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202 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
Besuch vermerkte sie in dem dort vorliegenden Album : »Denn hier verlässt man
[den Ort], wo man so fröhliche und glückliche Tage verbracht hat, die Trennung
wird weniger qualvoll im Gedanken, dass sich im Abschied schon wieder der
Beginn einer nächsten Rückkehr abzeichnet, so Gott will !«235
Nicht nur in der Villa Stafel, sondern bereits ab 1889 auch in derjenigen in
Gressoney lagen bis 1899 zwei Alben bereit, in welche die Königin ihre Ge-
danken zu ihren Aufenthalten in den Bergen niederschrieb.236 Am 14. August
desselben Jahres stieg die Königin zudem zu der rund 3650 Meter über dem
Meer gelegenen Capanna Gnifetti, einem wissenschaftlichen Observatorium auf,
welches nach zweijährigen Konstruktionsarbeiten nun getauft werden sollte.237
1892 befand sich Margherita bereits zum dritten Mal in Gressoney in der
Villa Peccoz. Der Contessa Marcello berichtete sie über ihre dortigen Aufent-
halte : »Hier lebt es sich so gut, so ruhig, das Land ist sehr schön, das Haus so
komfortabel und die Luft so rein ! Die Stunden, während derer ich nicht spaziere,
sticke ich, male oder lese.«238 Bereits in diesen frühen Jahren ihrer dortigen Auf-
enthalte schwärmte sie von der »kompletten Ruhe, der vollständigen Erholung
der Nerven«239, welche sie nur in der »vita selvaggia«240 in den Bergen fände.
Wie Carlo Casalegno relativiert, war das Leben der Königin aber keineswegs
mit demjenigen der dortigen Anwohner zu vergleichen. Umgeben von Hofda-
men, männlichen Adeligen und Funktionären erschien das Dasein von Marghe-
rita in Gressoney höchstens »wild« im Vergleich zu ihrem Leben im Palazzo
del Quirinale in der Hauptstadt Rom. Sie bestieg die Berge und Gletscher der
italienischen und zuweilen schweizerischen Alpen nicht inkognito und die Be-
wohnerinnen und Bewohner von Gressoney bereiteten sich jeweils intensiv auf
ihre Besuche vor :
Die Einwohner von Gressoney-Saint-Jean, wenn sie von der nächsten Ankunft der
Souveränin erfuhren, errichteten Myrtebögen, schmückten die Häuser, spannten Will-
235 »Quando ci si lascia dove si sono passate delle giornate così gioiose e felici, la separazione diventa
meno penosa attraverso il pensiero che nell’addio si profila già l’inizio di un prossimo ritorno, con
la volontà di Dio !« Ebd., S. 137.
236 Ebd., S. 136.
237 Del Bianco, Nino, Margherita di Savoia. Regina di cuori nell’Italia unita, S.
211.
238 »Qua si sta così bene, così tranquilli, il paese è tanto bello, la casa così confortevole e l’aria così
pura ! Le ore che non passeggio, ricamo, dipingo o leggo.« Carteggio, alla contessa Marcello, lettera
del 2 agosto e del 16 giugno 1892, zitiert in : Casalegno, Carlo, La regina Margherita, S. 134.
239 »tranquilità completa, il ristoro intiero dei nervi«. Carteggio, alla contessa Marcello, lettera del
16 giugno 1892, zitiert in : Casalegno, Carlo, La regina Margherita, S. 134.
240 Ebd., S. 134.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Title
- Die Macht auf dem Gipfel
- Subtitle
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Author
- Eva Bachmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289