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Fünfte Periode !<?40—l833. 427
Tafel dicht neben sich. »Zu mir, mein Herr General von Loudon, zu mir!
Ich sehe Sie viel lieber neben mir, als mir gegenüber,« Als der Baiensche
Eibfolgekneg ausbrach, «hielt er als Feldmurscball den Oberbefehl einer
Armee; derFriede erlaubte ihm aber nicht, neue Beweise seiner Feldherrn-
thätiakeit zu geben. Die g Jahre von da an bis zum Ausbruche des Krie-
ges mit dcr Pforte wandte er nach seiner Gewohnheit an, emsig zu studie-
ren. Von dem Äugenblicke an, daß Joseph ll, im Kriege wider die Tür:
ken den alten, erfahrenen Feldherrn aufrief, schwebte der Sieg vor Oester-
reichs Fahnen her. Für die Eioberung von Brlgrad schenkte Joseph dem
Sieger den ganz aus Brillanten bestehenden und im kaiserlichen Familien-
Schatz bewahrten Stern des Theresicn:Orde»s,den eigentlich nur der Mon-
arch selbst als Großmeister tragen durfte, und den nach des Helden Tode
Kaiser Leopold II. von der N^twe für 50/000 Gulden einlöste. Auch
erhielt Loudon damals, was seit dem berühmten Eugen in Oesterreich
keinem verliehen worden war, die Gewalt und den Titel eines Generalis-
simus. Ais unmittelbar darauf gegen Preußen ein Qesterreichisches Heer
in Mähren aufgestellt wurde, das mit Freuden seinen alten Führer an
seiner Spitze sah, ward Loudon im Hauptquartier zu Neutitschein, am
54. Juli 1790, vom Tode überrascht. Sein Grab zu Hadersdorf unweit
Wien in dem Park, den Maria Theresia einst ihrem Reticr aus vie-
len Gefahren geschenkt hatte, schmücken Werkstücke einer bei der Eroberung
von Belgrad aufgefundenen Grabstätte. Der Fleiß dieses großen Mannes,
sich fortwährend zu unterrichten, ließ bis ins hohe Alter nicht nach,
und die Raschheit und Kühnheit seiner Entwürfe, schien bei ihm mit den
Jahren eher zu steigen, als zu sinken. In seinem Lcb>n war er in jeder
Beziehung mäßig, und seine Bescheidenheit so groß, daß einst der Herzog von
Ahremberg dcr Kaiserin Maria Theresia, die bei einem Hoffeste
nach Loudon fragte, erwiederte: »Er steht wie gewöhnlich hinter der Thür,
und ist ganz beschämt wegen dcr Größe seiner Verdienste.«
3»r Zeit der Regierung Kaiser Leopold's I I . wurden die revo<
lutionären Vorgänge in Frankreich für Europa immer beunruhigender.
Die von Factionen zerrissene National-Versammlung, nachdem sie sich
eigenmächtig für unabhängig und consiituirend erklärt hatte, hob durch
ihre Beschlüsse nicht nur alle alten Privilegien der Provinzen', des
Adels und der Geistlichkeit auf, sondern erschütterte selbst den Thron,
und brachte das Leben des Königs und seiner Familie in die höchste
Gefahr. Sie verletzte außer dem die Rechte vieler Deutschen Reichs-
fürsten , deren Besitzungen im Elsaß und in Lothringen wie Französi-
sches Land behandelt wurden. Zahlreiche Scharen von Franzosen, welche
in ihrem Vaterlande leine Sicherheit mehr fanden, retteten sich als
Emigranten über den Rhein nach Deutschland; darunter waren Mbst
die Prinzen des königlichen Hauses. Aber Ludwig XVI. w.ird auf
seiner Flucht zu Parenncs angehalten, und gesanglich nach Paris zu-
rückgeführt. Ganz Europa entsetzte sich über diesen Frevel, wodurch
die geheiligte Würde aller Völkerfürsten entweiht wurde.
Kaiser Leopold I I . , der in Ludwig nicht bloß den König,
sondern seinen Bundesgenossen und Schwager zu retten hatte, hielt
eine Zusammenkunft mit dem Könige von Preußen, Friedrich Wi l -
helm I I . , ;u Pillnitz in Sachsen, wo sich auch die Kronprinzen vo»
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494