, und
zu Regensburg geblendet (871). — Während dieser Kämpfe, im Jahre
863, kam der heilige Cyri l lus, ein Griechischer Mönch, nach Mäh-
ren, predigte den damals noch heidnischen Einwohnern das Christenthum,
und taufte den Herzog Swatopluk (Zweutibold), den Neffen, Mit-
regenten und Nachfolger Nadislaw's. Er übersetzte die heilige Schrift
in die Sprache der Slawen, und erfand die, nach ihnl,genannten, Cy-
rillischen Buchstaben. Er gründete zu Wellehrad ein Visthum, in wel-
chem ihm (871), da er nach Rom ging, sein Bruder, der heilige Me<
thudius, folgte. — Als Swatopluk dem Mährischen Reiche seine
größte Erweiterung gab, und dasselbe unter ihm nicht nur Böhmen,
sondern auch Ungarn bis an den Fluß Gran, und einen Theil von Poh-
len umschloß, über welche Länder er, unabhängig von dem Könige Deutsch-
lands, regieren wollte; da ward die Macht und die politische Kraft die-
ses schnell emporgestiegenen Slawen-Reiches durch den Deutschen König
Arnulph für immer gebrochen. Zwar vertheidigte sich Swatopluk,
so lange er lebte, sehr tapfer; allein nach seinem Tode (8Y4) stritten
seine Söhne, Swatobog und Mogemir, um das Reich, und be-
schleunigten dadurch die Auflösung desselben. Die von Arnulph ge-
gen Groß-Mährcn aufgerufenen Ungarn (Magyaren) eroberten alles
Land von den Karpathen bis zur Save und zur March; die Pohlen ver-
sicherten sich der nördlichen Theile des sinkenden Reiches; das heutige
Mähren endlich begab sich in den Schutz des Böhmischen Herzogs S p i-
t ihniew, und blieb seit dieser Zeit in ununterbrochener Verbindung mit
Böhmen, wenn gleich (1002) von Pohlen aus der Versuch geschah,
auch diesen Rest der alten Mährischen Macht an Pohlen zu bringen.
Brzetislaw, der Sohn des Böhmischen Herzogs Udalrich, ver-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494