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80 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser MaximiliansÂ
I. (1519)
Adressaten
VerstÀndnis-
schwierigkeiten (sic, nicht Galatea ; offenbar ein Pseudonym), 29 geht auf die unglĂŒckliche homo-
sexuelle Liebe eines Freunds ein. Von den Versuchen diverser Maler, die schöne
Dichterin Laura Schioppa zu portrĂ€tieren, handeln carm. 21â28. Die verschiedens-
ten Personen bittet Lagarino um Hilfe bei der Lösung eines RÀtselgedichts seines
Kollegen Panfilo Sassi (105 Anm. 46), in dem ein âgriechisches Pferdâ eine wichtige
Rolle spielt (carm. 16, 20, 30â38,1). Einige Epigramme thematisieren seine Tren-
nung von seinen Freunden, seine Zuneigung zu und seine Sehnsucht nach ihnen
(carm. 10,2, 11,2, 14), in einigen weiteren erteilt er ihnen moralische RatschlÀge
(carm. 1, 4) oder bittet sie um Geld (carm. 3). Ein interessantes EinzelstĂŒck ist
carm. 2,1, ein Grabepigramm fĂŒr einen RĂ€uber, der Lagarinos Heimattal unsicher
gemacht hat ; es dĂŒrfte an ein angebliches Distichon des jungen Vergil auf den ge-
steinigten RĂ€uber Ballista anknĂŒpfen (Suet. vita Verg. 17).
Unter den rund zwanzig Adressaten stehen einige zu Lagarino in verwandt-
schaftlicher Beziehung ; so sind etwa carm. 6 und 7 an seinen Onkel, einen Pries-
ter in Ala, gerichtet. In erster Linie handelt es sich aber um befreundete Dichter,
unter denen Giacomo Guariento aus Verona (carm. 12â15, 23, 34) und der schon
genannte Panfilo Sassi aus Modena (carm. 29â32) hervorzuheben sind. Die meis-
ten dieser Kollegen stammen aus Oberitalien. An Tiroler Kontakten sind v.a. die
sonst unbekannten Trientner Alberto Alberti (carm. 10) und Petrus Antonius Ia-
nonius (carm. 11) sowie einige Angehörige der Familie Betta (carm. 1, 3, 40â42)
zu nennen, der wir ja die Ăberlieferung des Corpus verdanken. Mitunter begeg-
nen âBriefpaareâ, d.h. ein Gedicht Lagarinos an einen Dichterfreund sowie dessen
Antwort oder umgekehrt (carm. 10, 11, 17, 29, 38). Einmal lÀsst sich dabei ein
scherzhafter Dichterwettstreit feststellen : Lagarino vertritt gegenĂŒber Guariento
die These, Ursache aller Kriege seien die Frauen, wogegen dieser der Habgier die
Schuld gibt (carm. 15).
Ein betrÀchtlicher Teil der Gedichte ist schlecht bis gar nicht verstÀndlich. Dies
ist z.T. auf Papaleonis korrupten Text zurĂŒckzufĂŒhren, z.T. aber auch darauf, dass
die âKorrespondenzâ zwischen Lagarino und seinen Freunden sich in vielen FĂ€llen
auf ein gemeinsames Wissen bezieht, das heute kaum mehr rekonstruierbar ist. So
richtet z.B. in carm. 16 Lagarino folgende Verse an den Veroneser Dichter Giro-
lamo VeritĂ , um ihm die Poesie des gemeinsamen Freundes Pier Leoni de Ceneda
alias Cinzio Acedese zu empfehlen : Orphea saxa ferae mirentur, Ariona delphin, /
Musaeum Elysii spiritus omnis agri. / At tu scirpidici mirare, Hieronyme, Cynthi /
Numina, Thebanas testificantis aves. (âOrpheus mögen Felsen und Tiere bewundern,
Arion der Delphin, Musaios jeder Geist der Elysischen Felder. Aber du, Hierony-
mus, bewundere das Walten des rÀtselhaft redenden Apollo, der die thebanischen
Vögel zu Zeugen anruft.â) Dass de Ceneda in Anspielung auf sein Pseudonym, das
zugleich ein Beiname des Apollo ist, als Inkarnation des Dichtergottes gepriesen
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Ć ubariÄ
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Ć ubariÄ) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Ć ubariÄ) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Ć ubariÄ) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur GrĂŒndung der UniversitĂ€t (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Ć ubariÄ) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Ć ubariÄ) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593