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832 Vierte Periode t522 —1740.
Indem man so rathschlagtc, führte der Herzog von Alba, welcher weiter
voraus geritten war, einen Bauer herbei/ der eine Furt im Flusse nachzu-
weisen versprach, wo ein Pferd hindurch gehen könne. So erwartete man
den Morgen.
Unter einem dichten Nebel versuchten die Spanischen Schützen
(24. April 1547) sich dem jenseitigen Ufer zu nähern, aber die Sachsen
hielten das Ufer gut besetzt, und schössen ohne Unterbrechung hinüber.
Da befahl der Kaiser, die Nachen des Feindes zu nehmen. Sogleich
sprang ein Haufe Spanier, ohne .Harnisch, den Säbel im Munde, in's
Waffer, schwamm hinüber, überwältigte nach einem mörderischen Ge-
fechte die in den Kähnen befindlichen Sachsen, uud brachte die eroberten
Fahrzeuge herüber. Sogleich wurden diese mit tüchtigen Schützen be-
mannt, die nun die feindlichen gehörig beschäftigen konnten, indeß die
Reiterei ihren Zug durch das Wasser antrat, und dadurch, daß jeder
Reiter noch einen Fußgänger hinter sich auf das Pferd nahm, eine be-
trächtliche Anzahl von Streitern übersetzte. Nachdem eine hinreichende
Menge von Truppen drüben angelangt war, setzten auch Car l , Fer-
d inand, Mor iz und A lba durch das Waffer. Hinten nach folgte
noch der Rest der Reiterei, und zuletzt schlug man aus den erbeute-
ten Kähnen eine Schiffbrücke zusammen, auf welcher auch das Fußvolk
und der Schicßbedarf nachkam. Den letzteren wartete der Kaiser gar
nicht ab, sondern eilte, sein Heer in Schlachtordnung zu stellen.
Freudig ritt er die Reihen auf und nieder, prächtig und wie zum Siege ge-
schmückt. Sein vergoldeter Helm und Panzer, seine reichgcstickte Feldbindc,
und der Schmuck seines Pferdes strahlten herrlich von weitem -, in dcr rechten
Hand hielt er eine Lanze, und mit dcr linken tummelte er sein wildes Anda-
lusisches Roß. Seine Siegeslust und sein Muth theilten sich dem ganzen
Heere mir.
Durch die Entschlossenheit seiner (scgncr außer Fassung gebracht,
bestleg der Churfürst, da er wegen seines schweren Körpers zu Pferde
nicht gut fortkommen konnte, einen Wagen, um mit seinem Heere Wit-
tcnberg so schnell als möglich zu erreichen; allein die kaiserlichen Reiter,
von Alba und Mor iz angeführt, blieben den Sachsen dicht auf der
Ferse, uud brachte» sie drei Stunden von dem Uebcrgangsorte, aufder
Lochaucr Heide, zum Stehen. Che die Sonne uutergiug, war das Schick-
sal des Tages entschieden. Die kaiserliche Reiterei hieb fürchterlich ein,
und die Verwirrung des Feindes ward allgemein, als die zurück geschla-
genen Sächsischen Reiter sich auf ihr eigenes Fußvolk stürzten. Bald
sah man nichts als Bestürzung und Flucht, und unendlich mehr, als fech,
tend gefallen waren, wurden im Fliehen getödtet.
Die ganze Wahlstatt war mit Leichen bedeckt. Viele ergaben sich auch, und
diese waren so verschüchtert, daß mancher einzelne kaiserliche Reiter bis auf
fünfzehn Gefangene um sich her hatte.
Der Churfürst hatte inzwischen den Nagen verlassen, und einen
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494