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gtt« Vierte Periode 1522-l?40.
gesetzt hatte, muthig entgegen, und wagte ein Treffen (7. August 4663),
in dem er, aller Tapferkeit ungeachtet, den Sieg und das Leben verlor.
Zahlreiche Horden der Tataren schwärinten nun bis ins Marchfeld und
gegen Brünn und Olmütz, andere an die Steyermärkische Gränze, ihre
Spur durch Feuer und Schwert bezeichnend. Nach heldenmüthigem Wi-
derstände siel das wichtige Neuhäuscl, nachdem zwei Drittheile der Be-
satzung, theils durch Stürme und Ausfälle, theils durch Hunger, um-
gekommen waren. Montecucul i mußt.e sich glücklich preisen, Preß-
burg zu decken. Er warf sich in die Insel Schütt, und erhielt sie gegen
jeden Angriff der feindlichen Ueberzahl. Sein ausharrender Muth stand
für ein Heer, seine Klugheit für Magazine und Festungen.
Zu Anfang des Feldzuges vom Jahre 4664verbrannteGrafZrini
bei einem kühnen Zuge die große Eszeker-Vrücke, und General S 0 uches
zerstörte die Donau-Brücke bei Gran; doch der Großwesir rückte mit
einem frischen Heere von 70,000 Mann ins Feld, stellte die Eszeker-Brücke
wieder her, eroberte Serinwar, und wollte in Steyermark einbrechen.
Indeß waren die Reichstruppen eingetroffen, und auch 6000 Franzosen,
welche König Ludwig XlV., solche Hilfeleistung bei so dringender
Noth der Christen für eine Ehrenschuld haltend, nach Ungarn gesandt
hatte. Montecucul i nahm mit dem vereinten Heere, welches nun-
mehr 27,000 Mann zählte, seine Stellung hinter der Raab. Bald er-
schien der Großwesir, und marschirte nach einigen Versuchen, den Ueber-
gang zu erzwingen, welche die Tapferkeit der Kaiserlichen zurück schlug,
den Fluß hinauf bis zur Oisterzienser-Abtei St. Gotthard, wo derselbe
nur noch eine Breite von zehn bis fünfzehn Schritten hat. Hier kam es
am 4. August zu einer Hauptschlacht, in der die Türken eine gänzliche
Niederlage erlitten.
Zuerst gingen 3000 Gipahi, welche eben so viele Ianitscharen hinter sich auf
dem Sattel hatten, durch das Wasser, und griffen die Reichstruppen, welche
^ im Centrum des christlichen Heeres standen, so heftig an, daß die größten
Theils neu geworbenen und unversuchten Leute in Unordnung flohen, und
die Türken im Besitze des Dorfes Moggersdorf ließen. Mehrere Bataillone
der Weichenden wurden zusammen gehauen. Mit wildem Allah-Gcschrei
> dringen jetzt die übrigen Heeresthcile der Türken, durch den crsten Erfolg
in freudiger Zuversicht, in hellen Haufen über den Fluß, aber M 0 ntccu-
cul i fällt ihnen mit kaiserlichen Regimentern vom rechten Flügel her in die
Seite, der Graf von Wald eck treibt die fliehenden Reichsuölker in der
Mitte mit dem Degen in der Faust gegen oen Feind zurück, dessen Fort-
schritte nun auch hier gehemmt werden, und als auch vom linken Flügel des
verbündeten Heeres Französisches Fußvolk und Reitergeschwader unter dem
Herzog von la Feuillade in die dichten Scharen der Türken einbrechen,
gerathen diese ihrerseits in Verwirrung und Flucht. Aber nochmals wendet
sich die Schlacht. Starke Reitermassen, vom Großwesir entsendet, dringen
gegen die Flügel der christlichen Armee durch den Fluß, während weit ober-
und unterhalb des Schlachtfeldes übergegangene Scharen derselben Waffe
Montecuculi 's Truppen in beiden Seiten und im Rücken fassen. Be-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494