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Vorwort10
umsonst haben Jozef IJsewijn und Dirk SacrĂ© ihrer Ăberblicksdarstellung, der bis-
lang einzigen zur nlat. Literatur insgesamt, nicht den Titel einer Literaturgeschichte,
sondern ânurâ den eines Companion gegeben (Companion to Neo-Latin Literature, 2
Bde., Löwen 1990â1997).
Eine vielversprechende Möglichkeit, sich allmÀhlich einer Geschichte der nach-
antiken, insbesondere der nlat. Literatur anzunÀhern, besteht darin, die Arbeit nach
geographischen Gesichtspunkten aufzuteilen und stĂŒckweise zu bewĂ€ltigen : Wenn
die einzelnen Forscher jeweils ein Gebiet bearbeiten, dessen politische Geschichte,
Kultur- und Geistesgeschichte ihnen vertraut sind, dessen BibliotheksbestÀnde sie
kennen und einsehen können, dĂŒrfte sich die FĂŒlle der Texte und zu berĂŒcksichti-
genden Aspekte am ehesten bewÀltigen lassen. Was die geographischen Einheiten
betrifft, die einem solchen Unterfangen zu Grunde zu legen wÀren, so bieten sich
(neben diversen anderen Möglichkeiten wie z.B. den groĂen stĂ€dtischen Zentren)
insbesondere die spĂ€tmittelalterlichen und frĂŒhneuzeitlichen Territorien an, die, zu-
mindest in Mitteleuropa, wĂ€hrend eines GroĂteils des Untersuchungszeitraums die
wichtigsten politisch-geographischen Einheiten waren.
Ein solcher regionaler Zugang wurde allerdings unseres Wissens noch nicht er-
probt. Wenn historische Darstellungen der nlat. Literatur sich auf geographische
Teilbereiche konzentrieren, so handelt es sich dabei stets um gröĂere Gebiete, die
hĂ€ufig mit modernen Nationalstaaten identisch sind. Dies gilt etwa fĂŒr die ver-
dienstvollen Arbeiten von Georg Ellinger (Geschichte der neulateinischen Literatur
Deutschlands, 3 Bde., Berlin/Leipzig 1929â1933), James Binns (Intellectual Culture
in Elizabethan and Jacobean England. The Latin Writings of the Age, Leeds 1990),
Minna Skafte-Jensen (A History of Nordic Neo-Latin Literature, Odense 1995) und
Hans Helander (Neo-Latin Literature in Sweden in the Period 1620â1720, Uppsala
2001). Die groĂe geographische Spannweite erzwingt in diesen FĂ€llen jeweils ander-
weitige EinschrÀnkungen, z.B. auf eine bestimmte Epoche, einzelne Gattungen oder
gedruckte Texte.
Die Latinitas des historischen Tirol, also des heutigen Nord-, Ost- und SĂŒdtirol
sowie des Trentino, stellt fĂŒr eine regionale Literaturgeschichte einen vielverspre-
chenden Gegenstand dar : Das Land durchlief seit seiner Genese als politische Ein-
heit im spĂ€ten 13. Jh. eine verhĂ€ltnismĂ€Ăig kontinuierliche territoriale und politische
Entwicklung. Dementsprechend besitzt auch sein kulturelles und literarisches Leben
eine gewisse KohÀrenz, so dass man seine lat. Literatur sinnvoll als geographisch-
historische Einheit behandeln kann. Gleichzeitig ist Tirol als Durchgangsland zwi-
schen den beiden kulturellen und literarischen RĂ€umen Italiens und Deutschlands,
durch das jahrhundertelang neue Entwicklungen und Ideen den Weg ĂŒber die Alpen
fanden, auf vielfÀltige Weise in das geistige Leben der Vormoderne insgesamt einge-
bunden. Vieles von dem, was auf die Tiroler LatinitĂ€t zutrifft, dĂŒrfte sich deshalb,
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Ć ubariÄ
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Ć ubariÄ) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Ć ubariÄ) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Ć ubariÄ) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur GrĂŒndung der UniversitĂ€t (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Ć ubariÄ) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Ć ubariÄ) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593