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Fünfte Periode l?40—l838. 46«
war die vollste Auflösung der Charakter des Rückzugs. Napoleon
selbst, die Hoffnungslosigkeit der Lage einsehend, verließ das Heer (5. De<
zember). Mit einigen Vertrauten eilte er auf einem Schlitten voraus
nach Wilna, und von da über Warschau, Dresden und Mainz nach
Paris, den Oberbefehl über das Heer seinem Schwager Murat über-
lassend. Aber so wenig Kriegszucht als Muth herrschte mehr in den
durch die furchtbarste Noth niedergedrückten Haufen. Kein Befehl, kein
Kriegsgesetz ward mehr geachtet. Jeder dachte nur noch auf eigene Ret-
tung. Wenigen gelang sie; denn der gräßlichste Hunger, der härteste
Frost und die nimmer ruhenden Kosaken rieben Tag für Tag ganze Scha-
ren auf. Andere gaben sich ohne Widerstand gefangen. Zerstreut, ohne
Waffen und Gepäck, leichenähnlich kamen die Ueberreste des Französi-
schen Heeres in Wilna, und von da eilig weiter fliehend am Niemen an
(14. Dezember). Nicht Eine Kanone, nicht Einen Wagen brachten sie über
diesen Fluß zurück.
In Rußland sind nach ämtlichen Berichten während der ersten Monate des
folgenden Jahres 242,UUU feindliche Leichname verbrannt oder verscharrt wor-
den, wobei auch bemerkt warb, daß der Befehl, sie zu zahlen, viel zu spät
angekommen sey, als daß die volle Summe angegeben werden könne. In Wilna
allein sind 7U,(1(1(> Menschen, die zu dieser, erst durch ihre Größe, dann durch ihren
Untergang merkwürdigen Armee gehörten, begraben worden.
Die Russen, keinen Widerstand weiter findend, rückten am Z. Jän-
ner 4812 in Königsberg ein, am 4. März in Berlin, am 22. in Dres-
den; außer in Danzig und den Festungen an der Oder gab es bis in die
Gegend von Magdeburg keine Franzosen mehr. Die Oesterreichischen
Hilfstruppen unter Schwarzenberg hatten sich nach der Einnahme
von Warschau nach Galizien gezogen, und die Preußischen unter Jork,
in Folge einer mit Wittgenstein abgeschlossenen Uebereinkunft, nach
West-Preußen. Der Vice-König von Italien nahm mit den Französischen
Truppen, die er in der Eile zu sammeln im Stande gewesen war, hinter
Magdeburg, an den Harz gelehnt, eine gedrängte Stellung.
Dieser schnelle Wechsel des Glückes war der Vorbote einer wichti-
gen Veränderung in den gesammten politischen Verhältnissen Europa's.
Die zu Stande gekommene Verbindung zwischen Rußland, Schweden
und Großbritannien,
das seit dem Tage von Trafalgar mit seinen siegreichen Flotten immer enger
alle Küsten des Europäischen Festlandes umgürtete,
bot allen übrigen Staaten einen Vereinigungspunct gegen Napoleon's
Gewaltherrschaft dar. Preußen, längst rühmlich vertraut mit dem Ent-
schlüsse, das Aeußerste zu wagen, griff zu den Waffen, und schloß zu
Kalisch (20. Februar 1812) ein Bündniß mit Rußland. Mecklenburg,
Hamburg und Lübeck thaten ein Gleiches. Allenthalben eilten die unge-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Title
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Author
- Leopold Haßler
- Publisher
- Ignaz Klang
- Location
- Wien
- Date
- 1842
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.31 x 20.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494