Page - 199 - in Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Image of the Page - 199 -
Text of the Page - 199 -
199Königliche
Reisen |
Hochtouren in den Alpen durchzuführen, wie etwa zur Capanna Gnifetti, zu
der in späteren Jahren zu ihren Ehren benannten Rifugio Margherita, oder auf
Berggipfel wie die über 4600 Meter hoch gelegene Dufour-Spitze und die über
4200 Meter über dem Meer gelegene Vincent-Pyramide, einem der Gipfel des
Monte-Rosa-Massivs.225
1890 verbrachte die Königin eine Woche in dem alpinen Ceresole Reale, bevor
sie am 22. Juli erneut in Gressoney226 ankam. Auch dieses Mal wurde bereits im
Vorfeld immenser organisatorischer Aufwand seitens des administrativen Per-
sonals in Turin betrieben, so wurden jene etwa von dem Minister Rattazzi von
Rom aus informiert :
Im Falle, dass Ihre Majestät die Königin auch dieses Jahr einen Aufenthalt im Häus-
chen des Herrn Baron Peccoz in Gressoney unternimmt, müssen sie, wie im letzten
Jahr, diese Lokalität mit diversen Objekten und Effekten ausstatten wie Tischtücher,
Bettwäsche, Porzellan etc.227
Margherita soll die Bewohnerinnen und Bewohner durch ihre beeindrucken-
denWanderungen verblüfft und sogar die Ausdauer des Barons Peccoz übertrof-
fen haben. Romano Bracalini beschrieb in seiner Biographie über die Königin
ihre Motivation folgendermaßen : »Sie will die unerwartetsten und einsamsten
Orte erreichen, um so weit wie möglich von allem und allen entfernt zu sein.«228
Anfang August brach Margherita trotz schlechten Wetteraussichten frühmor-
gens von Gressoney aus auf, um an der Feier der Patronin Madonna delle Nevi
teilzunehmen. Bereits nach der ersten Stunde des Aufstiegs wandelte sich der
225 Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S.
124 f.
226 Von dem Aufenthalt in Gressoney 1890 ist eine von vielen Anekdoten der Zeit der Königin in
den Alpen überliefert : So soll Margherita nach einer Wanderung eine Bäuerin angetroffen und
diese nach ihrer Herkunft gefragt haben, mit den Worten, ob sie aus Gressoney stamme. Die
Bäuerin, welche die Königin nicht erkannte, habe geantwortet, dass dem so sei und ob denn Mar-
gherita selbst auch von Gressoney komme. Die Hofdame, welche mit der Königin unterwegs war,
habe daraufhin intervenieren wollen, doch die Königin habe sie unterbrochen, um sich weiterhin
ungezwungen mit der Bäuerin unterhalten zu können. Roux, Onorato, La prima Regina d’Italia,
S. 253.
227 »Nella probabilità che S.
M. la Regina prenda, anche quest’ano, soggiorno nella Casina del Signor
Barone Peccoz a Gressoney, dovendosi provvedere, come nel scorso anno, quella località di varii
oggetti ed effetti come biancherie da tavola e da letto, porcellane et.« AST, Il Ministro Rattazzi
all’Aministrazione della Real Casa di Torino, Roma, 2 luglio 1890.
228 »Volle raggiungere i luoghi più impensati e solitari per stare il più possibile lontano da tutto e
tutti.« Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S.
150.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289