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Vierte Periode 1522—1740.
13,000 Mann, so daß das ganze Heer nur 27,000 Mann betrug, also
nicht einmal ganz so viel, als La Feuillade's Velagerungsmacht,
geschweige denn als das sich damit vereinigende Heer des Herzogs von
Orleans und Marsin's.
Daß Eugen mit jenem Heere einen Angriff machen würde, glaubte
Niemand, aber er wagte ihn dennoch im Vertrauen auf die Untunde der
feindlichen Heerführer. Zum Erstaunen derselben rückte er am 7- Sep-
tember (1706) Früh um vier Uhr in voller Schlachtordnung gegen ihre
Linien an.
Als er beim Recognosciren von einer Anhöhe herab die unordentliche Bewe-
gung im feindlichen Lager bemerkte, sagte er zum Herzoge von Savoyen:
«Mich dünkt, diese Leute sind schon halb geschlagen.« Die Franzosen em-
pfingen ihn mit einer heftigen Kanonade; die Kaiserlichen rückten immer
schweigend weiter. Auf einmal erbonnerten alle ihre Kanonen zu gleicher
Zeit, und immer hintereinander wiederholte sich dieß furchtbare Feuer, bis
man dicht vor den Linien stand. Jetzt führte Eugen seine Scharen auf die
Verschanzungen los, während der Graf Daunzu gleicher Zeit mit zwölf Batail-
lonen einen Ausfall aus der Festung that. Es kam zu einem fürchterlichen
Handgemenge. Zweimal wurden die Kaiserlichen zurückgetrieben, aber zum
drittenmale erstiegen sie siegreich die Linien.
Innerhalb zweier Stunden war der blutigeKampf entschieden. Vom
feindlichen Heere lagen Z000 Todte und noch mehr Verwundete auf den«
Platze. Unter den Letzteren befand sich der Marschall von Marsin,
der gefangen nach Turin gebracht ward, wo er am folgenden Tage
starb. Die meisten der Entronnenen nahmen die Flucht über Pignerol
nach Frankreich. Von dem ganzen großen Heere von 80,000 Mann blie-
ben nicht 1600 beisammen.
Alle die außerordentlichen Vorrathe, welche der Herzog von La Feuil lade
zur Belagerung Turins mit sich gefühlt hatte, 20U Kanonen und Mörser,
»0,U00 Fässer Pulver, die reiche Kriegs-Casse und die Pferde von dreizehn
Regimentern abgestiegener Dragoner fielen in die Hände der Kaiserlichen.
Durch diesen einzigen Schlag war fast ganz Italien vom Feinde ge»
reinigt, und der Herzog von Savoyen in alle seine Staaten wieder ein-
gesetzt.
Eugen's Name wurde das Gespräch der ganzen Welt. Die allgemeine Be-
geisterung für diese große Begebenheit äußerte sich hie und da auf seltsame
Weise. Ein unverheirathetes Frauenzimmer in London vermachte dem Prin-
zen auf ihrem Sterbebette 12,000 Thaler, mit der Bedingung, daß sie ihm
ohne Unkosten zugeschickt würden, und ein sterbender Gärtner verschrieb ihm
die Hälfte seines Vermögens, 6llN Thaler. Die Dichter besangen seinen
Ruhm Lateinisch und Deutsch. Vom Kaiser Joseph erhielt er zum Dank
einen prächtigen Degen, und ward zum Oberstatthalter in Mailand ernannt.
Eugen überwältigte hierauf d>'e Verschanzungen am Var, drang
in die Provence, uud trug den Krieg bis unter die Mauern von Toulon.
Auch Neapel ward eine Frucht des Sieges bei Turin. Die kaiserli-
chen Truppen unter dem Grafen Daun wurden von den Neapolitanern,
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494