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Geschichtsschreibung 119
Einordnung in die
Simon-Literatur
Konrad Wenger
Belligraphia
Inhalt
Am Beginn der Schrift verweist Tiberinus auf sein frĂĽheres Werk, in dem er die
Simon-Geschichte dargestellt hat, einen 1475 nach Brescia geschickten Brief (vgl.
hier S. 68–69). In der nur ein Jahr später erschienenen Hystoria completa ist die
Darstellung umfassender und v.a. um den Teil der Wundererzählungen erweitert,
die für ein mögliches Selig- und Heiligsprechungsverfahren von großer Bedeutung
waren. Am auffälligsten ist jedoch die starke Durchsetzung der ersten beiden Teile
des Textes mit dichterischen Elementen und der vollständige Wechsel zur gebunde-
nen Form im dritten Teil. Das Werk markiert somit einen Wendepunkt in der lite-
rarischen Produktion des Tiberinus, denn nach 1476 wird er sich des Simon-Stoffes
ausschlieĂźlich in Gedichten annehmen.
AbschlieĂźend ist eine historische Monographie ĂĽber die Venezianerkriege Her-
zog Sigmunds zu besprechen : Konrad Wenger aus Immenstadt im Allgäu (Baye-
risch Schwaben) gebürtig, besuchte mehrere Universitäten, darunter Leipzig und
Bologna, und erlangte einen Studienabschluss in bĂĽrgerlichem und kanonischem
Recht. Als Kleriker war er zunächst in der Umgebung des Bischofs von Konstanz
tätig, 1465 ist er als Domherr von Chur und seit dem Jahr 1472 als Kaplan bzw. Rat
des Tiroler Landesfürsten Sigmund bezeugt. In dessen Diensten bewährte er sich in
der Folge auch in vielen diplomatischen Gesandtschaften. Seit dem Jahr 1477 ge-
hörte Wenger auch dem Domkapitel von Brixen an und nahm in diesem Gremium
zahlreiche wichtige Funktionen und Aufgaben wahr. In Brixen, in seiner Heimat
Immenstadt sowie in Sonthofen betätigte er sich als Wohltäter, indem er Spitäler
und Stiftungen begrĂĽndete. Konrad Wenger ist am 10. Juni 1501 gestorben und im
Kreuzgang von Brixen begraben.12
Unter dem Titel Belligraphia cum Apologetico inter Sigismundum Archiducem
Austrie et Dominium Venetum („Beschreibung des Krieges zwischen Erzherzog Sig-
mund von Ă–sterreich und der Herrschaft von Venedig mit einer Verteidigungs-
schrift“) ist eine kurze Abhandlung Konrad Wengers überliefert, die den Verlauf des
sogenannten Venezianerkrieges zwischen Erzherzog Sigmund und Venedig im Jahre
1487 beschreibt.13 Die Autorschaft Wengers fĂĽr ein Lehrbuch zum Unterricht an
der Domschule ist eher zweifelhaft (Worstbrock 1999, 854–855).
Wenger widmet die Belligraphia seinem Herrn, dem Tiroler LandesfĂĽrsten Erzher-
zog Sigmund, und allen aus der Germania, die auf dem Feld bei Calliano gekämpft
haben. Die AusfĂĽhrungen verstehen sich als entschiedene Antwort auf die nach Wen-
12 Zu seiner Biographie vgl. Santifaller 1924, 510–511 (mit weiterführenden Hinweisen) ; Worstbrock
1999 (mit wesentlichen neuen Erkenntnissen zur frĂĽhen Biographie Wengers und Hinweisen auf
Editionen) ; BBKL 22, 1510–1513.
13 Original : BSB, clm 388, Bl. 282 (290)r – 285 (293)v. Moderne Ausgabe (mit italienischer Überset-
zung) : Chiusole 1987.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593