Page - 395 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Image of the Page - 395 -
Text of the Page - 395 -
Fünfte Periode 1740—1833- 295
zwischen Pirna und Königsiein zu beziehen, und dadurch de» Feind auf-
zuhalten und den Oesterreichern Zeit zu verschaffen.
Friedrich II . benutzte schonungslos die Hilfsquellen des »on ihm in Ver-
wahrung genommenen Landes. Die wohlversehenen Zeughäuser zu Dresden,
Weißenfels und Zeiz wurden ausgeräumt, und die Waffen sammt dem Ge-
schütz nach Magdeburg geschafft. Das ganze Sächsische Conferenz-Ministe-
rium ward außer Thätigkeit gesetzt, und eine Preußische kandesverwaltung
in Dresden angeordnet. In Torgau bildete sich ein Kriegs-Commiffariat,
welches durch Ausschreiben allen Einnehmern churfürstlicher Gefalle im gan-
zen Lande gebot, dieselben nicht mehr an den Landesherrn, sondern an
den König von Preußen zu entrichten. Allenthalben wurden die öffentlichen
Cassen, desgleichen die Bergwerke, die Münze und die Porzellan-Fabrik
in Beschlag genommen, und die Kanzleien versiegelt. Am meisten reizte
die Aufmerksamkeit Friedrich's das geheime Sächsische Archiv. Umsonst
stellte sich die Königin, Kaiser Joseph's I. Tochter, den eindringenden
Preußen entgegen; sie würd gewaltsam entfernt, und die Thüren des Ar-
chives wurden erbrochen. Aber vergeblich war die rohe Gewalt, denn man
fand keine einzige Urkunde, welche den Bruch des Frieden« und die ver-
übten Verletzungen des Völkerrechtes gerechtfertigt hätte.
Schnell ward von den Preußischen Truppen das kleine Sächsische
Heer in seinem festen Lager bei Pirna umzingelt. Eine Oesterreichische
Armee unter dem Feldmarschall Browne eilte zum Entsatze herbei. Am
1. October 1756 erfolgte die hartnäckige Schlacht bei dem Städtchen Lo-
wositz, in der sich beide Theile den Sieg zuschrieben, Browne, weil
er den König aus Böhmen hinausdrückte, die Preußen, weil es den
Oesterreichern nicht gelungen war, die Sachsen zu befreien. Uebrigens
lagen auf dem Schlachtfelde mehr Preußische als Oesterreichische Leichen.
Am 11. October that Browne einen neuen Versuch, den Sachsen Luft
zu machen, aber auch dieser mißlang. Hierauf wurde das Sächsische
Heer durch Hunger zur Niederlegung der Waffen gezwungen.
Die Kapitulation besagte bloß die Verpflichtung, nicht wieder gegen Preußen
zu dienen; aber Friedrich I I . , ein Zögling der Französischen Philosophie
des achtzehnten Jahrhunderts, hielt bloß den Officieren den Vertrag, und
steckte die gemeinen Soldaten unter das eigene Heer. Bald darauf h«b er
noch überdieß 90U0 Rekruten in Sachsen aus. Dieser Bruch des Völker-
rechtes brachte dem Könige -Friedrich geringen Gewinn. Die meisten
Sächsischen Krieger entrannen, und folgten ihrem rechtmäßigen Landeeherrn
nach Polilen; und wenn auch einige zurückblieben, so schadete dem Preu-
ßischen Könige der gerechte Unwille Europa's mehr, als eine Handvoll
Kriegsleute ihm nützen konnte.
Der Reichstag zu Regensburg erklärte den Einbruch in Sachsen
für einen Landfriedensbruch, und beschloß am 1?. Jänner 4?57, einen
Reichs-Grekutionskrieg gegen Preußen. Rußland und Frankreich, die
Bundesgenossen der Kaiserin M a r i a Theresia, traten in dem be-
ginnenden Kampfe nicht bloß mit den vertragsmäßig festgesetzten
Heeren, sondern als Mächte gegen Friedrich auf. Auch Schweden
schloß sich, als Garant des Westphälischen Friedens, an die Verbün«
deten an. Bloß König Georg II. von England, mit Hessen-Kassel
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494