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Vierte Pcrioce 1522—<74o. »83
Protestation, cm allem hieraus entstehende»« Unheil vor Gott und der
Welt unschuldig zu seyn,« willigte der Kaiser in das Begehren der Deut-
schen Ncichsstäildc, und dankte sofort 18,000 Reiter ab, von welchen
nun die »leisten Dienst beim Feinde nahmen, und den Feldherrn, der so
glänzende Siege erfochten hatte.
Wallen stein zog sich nach Prag zurück, und beschäftigte sich eifrig mit
Verbesserung der Landcscultur auf seinen weitläuftigen Besitzungen, mit
der Emporbringung dcs Handels und Gewerbes, mit prachtvollen Garten-
anlagen und mit bedeutenden Bauten. Hundert Häuser mußten weggeris-
sen werden, um vor den sechs Thoren seines Pallastes geräumige Plätze
zu bilden. Er war von königlichem Gepränge umgeben, Seine Tafel
wurde täglich mit hundert Schüsseln besetzt, obgleich er selbst höchst mäßig
im Genuß von Speise und Getränk war. Sechzig Edelknaben aus den
vornehmsten Häusern, alle in hellblauen Sammet mit Gold gekleidet, be-
dienten ihn. Sie wurden zugleich von den geschicktesten Lehrern zum
Kriegs- und Staatsdienste ausgebildet. Er hatte einen Obcrhofmeistcr und / ^
uier Kammcrherrcn, von denen einige schon den kaiserlichen Schlüssel ge- - "V
tragen hatten. Edelleute und Freiherren drängten sich an seinen kleinen
Hof. Er gab mehr als königliche Gehalte, und seine Belohnungen und
Geschenke waren immer höchst freigebig. Eine Leibwache von fünfzig reich-
geklcidctcn Hellcbardieren prangte in seinem Schloßhofe, und mehrere
hundert auserlesene Pferde standen in seinen Ställen, und fraffen aus mar-
mornen Krippen. Dieselbe Stille und Haltung, die er selbst beobachtete,
forderte er auch von seiner Umgebung, und der Feldherr, dessen Freude sonst
der Tumult der Schlacht gewesen war, konnte jetzt nicht das Rasseln eines
Wagens, das Klirren eines Sporns, das Gebell von Hunden, oder ein
lautes in seinem Vorzimmer gesprochenes Wort ertragen. Zwölf Patrouillen
hielte» bei Tag und Nacht jede» Lärmen entfernt, und die Gassen wurden
mit Ketten gesperrt. Ganze Nächte brachte Wallen stein mit dem Ita-
liener Scni in astrologische Studien vertieft zu. Außer dem waren sein
Schwager Terzki und dessen Mutler, die ihm wegen ihrer Klugheit be-
sonders werth war, seine einzigen Vertrauten.
Nunmehr ward T i l l y der oberste Befehlshaber.der kaiserlichen
wie der Baierischen Truppen.
Der Stolz und Eigennutz Wallcnstein's waren ihm fremde Leidenschaften.
Als der Kaiser ihn aus Erkenntlichkeit in den Reichsfürstenstand erheben
wollte, vcrbath er sich diese Ehre, und gab dem Schreiber der Kanzlei 500
Thaler, das Patent nicht auszufertigen. Das graue Haar hing ihm ord-
»ungslos um den Kopf, und von dcm spitzigen Hute wallte rückwärts eine
rothe Straußfcder bis mitten auf den Rücken, Sein Kleid mit weiten Aer-
meln und die Beinkleider waren von grünem Atlas nach Spanischem Schnitt.
In der Schlacht rilt er einen kleinen Grauschimmel, und trug eine Ruthein
der Hand. Er war der Schrecken des Feindes. Im Dienste war er pünct-
lich und unerbittlich strenge.
Bald nach der Landung Gustav Adolph's hatte die Stadt Mag-
deburg , an ihrem in Folge dcs Rcsiitutions-Edicts vertriebenen Admi-
nistrator Christian Wi lhe lm von Brandenburg hängend,
mit Schweden den Bund geschlossen., Gegen diese Stadt zog i'eht mit
großer Macht T i l l y , von dem die Belagerung mit Energie und tüch-
tiger militärischer Einsicht gefühlt ward. Nach sechswöchiger hartnäcki-
ger Vertheidigung ging Magdeburg durch General Pappen Heim's
^ . ^
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494