Page - 457 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Image of the Page - 457 -
Text of the Page - 457 -
Fünfte Periode 1740—1838. 43?
gänzliche und vollkommene Souveränität eines jeden der Fürsten aner-
kenne, aus deren Staaten nunmehr Deutschland bestehe. Gleichzeitig er-
klärten die Mitglieder des Rheinischen Bundes zu Regensburg ihre Tren-
nung von dem Deutschen Reiche.
Erklärungen dieser Art konnte der Kaiser von Oesterreich/ bei der
damahligen Lage Europa's, nur durch die Niederlegung seiner kaiserli-
chen Würde in Deutschland erwiedern. Franz I I . resignirte also am
6. August 1806 auf die Römisch-Deutsche Kaiserwürde.
Er erklärte hierbei, daß, während er alle durch den Preßburger Vertrag
übernommenen Verbindlichkeiten und die ihm nach der Wahl-Capitulaiion
als Rcichsokerhaupte obliegenden schweren Pflichten gewissenhaft zu erfüllen
gesucht habe/ die Folgerungen, welche mehreren Artikeln des Preßburger
Friedens gleich nach dessen Bekanntwerbling und bis jetzt gegeben worden
wären, so wie die Ereignisse, welche darauf im Deutschen Reiche Statt ge-
funden hätten, ihm die Ueberzeugung gewahrten, daß es unter diesen Um-
ständen unmöglich sey, die durch den Wahlvertrag eingegangenen Verpflich-
tungen ferner zu erfüllen. Dazu wäre nun die zu Paris am 12. Juli abge-
schlossene Conföderation hinzugekommen. Er sey es als« seine» Grundsätzen
und seiner Würde schuldig, auf eine Krone zu verzichten, welche nur so
lange Werth in seinen Augen hätte haben können, als er dem von Churfür-
sten, Fürsten und Ständen ihm bezeigten Vertrauen zu entsprechen, und den
übernommenen Obliegenheiten Genüge zu leisten im Stande gewesen wäre.
Er erkläre also die reichsoberhauptliche Würde durch die Vereinigung der
confüderirten Rheinischen Stände für erloschen, und betrachte sich aller über-
nommenen Pflichten gegen das Deutsche Reich für erlediget. Zugleich ent-
band er alle Gtände des Reiches und die Mitglieder der höchsten Reichsge«
lichte ihrer Pflichten, übernahm den Reichshofrath als ein erbländisches Col-
legium, empfahl das Reichskammergeiicht den vormahligen Ständen, und
erklärte, daß die sämmtlichen Deutschen Provinzen und Reichsländer seines
Hauses von nun an nur nach ihrer Vereinigung mit dem ganzen Oesterrei-
chischen Staatskörper von ihm betrachtet würden.
Auf diese Weise endigte sich das tausendjährige Römisch-Deutsche
Reich, dem das Oesterreichische Haus seit 53Z Jahren 21 Kaiser gege,
ben hatte.
Der Gang, welchen die Ereignisse seitdem nahmen, mußte für alle
noch unabhängigen Staaten Europa's im hohen Grade beunruhigend
seyn. Preußen, das einen nordischen Bund in Deutschland zu bilden
beabsichtigte, und die Bereitwilligkeit Frankreichs, Hannover an Eng-
land im Frieden zurückzugeben, erfahren hatte, rüstete sich seit dem
August 1806; allein es verlor gleich bei dem Ausbruche des Krieges durch
die doppelte Schlacht bei Jena und Auerstädt (14. October 1806) einen
großen Theil seines Heeres und Gebietes. Napoleon vernichtete meh-
rere einzelne Corps, bemächtigte sich der Hansestädte, Hannovers, der
Festungen an der Elbe und Oder, ließ die Länder des Churfürsten von
Hessen-Cassel und des Herzogs von Braunschweig in Besitz nehmen,
brachte Süd-Preußen zur Insurrektion, und gewann, nachdem er bei
Eilau (8. Februar 180?) und Friedland (14. Juni 1807) auch über die
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494