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112 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser Maximilians
I. (1519)
Geschichtsbild zugunsten der klösterlichen Gemeinschaft. Vor allem für die Zeit nach etwa 1300
werden die Texte durch eingestreute Bemerkungen ergänzt. Der zweite Abschnitt
soll das Wirken der 16 Äbte würdigen, die bis auf die Tage Goswins herauf Mari-
enberg regiert haben. Wiederum begegnen zahlreiche Urkundentexte als eine Art
Dokumentation der Rechte und Besitzungen des Klosters. In diesem Zusammen-
hang wird aber auch von den Taten und Untaten der im Vinschgau dominierenden
Geschlechter (Herren von Tarasp, Vögte von Matsch, Herren von Reichenberg)
eingehender berichtet. Das besondere Interesse Goswins gilt den Beziehungen sei-
nes Klosters zum zuständigen Diözesanbischof von Chur, v.a. den vom Oberhirten
gestellten finanziellen Ansprüchen. Etwas ausführlicher wird auf die dramatischen
Ereignisse in Tirol in den 40er-Jahren des 14. Jhs. eingegangen (Vertreibung des
Luxemburgers Johann-Heinrich, Regierung der Margarethe Maultasch und Ludwig
des Brandenburgers, Pest von 1348). Auch in diesem Abschnitt sind ohne systema-
tische Ordnung weitere Notizen und Verzeichnisse von Äbten, Tiroler Landesfürs-
ten, Wohltätern des Klosters sowie deren Verdienste und Todestage festgehalten.
Noch weniger eine bewusste einheitliche Gestaltung im Sinne einer historischen
Darstellung verrät der dritte Hauptteil des Registers, in dem wiederum im Wesent-
lichen nur Texte von Urkunden aneinandergereiht sind. Dabei hat Goswin seine
Vorlagen nicht nur in ihrem Wortlaut genau wiedergegeben, sondern sie auch gra-
phisch sehr penibel nachgezeichnet – bis hin etwa zur Gestaltung der besonderen
Zeichen in den Papsturkunden (Rota, Benevalete) und den Unterschriften der Kar-
dinäle. In bunter Folge reihen sich dann weitere, auch zeitlich nicht geordnete Ur-
kundenkopien, Formulare und Einkünfteverzeichnisse und ähnliche Schriftstücke
an. Insgesamt erweckt dieser Teil den Eindruck einer Materialsammlung ohne jede
erkennbare einheitliche Durchgestaltung. Eine Ausnahme machen nur die Darle-
gungen über die 60er-Jahre, wo etwas ausführlicher auf den Übergang Tirols an die
Habsburger (1363) und die darauf folgenden Ereignisse eingegangen wird.
Goswin hat sich wohl kaum als Geschichtsschreiber im klassischen Sinne be-
trachtet (vgl. Kastner 1974). Seine Motivation formuliert er im ersten Buch seines
Registrums selbst folgendermaßen (Roilo/Senoner 1996, 58–59) :
Nam quid prodest scire nostrum monasterium fundatum esse a prefato domino Udalrico de
Traspes bone recordacionis, nisi eciam sciatur, [qu]ibus bonis, libertatibus ac iuribus per eum et
per alios Christi fideles sit preditum et confirmatum.
Was nützt es denn, von der Gründung unseres Klosters durch Herrn Ulrich von Tarasp
gesegneten Andenkens zu wissen, ohne auch die Güter, Freiheiten und Rechte zu kennen,
mit denen er und andere Christgläubige es ausgestattet und gefestigt haben ?
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593