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Vierte Periode 1522 — l?40. 325
des Protestantismus zu erkennen, und starb reuig im Schooße dcr wah-
ren Kirche (1705). Auch mit Pohlcn und mit Venedig ward Friede ge-
schlossen. Pohlen erhielt Kamiuicc, Podolicn und was die Türken in
der Ukraine besaßen, zurück, und räumte dagegen die Moldau. Vene-
dig gewann ganz Morca, nebst einigen Plätzen in Dalmaticn. An dem
Eongrrß-Orte ließ dcr Kaiser die Kapelle Marien-Frieden mit einem
Franziskaner-Kloster errichten.
S° glänzend ging üeopold I, c,us einem Kampfe, der so verderblich und
gefahrdrohend für ihn begonnen hatte, und wenn Oesterreich auch zu der-
selben Zeit, dcr neu erstandenen Französischen Macht gegenüber, am Rhein
im Nachtheil blieb; so halte ei doch hierfür den bedeutendsten Ersah i»
dem Gewinn, Ungarn gerettet, die Macht des Erbfeinde« der Christenheit
an der Donau gebrochen, dessen Siegeslauf für immer gehemmt, und ihm
die seit dem Zuge So l iman 's I I . gegen Wien länger als hundert und
fünfzig Jahre besessenen Hauptstädte und Gebiethe Nieder-UngarnL durch
ruhmwürdige Anstrengungen entrissen zu haben.
Während Kaiser Leopold I. mit dem Türkrnkricgc beschäftigt
war, ereigneten sich in seinen Erbländern mehrere denkwürdige Unglücks-
fälle. In, Jahre 46?9 brach die Pest zu Kaschau in Ober-Ungarn
aus, und richtete bald auch zu Wien, das in kurzer Zeit über 70,00a
Menschen verlor, ihre Verheerungen an. Der Kaiser rettete sich nach
Prag; aber die Pest steckte auch diese Stadt an, und raubte ihr
32,000 Menschen. Vermöge eines Gelübdes, das er zur Zeit der
Gefahr gemacht, ließ dcr Kaiser in Wien die schöne Dreifaltigkeits-
säule auf dem Graben errichten. — Zur Pest kam ei» Vaueruauf-
stand in Böhmen. Die Bauern dieses Landes waren damals noch
der Leibeigenschaft unterworfen; unzufrieden brachten sie durch Ab-
geordnete ihre Klagen und Bitten in Prag an. Ehe man jedoch
ihre Beschwerden untersuchen konnte, rotteten sie sich schon bewaff-
net zusammen. General Piccolomini rückte zwar mit zwei Re-
gimentern gegen sie, und zerstreute ihre Haufen; aber bald bildeten sich
neue Rotten, und setzten sich in den Wäldern und Gebirgen fest. Gänz-
liche Vergebung, welche den Verführten zugesichert wurde, und zweck-
mäßige Strenge, die man gegen die Rädelsführer in Anwendung brachte,
stellten die Ruhe wieder her. Hierauf wurden, um für die Zukunft ähn-
lichen Auftritten vorzubeugen, die Verhältnisse des Bauernstandes ge-
nauer bestimmt, und der wöchentliche Frohndicnst von fünf Tagen auf
drei Tage herabgesetzt. — Ein drittes Uebel waren die großen Feuers,
brünste^ welche zum Theile das Werk einer vom Rhein eingedrungenen
Bande von Mordbrennern waren. In Prag brannten, nebst der gan-
zen Iudcnstadt, über ^00 Gebäude der Alt- und Neustadt nieder, wo-
bei eine bedeutende Anzahl von Menschen umkam. Selbst die Kaiser
bürg in Wien blieb nicht verschont. Der neue Theil derselben, welcher
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494