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Epochenbild 57
Städte
Lateinschulen
Universitäten
Literatur-
produktion
vorhanden, die nicht nur fĂĽr den kirchlichen Nachwuchs, sondern auch fĂĽr Laien
zugänglich war. Dazu kamen ab dem 14. Jh. Schulen in den Städten (s.u.).
Im Spätmittelalter kam es zu einer starken Zunahme städtischer Zentren, die
sich neben ihrer ökonomischen Bedeutung zu einem wichtigen Faktor für die Bil-
dung und das kulturelle Leben des Landes entwickelten. Zu den bereits bestehen-
den Tiroler Städten Innsbruck und Bozen verliehen Meinhard II. und seine Söhne
auch Meran, Sterzing, Glurns und Hall das Stadtrecht. Im Hochstift Brixen wurde
neben Bruneck und der bischöflichen Stadt Brixen selbst auch Klausen im Jahre
1308 zu einer Stadt erhoben. Im Machtbereich des FĂĽrstbischofs von Trient entwi-
ckelte sich neben Trient und Riva auch Rovereto zur Stadt, die allerdings erst im 15.
Jh. unter venezianischer Herrschaft zu wirklicher Bedeutung gelangte. In den erst
Ende des Spätmittelalters an Tirol angegliederten Territorien war im Görzer Gebiet
Lienz die einzige Stadt, während in den zunächst noch bayerischen Gerichten im
Unterinntal neben dem schon 1271 gegrĂĽndeten KitzbĂĽhel im Laufe des 14. Jhs.
Kufstein und Rattenberg in den Rang einer Stadt erhoben wurden.
Die Städte ergänzten das kirchliche Bildungsangebot im Land durch die Grün-
dung von Lateinschulen (deutsche Schulen kamen erst ab der zweiten Hälfte des
15. Jhs. auf), die von einem von der jeweiligen Stadt approbierten, akademisch ge-
bildeten Schulmeister geleitet wurden. Die ersten solchen Lehrer sind im Jahr 1237
in Bozen und Lienz bezeugt. Von 1295 bis zum Ende des 15. Jhs. finden sich zahl-
reiche Belege für Lehrer bzw. Schulen in allen Städten des Landes (mit Ausnahme
von Brixen und Trient, wo ja eine Domschule vorhanden war).
Eine höhere Bildung, als sie die Domschulen boten, konnte man in Tirol nicht
erwerben – Bildungswillige mussten sich zum Universitätsstudium ins Ausland
begeben. Tiroler Studenten findet man im Spätmittelalter nicht nur an den näher
gelegenen Universitäten wie Padua, Bologna oder Pavia inskribiert, sie reisten auch
nach Paris, Prag oder Heidelberg und brachten bei ihrer RĂĽckkehr wichtige kul-
turelle Impulse nach Tirol. Nach der Ăśbertragung des Landes an die Habsburger
wählten besonders viele Tiroler die von diesen gegründete Universität in Wien als
Studienort.
Trotz der insgesamt nicht ungünstigen Bildungsvoraussetzungen fällt die Bilanz
der lat. Literaturproduktion unter den Meinhardinern und den frĂĽhen Habsbur-
gern (vor Friedrich IV.) äußerst bescheiden aus. Dabei ist zu bedenken, dass etliche
Werke verloren gingen, wie z.B. die ältesten Statute von Trient oder die Predigten
des Stamser Mönchs Marcus von Lindau (der sich nach seinem Studium in Paris
um die Mitte des 14. Jhs. einen Ruf als hervorragender Prediger erworben hatte) ;
andererseits stammt ein guter Teil der vielen in Tirol als Unikate ĂĽberlieferten an-
onymen Texte wahrscheinlich aus Tirol, auch wenn sich ein endgĂĽltiger Beweis
dafür nicht erbringen lässt. Sieht man von einzelnen Texten ab, die eher zufällig in
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593