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Vierte Periode l522 —1740,
nehmen. Pohlen ernannte hierauf bei der neuen Wahl, geleitet von dem
vornehmsten Adel und von dem Primas des Königreichs, den Kaiser
Mar im i l i an selbst zn seinen: Könige.
In dem Wahldecrete pries mangeln« Talente und Tugenden, welchen man
die Beruhigung der Christenheit zuschrieb.
Während die Weisheit des Kaisers alles Schwierige der vorgeleg-
ten r»ot» ounvenl» berechnete, welche der Reichstag forderte, eilte der
Woywode von Siebenbürgen, Stephan Vathory , persönlich nach
Pohlen, fand bei der Türkischen Partei Unterstützung, gewann einen
zahlreichen Anhang, iudem er alles versprach, was man verlangte, und
bestieg mit Hast den unbesetzten Thron, auf dem er sich durch seine Ver-
mählung mit der 52jährigen Prinzessin Anna, des letzten Iagellonischen
Königs Schwester, zu befestigen suchte. Mar im i l i an war entschlos-
sen, sein gutes Recht mit den Waffen in der Hand zu behaupten. Seine
Absicht war, die Reichsregierung an seinen Sohn Rudolph, den die
Churfürsten bereits zum Römischen Könige gewählt hatten, zu übertra-
gen , und sich ganz der Sorge für die Regierung der Erbländer und den
Pohlnischen Krieg zu weihen.
Ein mit der vereinten Macht aller dieser Staaten, Venedigs und Spaniens
zu unternehmender, durch einen Bund mit Persien und Rußland begünstig-
ter Kreuzzug wider die Türken lag im Hintergründe seiner Entwürfe. >-
Da raffte ihn der Tod im ^yl»«" Jahre seines Alters hinweg. / ^ 6
Ä5»<imil ian II. starb zu Regensburg an eben dem Tage, an
welchem derAbschied des geschlossenen Reichstages öffentlich kund ge-
macht wurde (12. OctHber 1576).
Seit geraumer Zeit durch Gicht und Steinschmelzen hinwelkend, durch seiner
Aerzte Rath gar keine Erleichterung der peinigenden Ulbel fühlend, vertraute
er sich' einer, durch ihre gewagten Curen weit berühmten Frau aus Ulm,
Magbalena Streicher, überlebte aber, wie der Leibarzt Johann ^
Crato es ihm vorher gesagt haben soll, den Gebrauch ihrer heftig wirken- ^
den Mittel nur um wenige Tage.
Sein Tod erregte allgemeine, aufrichtige und tiefe Betrübniß.
Bei ihm brachte Deutschland den schönen Beinamen, der einst dem edlen Titu«
gegebe!, ward, wieder in Gebrauch. Seine Leiche ward nach Prag abgeführt,
und neben der seines Vaters beigesetzt.
Der Kaiser war von mittlerer Statur, stark und schön gebaut; der Ausdruck
seiner Mienen kündigte Lebhaftigkeit mit Würbe, Tiefsinn, durch Freund-
lichkeit verschönert, an; sein Gang und seine Bewegungen waren mehr be-
stimmt als rasch, sein Vortrag schmucklos aber nachdrücklich, durch eine un-
gewöhnliche Freimüthigkeit ausgezeichnet. Die Kaltblüiigkeit Mar imi -
lian's in den größten Gefahren verdient die höchste Bewunderung. Auf
einer Jagd bei Granada in Spanien genöthigt, in einem Bauernhause ein-
zukehren , von seinen Begleitern getrennt, geriech er Räubern in die Hände.
Den ersten, der auf ihn eindrang, streckte er muthig nieder, und ging auf .
die andern mit solcher Entschlossenheit los, daß schnell alle vier verwundet
und genöthigt waren, sich durch die Flucht zu retten / auf welcher sie seinem
Gefolge in die Hände fielen, und den verdienten Lohn erhielten. In den
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494