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Vierte Periode l522—l?40. ggy
Kaiser Car l Vl. in den ersten Jahren seiner Regierung gehindert, die
umfassenden Pläne thätig auszuführen, welche er zur Erhöhung des
Glückes seiner Länder entworfen hatte. Dieses schreckliche Uebel zeigte
sich in Ungarn schon zur Zeit von Carl's Krönung (1712), und nöthigte
ihn, den bereits angeordneten Reichstag zu verschieben. Die Seuche
steckte, ungeachtet der getroffenen Vorsichtsanstalten, auch die übrigen Län-
der an. Sie wüthete (1713) in Wien und Linz, welche letztere Stadt
sechs Monate lang enge gesperrt wurde, um die Ausbreitung der Anste-
ckung zu verhindern. Doch brach sie auch zu Prag gegen Ende des Au-
gustmonats 1714 aus, und wüthete bis in den folgenden Frühling, so
daß über 20,000 Menschen umkamen. Gleichzeitig fiele» in Böhmen bei-
nahe zwei Millionen Stück Hornvieh. Zu Ende des Jahres 1715 vei-
breitete sich die Ansteckung nach Kärnthen, und wüthete daselbst bis ins
folgende Jahr fort. Der Kaiser that zur Abwendung dieser furchtbaren
Leiden ein feierliches Gelübde, und errichtete vermöge desselben die
heil. Dreifaltigkeitssäule in Linz (1723), so wie iu Wien die herrliche,
ganz nach dem Modell der St. Peterskirche in Rom aufgeführte
St. Carlskirche. ^
Den Grundstein zu diesem heil. Gebäude mit der Inschrift: >><1!» oivo» i»
,,e»te servllto«« lcgte cr im Jahre 1716. Der Porticus der Kirche besteht
aus sechs Corinthische» Säulen, und trägt die Aufschrift: »Vol» mon reU-
<l»ln in «nn«i>e«li> <.ii»o»U»i» llenm.« Zu beiden Seite» desselben erheben
sich zwei prachtvolle Säulen, auf welchen die Thaten des heil. Earolus Bor:
romäus in erhobener Arbeit abgebildet sind.
Inzwischen hatten die Türken die Schlacht bei Zentha so vergessen,
daß sie den Carlowitzer Frieden brachen. Der Sultan Achmed III.
wünschte Morea wieder zu erobern, welches durch diese» Friede» an
Venedig gekommen war, und überzog diese Republik, mit Krieg (1715).
Obgleich die Venetiancr unter Anführung des hcldenmüthigcn Grafc»
von Schulenburg höchst ruhmwürdig gegen die Türkische Uebermacht
stritten, und besonders durch die glorreiche Vertheidigung vo» Corfn der
Christenheit eine der kostbarsten Vormauern erhielten; so war doch bald
Morea von den Türken eingenommen, und auch Caudia von ihnen voll-
ends erobert. Da wandte die bedrängte Republik sich an den Kaiser,
indem sie die Gewährleistung des Carlowitzer Friedens geltend machte.
Car l VI. wünschte jedoch neues Blutvergießen zu vermeiden, und war
geneigt, die Vermitteluug der Seemächte zur Wiederherstellung und Er-
haltung des Friedens anzunehmen. Plötzlich aber, im Juli 1716, er-
klärte ihm die Pforte den Krieg.
Dieser Schritt kam den Türken theuer zu stehen. Ein kleines, aber
begeistertes Oesterreichisches Heer rückte unter dem Helden Eugen ge-
gen die hundert fünfzig Tausende der Türken heran, welche mit reißen-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494