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324 Vierte Periode 1522 —
der Sultan mit dem größten Theile des schweren Geschützes nebst dem
Gepäck auf die linke Seite des Flusses hinüber gegangen, die Reiterei
bedeckte eben in dichten Zügen die Brücke, aber das Fußvolk Musta-
p h a's war noch dießseits und hier durch zwei im Halbkreis aufgeworfene
Wälle gedeckt. Den günstigen Augenblick zu benutzen, befahl Eugen
seinen Truppen den Angriff.
Um vier Uhr ging die schnell geordnete Schlachtlinie Eugens gegen die
Türkischen Vcrschanzungen vor, wahrend seine Artillerie von beiden Flü-
geln her ihre Wirksamkeit vornehmlich auf die Brücke richtete, über welche
sich jetzt Reiterei und Fußvolk in wilder Verwirrung drängten. Der linke
Flügel des kaiserlichen Heeres brach zuerst an der Stelle ein, wo die
Wälle der Türken an den Fluß stießen, während das Centrum dieselben von
vorn erstieg.
Von allen Seiten bedrängt, zum Theil abgeschnitten, stürzten sich
die Scharen der Türken angstvoll und betäubt in die Fluthen der Theiß.
Bis zur Dunkelheit dauerte das Gefecht, in welchem 25,NUN Osmanen
ihren Tod fanden.
»Es war,« sagt Eugen in seinem Berichte, »als ob die Sonne zögerte un-
terzugehen/ um den Triumph der christlichen Wqffen zu sehen, und mit
ihren Strahlen zu beleuchten.«
Der Sultan erblickte vom jenseitigen Ufer die Flucht und das Ver-
derben der Seinigen, und entwich voll Schrecken und Verzweiflung, ver-
kleidet nach Temeswar (11. Sept. 4697).
Am folgenden Morgen, dcm vierzehnten Jahrestag der Schlacht bei Wien,
rückten die kaiserlichen Truppen über den Fluß in das verlassene Lager,
wo sie das ganze Geschütz und Gepäck, auf 9UU0 Wagen und 6l),UM Ka-
mehlc geladen, erbeuteten. Der Großwcsir mit vielen andern Pascha's
und angesehenen Türken war geblieben. '
Mit ähnlichem Glück stritt Venedig gegen die Pforte. Schon 1684
hatte die Republik eineAllianz mit demKaiser geschlossen, und ihre Waf-
fen nach Dalmatien «nd nach Morea getragen. Ihr Feldherr, M 0 r 0-
s in i , eroberte nach und nach die ganze, an natürlichen und künstlichen
Festungen reiche Halbinsel, auch Korinth und Athen.
So viele Unfälle beugten den Stolz Musiapha's II. Zu den
Niederlagen der Türkischen Heere gesellten sich gefährliche Empörungen
in Asien. Auch die Perser drohten. Da nahm die Pforte gern die Ver-
mittlung der Seemächte an, und schloß zuCarlowitz Frieden auf 25 Jahre
(26. Jänner 1699). Vermöge desselben leistete der Sultan auf Ungarn,
Slavonien und Siebenbürgen Verzicht, und behielt bloß das Banat von
Temeswar bis an die Marosch und Theiß, dann Croatien bis an die
Unna, nebst Bosnien, Servieu und der Herzegowina. Tötö ly mit
seinen Anhängern sollte nimmer nach Ungarn zurückkommen. Der Sul-
tan versetzte ihn nach Nikomcdien, wo er zum Schankwirthe herab sank.
Er war so glücklich, in den letzten Tagen seines Lebens die Irrthümer
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494