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210 Anhiwg zur dritten Periode.
Als Bajazeth am nächsten Morgen da« Schlachtfeld überschaute, und sech«
zigtaustnd der Seinen todt liegen sah, weinte er vor Wuth, und gedachte
den Untergang s« vieler Türken an den Gefangenen zu räche». Nachdem die
vornehmen Franzosen, dcs großen Lösegeldes wegen, welches für sie erwar-
tet wurde, ausgesondert waren, ließ der Sultan vor seinen Augen ein unge-
heures Gemetzel beginnen, und schon war das Nlut von zehntausend Gefan-
genen vor ihm niedergerieselt, als seine Großen sich ihm zu Fußen warfen,
und um Schonung für die übrigen flehten, die er, des Blutes für jetzt ge-
sättigt, gewährte. Der Graf von Nevcrs und seine Gefährten mußten i»
harter Gefangenschaft schmachten, bis ein Lösegeld von 2U0,UUll Ducaten
sie befreite.
Nur ein langer und heftiger Anfall von der Gicht, dann später die
Angriffe der Mongolen unter T im ur (Tamerlan) hielten Bajazeth
ab, scine Siegeslaufbahn gegen das Abendland weiter zu verfolgen.
Unmittelbar nach diesen Ereignissen erhob die Faction der Mißver-
gnügten in Ungarn von neuem ihr Haupt, hielt den König Sig ismund
achtzehn Woche» lang auf dem Schlosse Wissegrad gefangen, und rief
wider ihn den König Ladislaus von Neapel herbei. Dieser Fürst,
nicht gewarnt durch das Schicksal seines Vaters, Carl's I I I . , brach in
Dalmaiien ein, ließ sich zu Zara als König klönen, und erkaufte den
Schutz Venedigs durch die Abtretung der Insel Corsu und des ganzen
Küstenlandes von Dalmatien; allein S ig ismund, welcher durch ei»
Böhmisches HilfsHeer und durch Niklas von Gara , der seinem Kö-
nige unter allen Stürmen getreu geblieben war, die Freiheit wieder er-
langt hatte, besiegte und vertrieb seinen Gegner, und behauptete sich bis
zu seinem Tode auf dem Ungarischen Throne.
Die vielen Kriege und Unruhen hinderten Sig ismund nicht, die
Wohlfahrt des Königreichs durch manche weise und wohlthätige Anord-
nung zu befördern. Er führte Gleichheit der Maße und Gewichte ein,
ordnete das Münzwescn, erhob die königlichen Freistädte zur Reichs:
standschaft (IHoZ), und errichtete eine Akademie zu Ofen. Um für die
Sicherheit seiner Staaten zu sorgen, verschaffte er sich (1425) durch ei-
nen Tractat mildem Fürsten von Seruien die Festung Belgrad, welche
ihm sehr tauglich schien, zu einem Bollwerke gegen die Türken zu dienen.
Das königliche Aufgeboth erhielt ciue verbesserte Einrichtung, zu welcher
schon Ludwig der Große den Gruud gelegt hatte, und die wichti-
geren Gränzplätze bekamen beständige Besatzungen. Sigismund ver-
besserte auch die Polizei und die Gerechtigkeitspflege, und suchte der
Selbstrache, der Sclbstpfänduug und anderen Gewaltthätigkeiten, dnrch
Androhung schwerer Strafen, Gränze» zu setzen.
Zu großen Erwartungen berechtigte die Thronbesteigung des edlen
Habsburgischen Herzogs Albrecht V. (§. 39), den das Hinscheiden
S igismnnd's, seines Schwiegervaters, zur Regierung berief (1437).
Wie aber sein frühzeitiger Tod die Throne Deutschlands, Ungarns ,md
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494