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Vierte Periode 1522—1740. »5?
Breisgau warf, und es einnahm (16. November). Unter diesen Um-
ständen war es nicht unwillkommen, daß V i l l a r s bei Eugen an-
fragen ließ, ob es nicht möglich wäre, daß beide an irgend einem Orte
zusammen treffen könnten, um sich über die Mittel zu einem endlichen
Frieden zu unterreden. Nachdem sich Eugen die deßfalls nöthige Voll-
macht verschafft hatte, traf er am 26. November 171Z mit dem Mar-
schall von V i l l a rs im Schlosse zu Rastadt zusammen, von den Se-
genswünschen und Gebethen jedes braven Oesterreichers begleitet.
Die meisten Schwierigkeiten bei den Unterhandlungen machte die Festung Lan-
dau, welche Ludwig durchaus behalten wollte, und die Forderung, daß
der Churfürst uon Baiern alle seine Länder und Würden wieder haben sollte,
milhin auch die, welche bereits andern Reichsfürsten zugeheilt worden wa-
ren. Auch verlangte Car l VI . , Ludwig solle versprechen, daß die bra-
ven Catalonier, die dem Oesterreichischen Hause mit rührender Treue ange-
hangen hatten und fortwährend anhingen, in den Besitz ihrer ehemaligen
Vorrechte wieder eingesetzt würden. Die Engländer hatten zwar in ihrem
Frieden dieselbe Bedingung gemacht; dem Kaiser aber, der für seine Person
eine ganze Monarchie opfern mußte, aereicht es zur besondern Ehre, daß er
sich uon diesem Zuge der edelsten Denkart leiten ließ, der offenbar aus der
reinsten Quelle floß.
Aber Frankreichs Uebergewicht war seit dem Abschlüsse des Utrechter Friedens
viel zu groß. Nach zweimonathlichem Streiten mußte Eugen doch endlich
das Meiste zugeben. So kam man denn mit einem Entwürfe zu Stande,
dem nichts als die Billigung der Monarchen fehlte, zu deren Einholung der:
selbe nach Wien und Versailles geschickt ward. Aber zu nickt geringem Er-
staunen der beiden Feldherren kam der Entwurf von Ludwig vielfach ver-
ändert und mit zwölf neuen Puncten vermehrt zurück, in welchen Forderun-
gen vorgebracht waren, an die Niemand gedacht oder die man längst schon
zurück genommen hatte. Eugen ward durch dieß Netragen des Französi-
schen Hofes so aufgebracht, daß er im höchsten Unwillen am 7. Februar 1714
Rastadt verließ, und nach Stuttgart ging. Der darüber nicht minder be-
stürzte V i l l a r s , den es schmerzte, seine glänzende Fcldherrnlaufbahn
nicht mit der Stiftung des Friedens schließen zu dürfen, reiste darauf nach
Straßburg, und legte seinem Könige schriftlich die Nothwendigkeit des Frie-
dens und das Ehrenvolle der bereits erlangten Bedingungen so eindringend
ans Herz, daß dieser seine Veränderungen und Zusätze fast ganz wieder zu-
rück nahm. Mit dieser Nachricht sandte nun V i l la rs den Marquis von
Contades nach Stuttgart, um den Prinzen zur Rückkehr nach Rastadt
einzuladen. Noch an demselben Tage (W. Februar) ging er dahin ab, und
die Unterhandlungen eilten nun rasch ihrer Beendigung entgegen.
Am 6-März kam die Friedensurkunde zu Stande, und nachdem
die Abschreiber fast die ganze Nacht daran geschrieben hatten, unterzeich-
neten sie die beiden Feldherren früh am Morgen, zwischen drei und vier
Uhr (7. März 1714) beim Schein der Lichter, und fielen einander voll
froher Begeisterung in die Arme.
Die Hauptbedingungen des Friedensschlusses zu Utrecht wurden i«
jenem von Rastadt erueuert und bestätigt. Oesterreich sollte, außer den
zu Utrecht ihm zugedachten kändern, die Insel Sardinien und einige
Französische Abtretungen in den Niederlanden erhalten; auch Mantua
sollte ihm verbleiben. Weiter gab Frankreich die inzwischen auf dem
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494