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108 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser MaximiliansÂ
I. (1519)
Entstehung
Stil
Giovanni da
Parma
Mirabilia Friedrich formulierten Einleitungspassage des ältesten Urbars von Stams (in der
Edition von Köfler 1978, 1–4) überein.
Die historischen Notizen dĂĽrften in ihrer Gesamtheit bald nach der Kirchweihe
1284 niedergeschrieben worden sein (Meinhard trägt noch nicht die ihm nach sei-
ner Rangerhöhung im Jahre 1286 zustehende Bezeichnung Herzog von Kärnten)3
und sind zweifellos in der NeugrĂĽndung selbst entstanden. Ob auch der erste Teil
von Abt Friedrich (1279–1289) verfasst worden ist, kann nicht entschieden werden
(vgl. Köfler 1995).
Der einfache Stil der Aufzeichnung ist stark durch die urkundlichen Vorlagen
geprägt. Anklänge an Bibelzitate und liturgische Wendungen entsprechen der geist-
lich-mönchischen Bildungstradition.
Das nächste wichtige Werk stammt aus dem Süden Tirols von Giovanni da
Parma : Der kĂĽnftige Domherr von Trient wurde in Calestano sĂĽdlich von Parma
geboren. Wohl im Zusammenhang mit mehreren Landsleuten aus Parma, die sich
seit der zweiten Hälfte des 13. Jhs. in Trient niedergelassen und dort wichtige Funk-
tionen v.a. als Geistliche, Richter, Notare und Ă„rzte erlangt hatten, kam auch Gio-
vanni in die Bischofsstadt an der Etsch. Er ist seit dem Jahre 1347 als Kanoniker
im Kapitel von Trient bezeugt. In dieser Institution sowie in der Verwaltung der
Diözese nahm er lange Zeit hindurch verschiedene wichtige Aufgaben wahr. Das
letzte sichere Lebenszeugnis des Kanonikers stammt aus dem März 1381.
Wohl um das Jahr 1371 herum entschloss sich Giovanni da Parma, die Mirabilia,
die ganz besonderen Ereignisse, die er erlebt hatte, zum Gedächtnis für die Nach-
welt festzuhalten. Zwei Nachträge dürften aus der Zeit von 1373–1375 und 1377
stammen.4 Zunächst beschreibt der Autor die Folgen des großen Erdbebens vom 25.
Januar 1348 in Trient und erwähnt kurz auch die großen Verwüstungen in Friaul
und in Deutschland (Kärnten). Wesentlich ausführlicher ist sodann die Berichter-
stattung ĂĽber die Pest, die Anfang Juni des gleichen Jahres in Trient zu wĂĽten be-
gann. Symptome und Verlauf der tödlichen Krankheit werden ebenso eindringlich
und in vielen Einzelheiten geschildert wie die lokalen wirtschaftlichen Folgen der
Seuche, die sich insbesondere im Mangel an Arbeitskräften und in extremen Preis-
schwankungen äußerten. Genau registriert Giovanni auch fünf verschiedene, zeit-
lich aufeinander folgende Pestepidemien (bis herauf in die Jahre 1373–1374), wobei
3 Die bei Wiesflecker/Rainer 1952, Nr. 36 (s) vorgeschlagene Datierung des Chronicon (nach 1335)
ist nicht stichhaltig, denn die im Text erwähnte Beerdigung von vier Nachkommen Meinhards
und der Elisabeth in Stams bezieht sich offensichtlich nicht auf die den Vater überlebenden Söhne,
sondern auf frĂĽh verstorbene Kinder.
4 Überlieferung : BCT, ms. 4, 234–238 ; davon weitere Kopien : BCT, ms. 6, 224–230 ; BCT, ms. 8,
Bl. 107r–109v ; Editionen : Pezzana 1837, 50–53 ; überholt durch Curzel/Pamato/Varanini 2001,
236–239.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593