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Anhang zur dritten Periode.
war so außerordentlich, daß der Adel durch dle Gefahr, alle arbeiten-
de» HHubc zu verlieren, sich endlich gezwungen sah, das Entlaufen der
Bauersleute gewaltsam zu verhindern. Hierdurch beleidigt, erlaubte
Dosa seinen Rotten ohne Rücksicht auf Alter, Stand oder Geschlecht,
alles, was die wildeste Frechheit begehren, nur thierische Nohheit aus-
üben kann. Am heftigsten wütheten sie gegen die Güterbesitzer und ihre
Schlösser. Wer das Unglück hatte, in ihre Hände zu gerathen, endigte
sein Leben unter schauderhaften Qualen. Auf des Königs Befehl flogen
Eilboten nach Oesterreich, Pohleu und Böhmen um schleunige Hilfe.
Johann Bornemisza, Odcrgespan von Preßbnrg und des Kron-
prinzen Hofmeister, wagte es, mit der königlichen Leibwache einem zahl-
reichen Haufen der Kurutzen — so nannte man D osa's wilde Scharen
— auf den Ebenen von Pesth die Spitze zu bieten. Nicht lange blieb
der Sieg unentschieden; die zügellosen Rotten wurden zerstreut, nieder-
gemacht oder gefangen. Der Ausgang dieses Gefechts und die unmittel-
bar darauf folgende strenge Bestrafung der vornehmsten Aufwiegler ver-
breitete die Flamme der Empörung noch weiter. Dosa verbrannte
Csanad, und ging sodann über die Marosch, um sich durch die Erobe-
rung vou Temeswar einen Waffenplatz zu verschaffen. Des Falles die-
ser Festung durch die Abdämmung des Flusses beinahe gewiß, nahm er
den königlichen Titel an; aber die tapfere Besatzung hielt ihn durch
standhafte Gegenwehr solange hin, bis Johann Zapolya, Graf
von der Zips, mit dem Entsatze ans Siebenbürgen herbeikam. In der
entscheidenden Schlacht, die nun erfolgte (4512), verloren 40,000 Em-
pörer das Leben; Dosa selbst aber ward gefangen und martcrvoll hin-
gerichtet.
Zapolya ließ ihn auf einem eisernen Throne langsam braten, und ihm
eine glühende Krone auf's Haupt setzen. Dosa's vornehmste Anhänger,
durch vierzehnlä'gigen Hunger gepeinigt, mußten hierauf ihrem Anführer
das Fleisch mit den Zähnen von den Knochen reiße».
Auch die übrigen Häupter des Aufstandes gericthen bald darauf in
die Gefangenschaft, und wurden geviertheilt. Siebenzigtausend Men-
schen hatte diese unheilvolle Fehde binnen vier Monaten hingewürgt,
noch ungleich mehreren Freiheit, Güter und Wohlstand gekostet.
Den tiefen Eindrucks welchen der Sieg bei Temeswar allenthalben
bewirkte, wollten die Anhänger des Johann Zapolya dazu bcnü,
tzcn, diesem hochstrebenden Manne die königliche Würde zu verschaffen.
Zum Glücke erschienen die, gegen die Kurutzen herbeigerufenen, wackern
Böhmen, gegen 12,000 Mann stark,
an ihrer Spitze der Herzog v«n Münsterberg, Ladislaus ?on
Sternberg, Stephan von Schlick und Wilhelm Czernin.
Ihre standhafte Erklärung, Ofen nicht eher zu verlassen, bis ma«
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494